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Taeter wie wir

Taeter wie wir

Titel: Taeter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Fupz Aakeson
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den Strand ein Stück weiter gingen und sich woanders hinlegten.
    »Die sind bestimmt nicht echt, diese Titten«, sagte Wilam. »Die sind gedopt.«
    Als wir Mopeds kriegten, fingen wir an, an der Shell-Tankstelle herumzulungern, sicher ein merkwürdiger Platz, aber so war es nun einmal. Da guckten wir uns Autos und Motorräder an, und manchmal kamen Mikkel oder Henks großer Bruder vorbei oder sonst einer, der tanken wollte, und ab und zu unterhielten sie sich mit uns. Oder spendierten eine Cola, eine Zigarette oder so. Wir waren nie bei der Tanke von Statoil, die vor der Auffahrt zur Autobahn lag, keiner weiß warum, die Shell-Tanke, das war unsere. Zum Schluss war er uns leid, der, der sie gepachtet hatte, und jagte uns weg. Das war so ein Kümmeltürke, der gern dänischer als ein Däne sein wollte, und er drohte uns eine Tracht Prügel an, wenn wir nicht abhauten. Wir kauften auch nicht gerade viel Benzin bei ihm, das muss man sagen.
    Im Winter war es beschissen, beim Kebab konnten wir nur sitzen, wenn wir Geld hatten, und das hatten wir nicht sehr oft. Wenn wir Lohn bekamen, gaben wir den immer sofort aus, und keiner von uns kriegte besonders viel zu Hause, ein paar Kronen für Klamotten und ein bisschen Taschengeld dafür, dass wir den Müll rausbrachten und die Waschmaschine leerten, vielleicht unser Zimmer saugten oder sauber machten. Und es wurde immer mit uns gemeckert, weil wir es nicht ordentlich machten, wir machten nie etwas richtig.
    Beim Chinesen war es zu blöd, da gingen wir nie hin. Aus der Bibliothek schmissen sie uns raus, weil wir zu laut waren, aus der Cafeteria in der Schwimmhalle schmissen sie uns raus, weil wir nichts kauften, ansonsten konnte man da an den verglasten Scheiben sitzen und auf die Mädchen in dem großen Becken runtergucken. Die Wachleute im Einkaufszentrum waren ganz heiß darauf, uns zu verjagen. In der Regel endete es damit, dass wir uns bei einem von uns trafen, zu Hause bei Henk, seine Eltern hatten ihm ein Zimmer im Keller eingerichtet und man konnte ums Haus rumgehen und durch die Kellertür reinkommen, ohne klingeln zu müssen, das war schon cool, so musste man nicht die ganze Zeit irgendwelchen Erwachsenen Guten Tag sagen, die Schuhe ausziehen und so.
    »Na, so was«, sagte seine Mutter, als sie einmal mit einem Stapel sauberer Wäsche zu Henk reinkam und wir, die ganze Bande, da saßen, auf seinem Bett, in seinem Sessel, auf seinem Schreibtischstuhl, wir hockten überall. Wir hörten Musik und spielten mit unseren Handys oder anderen Sachen.
    »Koch deinen Freunden doch eine Tasse Tee«, sagte seine Mutter. Sie war Altenpflegerin oder Gesundheitsschwester oder was das nun war, jedenfalls wischte sie alten Leuten den Hintern ab. Früher war sie mal schrecklich dick gewesen, doch dann war sie auf irgendeiner Kur gewesen und dünn geworden, man konnte immer noch sehen, dass sie zu viel Haut im Gesicht hatte, und im Sportverein war sie ziemlich aktiv, ohne Geld dafür zu kriegen, zusammen mit der Ravnsborg und diesen Typen. Aber sie war schon okay.
    »Mach ich gleich«, sagte Henk in Bezug auf den Tee. Aber er machte es nie, wir waren auch nicht so scharf auf Tee. Ab und zu kochte sie Tee und schmierte Brote für uns, dann tranken wir ihn natürlich. Und aßen das Brot.
    Die Gemeinde eröffnete irgendwann einmal einen Club, da gingen wir in die Siebte oder Achte, in irgendwelchen Räumen im Keller des alten Elektrizitätswerks, aber das Einzige, was man in diesem Club machen konnte, das war Tischtennis oder Fingerbillard. Und Fingerbillard, das war einfachzu langweilig. Dann konnte man da Limonade und Sandwiches kaufen und es gab ein paar Werkstätten, in denen man irgendwas mit Leder und Holz oder was machen konnte. Es gab aber keine Mopedwerkstatt. Da stand ein Fernseher und es gab eine Playstation, das alte Modell, und man musste die Spiele selbst mitbringen, denn die wurden sonst immer geklaut. Der Leiter hatte einen verkrüppelten Arm und hieß Jens, ein richtig starker Typ mit einem riesigen Bart und Haaren überall, er kam gut mit den Kindern zurecht.
    »Na, Jungs, wie läuft es bei euch?«, fragte er die ganze Zeit. Sein Arm baumelte immer merkwürdig an der Seite, manchmal steckte er ihn in eine Tasche. »Na, Jungs, wie läuft es bei euch?«
    Es ging ihn überhaupt nichts an, wie es bei uns lief, auf so etwas hatten wir einfach keinen Bock. Genauso wenig wie auf Fingerbillard.
    Früher waren wir auf dem Fahrrad herumgefahren, später fuhren wir auf den Mopeds,

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