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Taeter wie wir

Taeter wie wir

Titel: Taeter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Fupz Aakeson
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zuschlagen.
    »Jetzt lassen wir die Sau raus«, sagte Wilam, hundertmal.
    Und das war nicht gelogen, wir öffneten alle Flaschen und drückten die Schraubverschlüsse platt, die wurden nicht mehr gebraucht, wir tranken Wodka mit allen möglichen Limonaden und erfanden einen Drink, der hieß Lutsch meinenRüssel A, und spielten Kapitän Bom und Blimmerlimmer, aber das sollte man nicht zu lange spielen. Nicht mit Wodka.
    Wir wurden richtig, richtig blau. Martin kotzte, das tat er oft, er saß einfach nur da, lächelte, trank und sagte nichts und dann kotzte er zum Schluss. Oder lief Amok. Aber Bogense und Benji kotzten auch und das kam nicht sooft vor.
    »Lassen wir die Sau raus?«, schrie Wilam ihnen ins Ohr. »Lassen wir die Sau raus oder nicht?«
    Wir rauchten alle unsere Zigaretten auf, und Henk lief nach oben und holte Pfeifen und Tabak seines Vaters, und wir rauchten alle zusammen Pfeife und sagten erwachsene Sachen, ohne zu grinsen.
    »Es sieht aus, als würde es bald regnen«, sagten wir und pafften los.
    »Ich glaube, es ist Zeit, den Grill anzuzünden.«
    »Wir überlegen, ein Gartenhaus zu bauen.«
    »Bei Rema 1000 ist Streusalz im Angebot.«
    »Die Katze braucht eine Flohkur.«
    »Was zum Teufel sollen wir nur mit dem Vorgarten machen?«
    Irgendwann tanzten wir auch oder hüpften vielmehr, wir hüpften und schubsten uns gegenseitig und versuchten, einander umzuwerfen, ohne die Hände zu benutzen. Henk hockte auf seinem Bett und regte sich über alles Mögliche auf und wir versuchten, ihn zu beruhigen.
    »Das geht schon in Ordnung, Henk, das geht schon klar.« So einen Scheiß redeten wir.
    Schließlich kippte er vornüber und blieb mit dem Gesicht auf der Matratze und dem Hintern in der Luft liegen.
    »Oh Scheiße, jetzt betet er nach Mekka«, sagte Wilam.
    »Allah, Allah«, dröhnte Bogense. Er war wieder fit, nachdem er sich übergeben hatte.
    »Wenn du schon dabei bist, kannst du ja gleich um ein paar Jungfrauen beten«, sagte Benji. Martin schlief.
    Und dann hatte Wilam die Idee, natürlich war es Wilam. Er zog Henks Hose runter, seine Unterhose auch und dann nahm er eine der Pfeifen von Henks Vater und steckte sie Henk in den Arsch. Der schlief einfach weiter.
    »Ich glaube, wir hauen lieber ab«, sagte Wilam. Oh Scheiße, was wir kicherten, wir weckten Martin und schleppten ihn mit uns, vorher fotografierten wir Henk noch mit unseren Handys, bevor wir die Tür zumachten, und man konnte nur hoffen, dass er in der Position blieb, bis seine Eltern nach Hause kamen. Wir waren wirklich besoffen.
    »Und vielen Dank für den netten Abend«, flüsterten wir.
    Es klappte. Als seine Eltern um drei Uhr nach Hause kamen, fanden sie ihn so vor.
    »Was haben sie gesagt?«, fragten wir.
    »Nicht besonders viel«, antwortete Henk.
    »Nun komm schon, was hat dein Vater gesagt?«
    »Er war wegen der Pfeife etwas sauer, die war nicht ganz billig.«
    »Und deine Mutter?«
    »Als ich am nächsten Morgen aufgestanden bin, hat sie nur gesagt: ›Na, da hat sich gestern wohl jemand köstlich amüsiert.‹«
    In diesem Frühjahr fuhren wir viel auf unseren Mopeds herum, Henk, Bogense, Martin und Benji waren sechzehn, und sie waren mit Neonweste und Nummer drauf los gewesen und hatten diese blöde Mopedprüfung geschafft, wir anderen fuhren einfach so oder saßen mit hinten drauf. Einige sollten mit Sturzhelm fahren, aber den nahmen sie einfach ab und hängten ihn an den Lenker, sobald sie außer Sichtweite waren. Wir fuhren und fuhren, wie die Wahnsinnigen.
    Wir fuhren auf den Parkplatz hinter Rema 1000 und da fuhren wir hin und her und unterhielten uns. Wir stellten die Motoren ab und redeten. Liehen uns gegenseitig die Mopeds, fuhren Slalom oder einfach nur so herum und hielten wieder an. Dann starteten wir erneut und fuhren weiter, manchmal bis an den Strand. Und zur Shell-Tankstelle natürlich, solange es sie gab.
    Anfangs hatten wir auch ein paar unserer Mädchen mit hinten drauf, aber die hatten bald keine Lust mehr. Außerdem kriegten sie selbst Mopeds oder Roller, viele den kleinen PGO, Miriam und Louise Vest bekamen beide eine Honda Melody, aber jede in ihrer Farbe, und sie fuhren nicht nur so aus Spaß, sie fuhren, wenn sie irgendwohin wollten. Wir mussten nirgends hin, manchmal fuhren wir zur Turnhalle, da waren oft Mädchen, die wir nicht kannten, Handballspielerinnen oder was auch immer. Wir kannten nur Louise Vest und Louise Wiedemann, wir standen einfach draußen vor der Halle, gaben Gas, wenn die fremden

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