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Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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haben,
nicht?«
    »Ja«, Johnny nickte, »da haben
Sie gewiß recht. Am besten verduften wir jetzt.« Er ging voran zur Wohnungstür
und öffnete sie. Im nächsten Augenblick sprang er zurück, natürlich mir auf den
Fuß, und schloß die Tür schnell wieder.
    »Du Esel!« Ich hüpfte
schmerzerfüllt auf einem Bein herum. »Warum siehst du nicht hin, ehe du
springst?«
    »Halt den Mund!« zischte er.
    »Was ist?« fragte Rafael.
    »Polizei«, sagte Johnny. »Ich
habe gerade den Streifenwagen vorfahren sehen. Wir müssen uns was einfallen
lassen — schnell!«
    »Sag ihnen doch, wir hätten nur
jemand besucht«, meinte ich.
    »Wo das Schloß entzweigeschossen ist und im Bad ein Toter liegt? Gibt’s
hier keinen anderen Weg hinaus?«
    »Nicht, daß ich wüßte«, sagte
ich. »In jedem Fall müssen wir sie irgendwie dran hindern, ins Bad zu gehen.«
    »Dazu müßten wir sie wohl
erschießen«, sagte Johnny. »Wieso... das heißt, warte mal.« Er sah mich
bewundernd an. »Mavis, du bist ein Genie!«
    »Vielen Dank, Johnny«, meinte
ich. Dann runzelte ich die Stirn. »Und weshalb?«
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte
er. »Los, ins Bad!«
    Er lief durch die Wohnung,
Rafael und ich folgten ihm. »Helfen Sie mir«, sagte er zu Rafael. »Zurück in
die Wanne mit ihm.«
    Sie hoben den Toten zurück.
Johnny drehte das heiße Wasser auf. »Sieh mal nach, ob du Badesalz oder
Schaumzeug oder so was findest.«
    Ich sah im Wandschränkchen
nach, entdeckte eine angebrochene Flasche Duftschaum und reichte sie ihm.
    »Wunderbar«, sagte er und goß
den ganzen Rest ins Wasser. »Jetzt zieh dich aus, Mavis. Mach schnell!«
    »Johnny Rio!« sagte ich
betreten. »Um Himmels willen...«
    »Zieh dich aus!« schrie er
aufgeregt. »Es ist nicht ausgeschlossen, daß ihnen jemand den Tip gegeben hat, in dieser Wohnung sei ein Toter. Aber sie
können nicht wissen, wer der Tote ist. Wir gehen ins Wohnzimmer, tun ganz
harmlos und sagen, wir seien zu Besuch und die Wohnung gehöre dir. Du aber
seist gerade beim Baden. Das werden sie nachprüfen. Und wenn sie hier die Tür
aufmachen, dann muß es so aussehen, als seist du gerade aus der Wanne
gestiegen. Verstanden, Mavis?«
    »Also, ich...«
    »Prima«, sagte er und schob
Rafael hinaus. »Wir haben keine Zeit mehr — zurück ins Wohnzimmer!«
    Ich lauschte ein paar Sekunden
lang, nachdem sie weg waren, und dann hörte ich es laut an der Tür klopfen. Ein
brummiger Baß erklärte, die Polizei sei da.
    Ich wette, so schnell hat sich
noch kein Mädchen jemals ausgezogen. In Nullkommanichts stand ich im Evaskostüm
da. Der Raum war voller Dampf, ich fummelte herum, bis ich den Hahn fürs heiße
Wasser fand und drehte ihn zu. In der Wanne sah man nichts als einen gewaltigen
Schaumberg, der längst über den Rand schwappte.
    Ich suchte nach einem Badetuch,
und noch während ich suchte, flog die Tür auf. Ein riesiger Polizist füllte den
Rahmen aus. »Pardon, Lady«, sagte er, und die Augen fielen ihm fast aus dem
Kopf.
    »Ist was, Herr Wachtmeister?«
Ich lächelte matt zu ihm auf.
    Er blickte auf das
Schaumgebirge. »Ein Irrtum, Lady«, sagte er. »Wir müssen die falsche Wohnung erwischt
haben.«
    »Aber das macht doch nichts«,
sagte ich und kehrte ihm schamhaft den Rücken zu.
    »Jesusmaria!« platzte er
heraus, und ich erkannte zu spät, daß ich ihm soeben meine Striemen gezeigt
hatte.
    »Lady!« Seine Stimme bebte.
»Ich möchte mich ja nicht in Ihr Privatleben mischen, aber den Kerl, der das
getan hat, den sollte man mit einem Knüppel erschlagen!«
    Ich wandte ihm wieder das
Gesicht zu und blinzelte ein paar imaginäre Tränen hinweg. »Sie sind sehr nett,
Herr Wachtmeister«, erklärte ich mit schwacher Stimme. »Aber dagegen kann man
nichts machen. Dann wird er nur noch schlimmer.«
    »Wer?« zürnte er. »Sagen Sie
mir, wie er heißt, dann nehme ich ihn mir vor, höchstpersönlich!«
    »Er ist mein Mann«, klagte ich.
»Bitte, nicht.«
    »Welcher?«
    »Haben Sie den mit der dunklen
Brille gesehen?«
    »Er hat mir gleich auf den
ersten Blick nicht gefallen.«
    »Na, der ist es aber nicht, der
andere«, sagte ich. »Bitte, versprechen Sie mir, ihn nicht zu schlagen, ja?
Vielleicht hilft’s schon, wenn Sie mit ihm reden.«
    »All right, Lady«, sagte er
schweratmend. »Wie Sie wünschen. Aber wie kann ein Mann nur eine Frau so
behandeln, die gebaut ist wie Sie — verzeihen Sie den Ausdruck. Das werde ich
nie begreifen. Er sollte mal meine sehen!« Er ging kopfschüttelnd hinaus, und
ich

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