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Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sprechen. Deshalb sind Sie
hier, Miss Seidlitz. Sie sind mein Köder für die beiden, wenn’s recht ist.«
    »Es ist mir aber nicht recht!«
    »Das wiederum ist ziemlich
gleichgültig, finden Sie nicht auch?« Sie lächelte.
    Ihr Lächeln war eher eine
häßliche Grimasse, trotzdem wurde mir innerlich warm davon: Ich kochte vor Wut
— aber ich kochte nicht über, denn schließlich hielt sie alle Trümpfe in der
Hand.
    »Wenn Sie Johnny Rio auftreiben
können, dann können Sie mehr als ich«, erklärte ich ihr. »Und das kann ich kaum
glauben.«
    »Was soll das heißen?«
    »Seit gestern
abend war er nicht mehr in seiner Wohnung«, sagte ich. »Und im Büro hat
er sich auch den ganzen Tag nicht blicken lassen.«
    »Am Ende lebt er gar nicht
mehr«, meinte sie lässig.
    Da hatte sie es ausgesprochen!
Der Gedanke verfolgte mich schon den ganzen Tag, und ich hatte mich bemüht, ihn
immer wieder zu verdrängen. Aber jetzt, da sie es sagte, glaubte ich, es sei
wirklich so — und mich wandelte ein Gefühl wachsender Verzweiflung an.
    Die Witwe Stern brannte sich
eine Zigarette an, mit einem leicht gequälten Ausdruck. »Ruf in Rios Büro an«,
sagte sie zu Terry. »Wenn er da ist, soll er gleich herkommen. Sag ihm,
seine... Matratzenmitinhaberin sei schon da.« Sie betrachtete mich mit einem so
gehässigen Grinsen, daß ich es ihr am liebsten aus dem Gesicht getrampelt
hätte.
    »Sie sollten nicht so neidisch
sein, meine Liebe.« Ich lächelte süß. »Es ist ganz leicht, an einen Mann zu
kommen, man braucht dazu nur ein halbwegs hübsches Gesicht und eine passable
Figur. Warum versuchen Sie es nicht mal mit zwei, drei Schönheitsoperationen?«
    Sie warf die Zigarette weg und
erhob sich, bleich vor Zorn. »Bring sie weg, mir aus den Augen!« herrschte sie
Terry an. »Schließ sie ins Loch. Ich will dieses Miststück lehren, sich zu
benehmen — und wenn ich sie umbringen muß!«
    Terry packte mich am Ellbogen
und drängte mich ins Haus. »Du solltest lieber die Klappe halten, Puppe«, sagte
er leise. »Wenn die Dame böse wird... mein lieber Mann! Sie weiß dann nicht
mehr, was sie tut, glaub’s mir. Ich bin lange genug
im Haus, ich kenn’ mich aus.«
    Terry öffnete eine Tür, hinter
der jener Raum lag, den die Witwe Stern als Loch bezeichnet hatte. Die
Bezeichnung war nicht mal schlecht. Der Raum besaß kein einziges Fenster. Nur
das sanfte Surren der Klimaanlage bewahrte mich vor Beklemmungen.
    »Mach dir’s gemütlich, Puppe«,
sagte Terry und gab mir einen Stoß, der mich quer durch den Raum warf.
    »Recht herzlichen Dank!«
    »Nur die Ruhe.« Er grinste, und
das stand ihm sogar ganz gut, wenngleich es sich nicht auf seine Augen
erstreckte. Die blieben eiskalt wie immer. »Die Welt kommt schon mal ohne dich
aus«, wiederholte er sanft. Dann ging er hinaus. Ich hörte, wie sich der
Schlüssel im Schloß drehte.
    Ich begann auf- und abzugehen,
als wartete ich auf den Löwendompteur. Meine Wut wuchs von Minute zu Minute.
Bis jetzt hatte ich der Witwe Stern ja nachgegeben, weil sie diese Fotos besaß
und ich Rafael keinen Ärger machen wollte, aber nun machte ich mir mehr Sorgen
um Johnny als um Rafael. Jedesmal, wenn ich an die Witwe dachte, hätte ich am
liebsten ausgespuckt.
    Dann öffnete sich plötzlich die
Tür, und sie kam herein. Ich blieb stehen und starrte sie an — das Bild war
komplett, nur enthielt es keinen Dompteur, sondern eine Dompteuse.
Wahrscheinlich war’s ihr zu Kopf gestiegen, daß sie einen Käfig im Haus hatte,
sagte ich mir.
    Sie hatte das Schwarzseidene
mit einer schwarzen Seidenbluse vertauscht, die so eng saß, daß man deutlich
ihre spitzen kleinen Brüste und die Tatsache erkennen konnte, daß sie nichts
weiter darunter trug. Außerdem hatte sie eine hautenge schwarze Hose angezogen,
die in hochglanzpolierten schwarzen Stiefelchen steckte.
    In der rechten Hand hielt sie
eine Pistole, eine tückische kleine .22er, mit der man vielleicht nicht
Elefanten jagen konnte, die jedoch für Mavis Seidlitz durchaus ausreichen würde.
In der Linken trug sie eine Peitsche. Sie war etwa zweieinhalb Meter lang, aus
Leder und mit einer Stahlspitze am Ende.
    Ich starrte sie mit weitoffenem
Mund an, dann meinte ich: »Soll ich jetzt brüllen? Für wen halten Sie sich
eigentlich, für Metro-Goldwyn-Mayer?«
    Hinter ihr gewahrte ich ein
erwartungsvolles Lächeln in Terrys Gesicht. »Das«, verkündete er selig, »muß
man gesehen haben!«
    Marian Stern kam näher,
hektisches Rot färbte ihre Wangen. »Es

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