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Taeter wie wir

Taeter wie wir

Titel: Taeter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Fupz Aakeson
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Es war nicht gut, dass Wilam heulte, also, das war schon eine ziemliche Scheiße, etwas peinlich, deshalb sagten wir nichts dazu, sagten ihm nur, dass sie sich vertragen müssten und den Streit aus der Welt schaffen.
    »Ich mache ihn fertig«, murmelte Wilam.
    »Du machst niemanden fertig, gebt euch jetzt die Hand!«
    »Wenn du glaubst«, sagte Wilam.
    »Das macht ihr jetzt, gebt euch die Hand!«, sagte Henk. »Wir halten dicht, kein Wort darüber.«
    Dann konnten wir sie endlich beruhigen, wir schubsten sie aufeinander zu und sie stießen ihre Fäuste aneinander. Den Rest des Abends gingen sie sich aus dem Weg und an den folgenden Tagen war es etwas komisch zwischen ihnen, aber dann fing Niko an zu grinsen, wenn Wilam einen Witz gemacht hatte, und Wilam war mit Niko über irgendeineMusik einer Meinung und Niko fand das super. Und da wussten wir, dass alles wieder in Ordnung war.
    Viel, viel später machte Wilam selbst Sprüche darüber.
    »Hör auf«, sagte er zu Niko, »oder ich blute dich voll.«
    »Dann geh ich lieber schnell nach Hause und ziehe mich um«, sagte Niko und zupfte an seinem Pullover. »Der ist ganz neu.«
    »Ist mir doch scheißegal«, sagte Wilam. »Ich blute alle voll, die mich nerven.«
    Da mussten wir alle lachen, so ist es mit einigen Dingen, die brauchen nur so ihre Zeit. Nicht alles, aber einiges. Kleine Sachen.
    Aber normalerweise hielten wir zusammen, egal, worum es ging. Einmal, als wir besoffen draußen auf der Straße waren, hatte Niko eine Scheißlaune und schrie anderen, die vorbeigingen, die ganze Zeit etwas hinterher, ey, hallo, warum siehst du eigentlich so polizeilich verboten bescheuert aus? Warum bist du so polizeilich verboten hässlich?
    Wir hatten keine Ahnung, woher er dieses »polizeilich verboten« hatte, wir sagten ihm, er solle die Schnauze halten, wir gaben ihm sogar eins aufs Maul, aber er lachte und warf uns Handküsse zuund machte immer weiter, die meisten gingen auch nur vorbei und taten, als wenn nichts gewesen wäre, doch dann kam ein Typ mit seinem Mädchen, die waren etwas älter als wir, und der starrte uns an wie ein Stück Scheiße. Das konnte Niko einfach nicht ertragen.
    »Äh, Entschuldigung, aber warum ist deine Alte so polizeilich verboten hässlich?«
    »Was hast du gesagt?« Der Kerl drehte sich auf dem Absatz um und kam geradewegs zurück. Er wollte Niko packen und wir beeilten uns dazwischenzugehen.
    »Er ist blau, er hört schon auf.« So redeten wir.
    »Nun komm schon, Mick«, sagte seine Freundin. »Mick, nun komm schon.«
    »Scheiße, er soll sich verdammt noch mal in Acht nehmen«, sagte der Kerl und zeigte auf Niko, den wir etwas in den Hintergrund geschoben hatten.
    »Aber ich nehme mich doch in Acht«, sagte Niko.
    »Das hoffe ich auch für dich«, sagte der Kerl und wollte sich zu seiner Freundin zurückziehen.
    »Aber du siehst doch ganz okay aus, warum ist deine Alte dann so polizeilich verboten hässlich?«
    Da flippte der Typ aus und versuchte, Niko zu packen, aber da konnten wir nicht mehr als Pädagogen auftreten, also verpassten wir ihm eins, er war allein mit seiner Freundin, und auch wenn Niko dasnatürlich provoziert hatte, so gab es schließlich Grenzen. Die Freundin schrie und der Typ fiel bald zu Boden und bekam auch noch ein paar Tritte ab, schwer zu sagen, was er eigentlich erwartet hatte, dass wir zugucken, während er Niko verprügelt?
    Und das war so ein Moment, wo Martin durchdrehte, wir anderen mussten ihn geradezu bremsen, der stille, friedliche Martin, er hatte das in sich, plötzlich lief er Amok, plötzlich trat er wie ein Schwachsinniger auf den Idioten ein, der da lag, wie damals, als Wikipedia ihn gefragt hatte, warum er nicht sein Buch herausgeholt hat, und Martin nur aufsprang und alles Mögliche schrie, seinen Stuhl quer durch die Klasse schmiss und abhaute, die Tür hinter sich zuknallend.
    Und hinterher, wenn man ihn fragte, was da eben passiert war, dann lächelte er, zuckte mit den Schultern und war wieder ganz ruhig, Martin war eben immer mal auf so einem Psychotrip, sie schickten ihn auch mal zum Schulpsychologen.
    »Es hat mir einfach gereicht«, sagte er damals nach der Sache mit dem Stuhl. Über diesen Schulpsychologen verlor er nie ein Wort.
    Aber das Witzige war, dass diese Freundin, hinter der Niko an diesem Abend hergerufen hatte, tatsächlich polizeilich verboten hässlich war. Mit breitem Arsch und Pagenschnitt.
    Oder noch mal ganz zurück zu der Zeit, als wir uns mit einer Gruppe vom

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