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Taeter wie wir

Taeter wie wir

Titel: Taeter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Fupz Aakeson
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Ohrlöcher und Fingerringe und Ketten, aber Louise Wiedemann hatte gleich mehrere Löcher und auch noch ein Nasenpiercing und ein Nabelpiercing, das musste überklebt werden, wenn sie Handball spielte. Merete wie auch Ditte hatten Tätowierungen, die hatten sie sich in Spanien machen lassen, da konnte man das, auch wenn man noch keine achtzehn war. Ditte hatte einen Schmetterling, was sie schon bereute.
    »Ist ein bisschen lächerlich«, sagte sie selbst. »Ich überlege schon, was anderes, Wilderes daraus machen zu lassen.«
    »Was denn Wildes?«
    »Na, so ein Tier mit Flügeln und Schwanz«, sagte Ditte. »Was aus der Fantasywelt.«
    Merete hatte das übliche Arschgeweih. Nun ja.
    Die Mädchen gingen entweder bei Vero Moda oder bei Upstairs and Downstairs shoppen, meistens trugen sie möglichst enge Sachen, enge Hosen und enge Blusen, und dann Steppjacken, wenn es kalt war. Ditte war eher ein Hippie als die anderen, mit Punkten, Karos und wilden Haaren. Eva trug natürlich nicht ganz die gleichen Klamotten wie die anderen, sie ging meistens in Schwarz oder Grau, nie in Pink oder solchen Farben. Sie trug ziemlich einfache Sachen, keine Muster, keine Fummel. Sie hatte oft dünne Silberringe in den Ohrlöchern,manchmal kleine Perlen und manchmal auch gar nichts, nur einen iPod oder Kopfhörer. Sie duftete auch nicht wie die anderen, wenn man Glück hatte, konnte man ihren Duft einfangen, wenn sie dicht an einem vorbeiging, das war schon etwas Besonderes.
    Ab und zu probierte einer von uns mal etwas Neues aus, ging mit einem Bandana um den Kopf oder trug ein Armband, aber dann musste man sich so dämliche Sprüche anhören, dass man es gleich wieder sein ließ.
    »Hast du auch deine Slipeinlage nicht vergessen?«, fragten wir Bogense, als er einmal mit einer Halskette mit kleinen weißen Muscheln ankam.
    Wir guckten natürlich ein wenig zu den Älteren auf, klar. Die machten Führerschein und kriegten Autos, die verdienten Geld. Die gingen mit ihren Freundinnen in die Discos. Richtige Freundinnen. Die machten all das, wovon wir träumten, die Coolen unter ihnen. Viele von denen, die älter waren als wir, heirateten ja früh, suchten sich einen Job und sparten dann für eine Wohnung. Und so ein lächerliches Auto, einen Punto oder den kleinen Ford. Dann kriegten sie irgendwann ein Kind und kamen mit Kinderwagen zum Stadtfest. Zu denen schauten wir natürlich nicht auf, die waren ja fast wie unsere eigenen Eltern.Aber zu den anderen, denen mit Geld und tollen Schlitten.
    Henks großer Bruder hieß Lars und kriegte seinen ersten Audi, als er gerade zwanzig geworden war. Henk erzählte, er habe zwei Freundinnen gleichzeitig. Die eine davon sei Stripperin.
    Henks Cousin hatte eine Tätowierung über den ganzen Rücken, die stellte einen total verrückten Wikinger mit Axt dar, der bereit war, auf die Leute loszugehen. Wir sahen sie draußen am Strand in dem Sommer, in dem er sie sich hatte machen lassen, sie war noch rot und geschwollen und durfte keine Sonne abkriegen, er ging mit einem T-Shirt ins Wasser.
    »Das nächste Mal will ich eine Klapperschlange haben«, sagte er. »Und irgend so ein Tribal.«
    Aber so weit kam er nie. Karsten Iversen hatte auch Tätowierungen, aber die waren nicht besonders schön, das war nur so ein Mist auf der Brust, Schlangen, die sich ineinander verbissen, und dann hatte er mit gotischen Lettern JEANETTE auf der Schulter stehen. Sie war seine Freundin, ließ ihn dann aber stehen. Zwei Monate, nachdem er sich das hatte machen lassen.
    »Ich suche mir einfach eine andere, die Jeanette heißt«, sagte er.
    Jakob, Martins großer Bruder, meldete sich freiwillig für Afghanistan. Das war schon krass. SeineFreunde fotografierten ihn auf der Stube, bevor er loszog. Wir sahen die Bilder, er hatte eine Rayban aufgesetzt, trug Uniform, stand ganz ernst da und guckte in die Kamera. Das war schon was anderes als Bogenses Vater und seine Waldausflüge in der Uniform vom Zivilschutz. Und sein Gewehr ohne Patronen. Das hier, das war ernst. Jakob sollte da runter, in den richtigen Krieg. Das war, als könnte man das hinter der Sonnenbrille sehen. Er wusste es genau, er sollte in den Krieg ziehen.
    »Scheiße, das werde ich auch tun«, sagte Niko. »Ich werde denen in diesem Scheißland auch in die Eier treten.«
    »Weißt du denn, worum es bei diesem Krieg geht?«, fragte Benji. Er wusste natürlich genau, worum es bei diesem Krieg ging. Benji wusste alles und keiner hatte eine Ahnung, woher er das wusste,

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