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Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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kleiner Hund, der sich verlaufen hat.
    »Furcht hat ihre untrüglichen
Kennzeichen«, sagte Rafael. »Du fürchtest dich sehr, meine kleine Hexe, und du
hast auch guten Grund dazu. Also sag die Wahrheit.«
    »Laß sie in Ruhe!« erklang eine
schrille Stimme. »Hol dich der Teufel! Ich sag’ dir, laß sie in Ruhe!«
    Terry war auf gestanden; er
hielt den rechten Arm an die Brust gepreßt, und seine Augen blitzten wild.
    »Oh?« Rafael lächelte ihn an.
»Der Galan eilt der Señora zu Hilfe.« Er trat auf Terry zu. »Wenn es Ihr Wunsch
ist«, sagte er mit Grandezza, »dann will ich ihn gern erfüllen, mein Freund.
Reichen Sie mir vielleicht die Finger Ihrer anderen Hand, bitte?«
    Ein gejagter Ausdruck kam in
Terrys Augen. »Sie können mir keine Angst einjagen, Sie...« Ein schmutziger
Strom von Schimpfworten folgte. Er versiegte schlagartig, als Rafael bei ihm
anlangte; Terry sank wieder in den Sessel und hielt den linken Arm schützend
vors Gesicht. »Rühren Sie mich nicht an!« schrie er. »Rühren Sie mich nicht an!
Ich kenne die Geschichte nicht — aber sie weiß alles. Fragen Sie doch sie! Sie
weiß Bescheid, ich nicht.«
    Rafael wandte sich zu Marian
Stern um. »Furcht ist nicht zu verkennen«, sagte er. Seine Hand griff wieder
nach ihrem Kopf, und man sah, wie sie an sich halten mußte, sein Streicheln zu
ertragen. Dann gruben seine Finger sich tief in ihre Haare, und er riß ihr den
Kopf herum.
    »Jetzt!« sagte er. »Der
Augenblick der Wahrheit! Ich bin ein blinder Narr gewesen. Es gibt gar keine
Attentatspläne gegen Arturo, nicht wahr, meine kleine Hexe? Und es gibt auch
keine Attentäter — bis auf einen, und sein Name ist Arturo Santerres !«
    Sie stöhnte dumpf, und er
schüttelte ihren Kopf. »Antworte!«
    »Sie braucht nicht zu
antworten, Rafael«, ertönte eine Stimme in meinem Rücken.
    Ich sah über die Schulter
zurück und erblickte Arturo. Er stand in der Tür und hatte einen Revolver in
der Hand. Er kam langsam auf uns zu, und offensichtlich genoß er jeden
Augenblick dieser Szene, bis hinab zu den klirrenden Sporen.
    »Sie haben recht«, sagte Rafael
zu ihm. »Ich war ein Narr zu glauben, nur weil einer ein Idiot sei, könne er
nicht gefährlich sein!«
    Das Lächeln Arturos war
weggewischt. »Achte auf deine Worte, Vega«, sagte er mit zitternder Stimme,
»sonst verkürzt du dir deine letzten Minuten!«
    Rafael zuckte die Schultern.
»Kommt es noch darauf an? Sie werden mich in jedem Fall umbringen. Es war kein
Irrtum, daß Stern starb. Sie müssen das sehr sorgsam geplant haben. Ich
gratuliere.«
    »Ich rief ihn an, er solle
herüberkommen, und wies ihn an, seinen Wagen auf der Straße stehen zu lassen
und zu Fuß unser Grundstück zu betreten«, erklärte Arturo stolz. »Ich tat sehr
geheimnisvoll und sprach von Attentätern und Lebensgefahr. Es ging alles fast
zu glatt.«
    »Warum eigentlich?« fragte
Johnny neugierig. »Wenn Sie verhindern wollten, daß Ihr Vater die Anleihe
erhielt, brauchten Sie doch Stern deswegen nicht gleich zu ermorden — oder?«
    Arturo spreizte sich wie ein
Pfau. »Ich werde es erläutern«, verkündete er herablassend. »Ich wollte, daß
mein Vater das Geld keinesfalls erhielt — ich wollte es selbst! Für mich!«
    »Wozu denn das?«
    »Um die Gegenrevolution zu
finanzieren, die meinen Vater hinwegfegen und mich, Arturo Santerres ,
an seiner Stelle an die Macht bringen wird«, sagte er schlicht.
    »Jetzt kriegt die Sache langsam
Hand und Fuß«, meinte Johnny.
    »Ich mußte Stern erklären, wozu
ich das Geld brauchte«, fuhr Arturo fort. »Es mußte nämlich an eine Deckadresse
auf eine ausländische Bank überwiesen werden, statt direkt an unsere
Staatskasse.«
    »Und dabei hat Stern nicht
mitgespielt?« fragte Johnny.
    »Nein. Sein Teilhaber hat die
Hauptschuld dabei«, sagte Arturo. »Ein niederträchtiger, mißtrauischer Mensch,
der mir von Anfang an nicht trauen wollte. Er hat sogar Leute beauftragt, mein
Haus zu beobachten und mir nachzuspionieren.«
    »Stimmt.« Johnny nickte. »Das
besorgten Mr. Milroyd und seine Knechte.«
    »Daraus entstand für mich ein
ernstes Problem, verstehen Sie?« sprach Arturo weiter. »Ich mußte das Geld
bekommen, aber nun hatten sie mich nicht nur abgewiesen — sie kannten darüber
hinaus auch meine Pläne. Wie leicht hätten sie meinen Vater davon in Kenntnis
setzen können. Wie also konnte ich zulassen, daß sie am Leben blieben?«
    Johnny sah mit einem fast
anerkennenden Schmunzeln zur Witwe Stern hinüber. »Und

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