Täglich frische Leichen
Kopf.«
Sein Kopf drehte sich noch
einmal, bis er mir geradewegs in die Augen sah. »Und du kommst zuletzt dran,
Puppe«, sagte er halberstickt vor Wut. »Für das, was du heute
nachmittag angerichtet hast! Und bis dich die Kugel dort trifft, wo’s am
meisten weh tut, bis dahin wirst du heilfroh sein, daß sie einschlägt und du
weiter keine Sorgen mehr hast als Sterben!«
» Caramba !« sagte Rafael.
Und dann spuckte er Terry bedacht und akkurat ins Gesicht. Die Pistole hüpfte
in Terrys Hand, ging los, und die Kugel sprengte Gips von der Decke.
Rafaels Faust prallte auf
Terrys bandagierte Finger, der Junge schrie auf. Dann wuchtete Rafael ihm ein
Knie in den Magen, und Terry klappte zusammen.
Rafaels flache Hand legte sich
auf seine Wange, ein sanfter Stoß — und Terry fiel um. Zwei Sekunden lag er
reglos am Boden, dann begannen seine Absätze wie wild zu trommeln.
Rafael ging langsam auf Arturo
zu. »Also, Arturo Santerres , zukünftiger Präsident,
Ritter des Ordens vom Goldenen Falken, General der Streitkräfte, Admiral,
Marschall — Attentäter, Feigling und Narr!«
Arturos Zunge glitt über die
trockenen Lippen. »Bleib, wo du bist, Vega!« piepste er mit hoher Stimme. »Oder
ich schieße!«
»Du?« Rafael grinste. »Wie kann
das Kaninchen den Fuchs erlegen, Arturo? Du kannst nicht töten, du kannst ja
nicht mal zielen. Sieh nur, wie deine Hand zittert.«
Arturo blickte auf seine Hand
hinab, worauf deren Zittern sich noch verstärkte. »Rühr mich nicht an!«
wimmerte er. »Du darfst mich nicht anrühren. Ich bin der Sohn des Präsidenten!
Das darfst du nie vergessen, Rafael Vega! Niemals!« Und plötzlich brach er in
Tränen aus.
»Du Schwächling!« sagte Marian
Stern heftig. »Wenn du’s nicht kannst, ich tu’s!«
Sie riß ihm den Revolver aus
der Hand und zielte auf Rafaels Brust. »Du kannst dir nicht vorstellen, wieviel Spaß mir das macht!« zischte sie.
Der heftige Knall ließ mich aus
dem Sessel fahren. Und dann sah ich das Erstaunen in ihren Augen. Der Revolver
fiel ihr aus der Hand, dann faßte sie nach Arturos Arm, aber der war zu weit
weg. Sie fiel in sich zusammen.
»Vielen Dank, amigo «, sagte Rafael.
»Das Vergnügen war ganz
meinerseits«, erwiderte Johnny und steckte seine Pistole wieder weg.
Arturo ging neben Marian Stern
in die Knie und packte ihre Hand. »Sie ist tot!« erklärte er dramatisch. »Meine
einzige Liebe!«
Er begann laut zu weinen, und
ich sah verzweifelt zu Johnny hinüber. »Wenn ich jemals einen Drink nötig hatte
— dann jetzt«, sagte ich. »Kann man ihn denn nicht irgendwie zum Schweigen
bringen?«
Johnny schmunzelte. »Nicht
nötig«, sagte er.
Rafael tippte Arturo sachte auf
die Schulter. »Komm, mein Fabelhafter«, sagte er. »Wir haben miteinander zu
reden.«
»Nein!« Arturo zuckte vor ihm
zurück. »Du darfst mich nicht anfassen. Ich... befehle dir, mich nicht zu
berühren. Mein Vater ist...«
»Ein Mann, du Kriechtier«,
sagte Rafael fast betrübt, »und das wirst du nie werden. Komm, du fabelhafter
Narr.« Er hievte Arturo am Kragen hoch und marschierte mit ihm hinaus — wobei
der Fabelhafte hilflos in der Luft strampelte.
Johnny drückte mir ein Glas in
die Hand. »Ich will doch lieber die Polizei anrufen. Das wird einen schönen
Tanz geben, bis wir Leutnant Fry alles plausibel gemacht haben. Bin ich froh,
daß Terry noch da ist — und hoffentlich bleibt auch Arturo am Leben. Wir werden
einigen Rückhalt für unsere Aussagen brauchen.«
»Bitte, sag mir was, Johnny«,
sagte ich. »Als du auf Marian Stern geschossen hast, wolltest du sie denn
umbringen?«
Er dachte einen Augenblick
darüber nach. »Ich glaube nicht, Mavis«, meinte er schließlich. »Ich wollte nur
sichergehen, daß sie nicht auf Rafael schoß — das ist was anderes. Wieso fragst
du?«
»Nur wegen künftiger Fälle«,
sagte ich. »Ich würde mich sonst meines Lebens nicht mehr sicher fühlen bei
dir.«
Ich leerte mein Glas, während
Johnny mit der Polizei telefonierte. Dann füllte er unsere Gläser wieder auf
und blickte zur Tür. »Rafael scheint seine Sache gründlich zu machen«, murmelte
er. »Jedenfalls braucht er eine Menge Zeit dazu.«
Kaum hatte er das gesagt,
hörten wir einen gedämpften Schuß.
»Verdammt!« sagte Johnny. »Ich
hätte mir denken können, was dieser verrückte Südamerikaner von Anfang an im
Sinn hatte!«
Die Tür ging auf, und Rafael
kam langsam herein, den Kopf gesenkt. »Ich bin nur froh«, sagte er mit
Grabesstimme, »daß er
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