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Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Engländer, jedenfalls
seinem Akzent nach zu urteilen, trägt einen Bart und die dickste Hornbrille,
die man je gesehen hat«, unterbrach ich ihn. »Sein Name ist Harold Anderson,
aber man nennt ihn Hal.«
    Johnny schien verärgert. »Woher
weißt du das?«
    »Es kam mir eben so in den
Sinn«, erklärte ich gelassen. »Stimmt’s?«
    »Genau«, antwortete er finster.
»Ich habe sechs Stunden gebraucht, um es herauszukriegen.«
    »Du kennst wahrscheinlich nicht
die richtigen Tricks«, erklärte ich gönnerhaft.
    »Sie sagen, er ist
verschwunden?« fragte Rafael.
    »Seit gestern
abend «, entgegnete Johnny. »Seither hat ihn niemand mehr gesehen.«
    »Da habe ich aber Neuigkeiten
für euch«, sagte ich betrübt. »Er ist nicht verschwunden, er ist tot!«
    »Was?« sagten beide
gleichzeitig.
    »Er ist ertrunken«, erklärte
ich. »Ich habe ihn hinterher gesehen.«
    »Wo denn?« fragte Johnny
gespannt.
    »Im Bad.«
    Er schloß einen Moment die
Augen. »In welchem Bad?«
    »In Hollywood«, antwortete ich.
»In seiner Wohnung.«
    »Mavis!« sagte Johnny. »Wenn du
dir das ausgedacht hast, dann...«
    »Es ist wahr«, bekräftigte ich.
»Er rief heute nachmittag hier an. Er wollte dich
sprechen, und ich sagte ihm, du seist nirgends aufzutreiben. Danach meinte er,
mit irgend jemand müsse er aber sprechen, und wenn du nicht greifbar seist,
müsse er eben mit mir vorlieb nehmen. Er nannte mir seine Adresse in Hollywood,
und ich fuhr hin.«
    »Den ganzen Nachmittag bin ich
hinter diesem Kerl her«, klagte Johnny. »Und dabei hätte ich nur in meinem Büro
zu sitzen und auf ihn zu warten brauchen!«
    »Willst du nun zuhören, oder
hörst du dich lieber selber reden?« fragte ich kühl.
    »Ich höre lieber zu, glaub’
ich«, knurrte er.
    »Als ich hinkam, stand die Tür
offen, also ging ich hinein — und fand ihn. Er lag mit dem Gesicht unter
Wasser, ich zog ihn heraus, aber es war schon zu spät, er lebte nicht mehr. Der
Schreck war wohl zuviel für mich, denn ich fiel in Ohnmacht. Als ich wieder zu
mir kam, lag ich im Wohnzimmer auf der Couch...«
    »Ich hätte wetten können, daß
so was zwischendurch mal vorkommt«, bemerkte Johnny gehässig.
    »Auf der Couch«, wiederholte
ich, »und Terry stand im Zimmer. Er war nach mir gekommen und hatte mich im Bad
gefunden; von dort hatte er mich ins Wohnzimmer getragen. Er sagte, Marian
Stern wolle mich dringend sprechen, und dann brachte er mich mit seinem
abenteuerlichen Vehikel zu ihr. Den Rest kennt ihr.«
    »Und du bist sicher, daß du das
alles nicht nur geträumt hast, Mavis?« fragte Johnny besorgt.
    »Wenn ihr mir nicht glaubt«,
erklärte ich ihm gekränkt, »dann seht doch gefälligst selber nach.«
    Johnny griff nach seinem Hut.
»Das ist der erste gute Einfall, den ich heute von dir höre«, sagte er. »Was
halten Sie davon, Rafael?«
    Aber Rafael war schon unterwegs
zur Tür.
     
     
     

11
     
    Wir stiegen in den Thunderbird;
ich klemmte mich zwischen die beiden Herren, was man als Mädchen im allgemeinen
ja ganz gern hat, aber diesmal gefiel es mir weniger.
    »Ich habe den ganzen Tag noch
nichts gegessen«, sagte ich schon zum viertenmal .
»Könnten wir nicht unterwegs halten und etwas essen?«
    »Nachher, Mavis«, sagte Johnny
ungeduldig.
    »Aber bis dahin bin ich
verhungert«, jammerte ich. »Ich will ja in kein teures Restaurant, ein Schnellimbiß tut’s auch.«
    »Nein«, erwiderte Johnny mit
Bestimmtheit.
    »Vielleicht ein Würstchen?« bat
ich. »Nur ein kleines Würstchen mit ein bißchen Senf an einer Bude?« Das Wasser
lief mir bei dem Gedanken im Mund zusammen. »Wie wär’s, Johnny?«
    »Nein!«
    »Ich komme um«, verkündete ich.
»Und das ist deine Schuld. Ich hoffe, du bist dir über die Folgen klar, Johnny
Rio. Ich hoffe, du weißt, was du da tust, du Unmensch!«
    »Na klar«, sagte er.
    »Erdnüsse?« sagte ich
hoffnungsvoll.
    »Was?«
    »Nur eine Tüte Erdnüsse — oder
zwei, drei. Du brauchst nur einen Augenblick zu halten. Ich springe schnell
raus und hole sie mir. Bin gleich wieder zurück und...«
    »Nein!«
    »Und deinetwegen habe ich sechs
Nachwuchsentdecker laufen lassen«, sagte ich grimmig. »Ich muß verrückt gewesen
sein. Selbst ein Nachwuchsentdecker aus Hollywood gibt einem Mädchen zehn Cents
für eine Tasse Kaffee, wenn sie Hunger hat. Hinterher, jedenfalls.«
    Johnny sah nach vorn. »Sind wir
bald da?« knurrte er.
    »Noch fünf Straßen«, sagte ich.
»Du hast nicht zufällig einen Kaugummi einstecken?«
    »Nein«, erwiderte

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