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Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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schloß die Tür hinter ihm.
    Ich holte tief Luft und begann
mich wieder anzuziehen.
    Es pochte diskret, und Rafaels
Stimme erklang: »Alles in Ordnung, Chiquita, du kannst wieder rauskommen. Sie
sind weg.«
    Ich kehrte ins Wohnzimmer
zurück, wo Johnny mich flüchtig anlächelte. »Das hast du fein hingekriegt,
Mavis. Sie haben nicht mal das Loch in der Tür bemerkt. Ich hatte recht, sie
haben einen anonymen Tip bekommen. Jetzt glauben sie,
der Anrufer war verrückt.«
    »Na, wir wollen den Bogen nicht
überspannen«, meinte ich. »Ich bin dafür, daß wir verschwinden, solange dem
nichts im Wege steht.« In den Kühlschrank hatte ich ohnehin schon geschaut, er
war leer.
    »Wir wollen ihnen noch ein paar
Minuten Vorsprung lassen«, sagte Johnny. »Wißt ihr was? Wir müssen Andersons
Mörder auftreiben, und zwar rasch.«
    »Wie meinen Sie das, amigo ?« fragte Rafael.
    »Die Polizei wird früher oder
später wiederkommen und den Toten finden«, erklärte Johnny. »Die beiden, die
hier waren, werden sich an uns erinnern, und unsere Fingerabdrücke sind über
die ganze Wohnung verteilt.«
    Rafael wandte sich vom Fenster
ab. »Ich glaube, jetzt sind sie weit genug weg.«
    »Johnny«, sagte ich. »Meinst
du, daß Alex Milroyd diesen Anderson umgebracht hat?«
    »Er arbeitete doch für ihn,
weißt du das nicht mehr?« sagte Johnny. »Weshalb sollte er ihn da umbringen?
Außerdem ist Alex nicht der Kerl für so was — glaube ich jedenfalls.«
    »Ich möchte nur wissen, wer die
Polizei angerufen hat«, meinte Rafael bedächtig. »Nur drei Menschen wissen, daß
sie existiert — Mavis, der Pilzkopf und der Mörder. Stimmt’s?«
    »Mavis können wir weglassen,
dann bleiben nur zwei«, sagte Johnny.
    »Oder auch nur einer, hm?« gab
Rafael gelassen zu bedenken.
     
    Zwei Minuten danach klemmte ich
wieder zwischen den beiden im Thunderbird. Nach einer Meile oder so sah ich
Johnny hoffnungsvoll an. »Können wir jetzt essen gehen?« sagte ich.
    »Noch nicht«, erwiderte er
knapp. »Im Augenblick fehlt es uns an Zeit dazu. Später, Mavis.«
    »Später ist es zu spät«,
erklärte ich verzweifelt. »Ich habe ja schon überhaupt keinen Magen mehr.«
    Rafael sah Johnny an. »Fahren
wir zum Hause Stern, amigo ?«
    »Wir fahren zum Hause Stern, amigo «, bekräftigte Johnny.
    Ein Weilchen herrschte
Schweigen, dann blickte Johnny mich plötzlich an. »Einer dieser Polizisten
hatte einen Dachschaden!« explodierte er.
    »Wirklich?« meinte ich höflich.
    »Er gehört in die Klapsmühle«,
fuhr er ärgerlich fort. »Ehe sie gingen, hat er mich doch plötzlich in eine
Ecke gedrängt und mit dem Gummiknüppel traktiert. Unter den gegebenen Umständen
konnte ich nichts weiter tun als lächeln — wo doch der Tote im Bad lag. Der
Kerl war einwandfrei verrückt!«
    »Aber weshalb hat er denn so
was getan?« forschte ich vorsichtig.
    »Da fragst du mich zuviel«,
knurrte Johnny. »Wie gesagt, er war nicht ganz bei Trost. Erzählt er mir doch,
wenn ich meine Frau noch mal anfasse, bricht er mir sämtliche Knochen im Leibe.
Ich sage: >Was denn für eine Frau?< Und da haut er nochmals zu, weil ich
so dumm frage. Und sagt, ein Mann, der so einen blonden Traum zur Frau hat und
sie dann so behandelt, der verdient...« Er hielt plötzlich inne und starrte
mich mißtrauisch an. »Er hat doch nicht etwa die Striemen auf deinem Rücken zu
Gesicht gekriegt, hm?«
    »Aber Johnny!« Ich sah ihn mit
großen Augen an. »Er war doch ein Gentleman!«
     
     
     

12
     
    Kurz vor Mitternacht bogen wir
in die Einfahrt zur Villa Stern. Das Haus war hell erleuchtet. So wie ich mich
fühlte, war ich gern bereit, alles zu verzeihen und zu vergessen — wenn Marian
Stern mir nur ihren Kühlschrank öffnete.
    Der Wagen hielt vor der
Haustür, wir stiegen aus.
    »Haben Sie einen Plan, amigo ?« fragte Rafael.
    »Nein«, sagte Johnny.
»Vielleicht sind sie auch gar nicht mehr da, nachdem Sie derart mit ihnen
umgesprungen sind. Möglicherweise liegen sie im Krankenhaus.«
    »Das werden wir gleich sehen«,
sagte Rafael und drückte auf den Klingelknopf.
    Ich bekam ein bißchen
Gänsehaut, während wir warteten. Rafael hatte eine Hand im Jackett, und ich
hegte fast schon mütterliche Gefühle für seine große Pistole. Jedenfalls wirkte
sie überaus beruhigend.
    Dann ging die Tür auf, und vor
uns stand Marian Stern. Sie musterte uns mit einem Gesicht, das aus Holz
geschnitzt schien. Von modischer Abwechslung schien sie nicht viel zu halten,
denn im Grunde war sie

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