Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Taeter wie wir

Taeter wie wir

Titel: Taeter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Fupz Aakeson
Vom Netzwerk:
schließlich hockte er ja nicht vorm Fernseher und guckte sich die Nachrichten an oder so.
    »Ich weiß nur, dass ich den Taliban in die Eier treten werde«, sagte Niko.
    »Du wirst ja immer schlauer«, sagte Benji.
    »Wenn ich nur nicht so schlau werde wie du«, sagte Niko, »dann komme ich schon zurecht.«
    Die Mädchen wussten natürlich genau, was sie nach der Neunten machen wollten, alles Mögliche, wie beispielsweise weiter zur Schule gehen. Mehrere von ihnen träumten davon, in die Welt zu ziehenund irgendwelchen armen Teufeln zu helfen, damit ärgerten wir sie. Oder sie wollten etwas Vernünftiges machen, Gymnasium oder Höhere Handelsschule oder Höhere Technische Schule. Eva wollte Juristin werden, dazu konnte man ja nichts sagen, sie wollte nur ihr Abitur machen und dann nach Kopenhagen ziehen und Anwältin oder Notarin werden und eine coole Stelle finden. Louise Vest wollte zur Sporthochschule, Louise Wiedemann erklärte immer wieder, sie wolle Schauspielerin werden. Da kriegte sie natürlich so einiges zu hören.
    »Grüß Brad Pitt von uns!«, riefen wir.
    Miriam und Storch redeten davon, die Offiziersausbildung bei der Reiterstaffel der Leibgarde in Slagelse zu machen, nicht, weil sie Soldatinnen werden wollten, sondern in erster Linie wegen der Pferde. Merete wollte Stewardess werden, aber sie nannte es nicht Stewardess, sie sagte, sie wollte sich zum Kabinenpersonal ausbilden lassen. Alles klar.
    Dieser Frühling war schon merkwürdig, der Frühling vor dem letzten Sommer, wir nahmen nichts ernst, wir nahmen alle auf die Schippe, wir trieben uns herum und grölten aus vollem Hals, wir taten, als ob alles toll wäre, aber wir wussten nur zu gut, dass etwas passieren würde, wenn die Schule zu Ende war, wir wussten, dass es dann nicht mehr so sein würde, wir musterten einander heimlich, wir gingen aufeinander los, Benji undMartin sollten aufs Gymnasium, das war klar. Henks Vater war krank geworden, Wilam redete von einer Schule für Legastheniker, aber er stand dort nur auf der Warteliste. Wir anderen hatten keine Ahnung, was wir eigentlich wollten, eine scharfe Braut aufreißen und wahnsinnig viel Geld verdienen und dann einen Audi fahren. Und keinen Krebs oder so eine Krankheit kriegen. Wir ärgerten uns gegenseitig. Wir stritten uns mehr als sonst. Als könnten wir spüren, dass etwas passieren würde, als würden wir jeweils um den anderen herumgehen und auf etwas warten, unruhige Tiere, Tiere in einem Käfig.

TIERE

Da gab es diesen Typen, der in so einem kleinen Schrotthaus nicht weit vom Gut entfernt wohnte, er hatte das Haus sicher von dem gemietet, der auch den Gutshof verpachtet hatte. Er hatte einen Bären. Er erzählte selbst nie etwas über den Bären, dieser Typ, aber andere wussten etwas von einem Zirkus und von einem Werbespot. Das war ein schöner großer Bär, so ein richtig gefährlicher. Er hatte ihn in einem Käfig neben der Garage, den hatte er wahrscheinlich selbst zusammengeschweißt. Ziemlich rostig war der. Da standen auch noch drei oder vier Wagen ohne Räder im Garten herum. Der Bär kam sicher nie aus dem Käfig heraus, irgendwie war das schon Tierquälerei, aber Bier trinken, das konnte der Bär, das ist nicht gelogen, wir haben es selbst gesehen.
    Als wir noch kleiner waren, sind wir ein paarmal vorbeigefahren und haben uns dort hingestellt, und wenn man Glück hatte, dann kam der Typ mit einem Bier in der Hand raus. Er hatte schöne Haare, ganz schwarz und glänzend, und er trug immer ein kariertes Hemd, schwarze Jeans und Cowboystiefel. Außerdem hatte er einen amerikanischenSchlitten, so eins von diesen breiten langen Autos, die wahnsinnig viel Benzin schlucken. Eine Frau haben wir nie gesehen. Nun ja, aber wenn man also Glück hatte, dann kam er mit einem Bier raus und schob die Flasche zwischen die Gitterstangen, und der Bär kam heran, stellte sich auf die Hinterbeine und nuckelte los, er versuchte auch, die Flasche selbst mit den Pfoten zu halten, aber das schaffte er nicht. Der Typ hielt die Flasche für ihn und das Tier schluckte das ganze Bier. Das dauerte nicht lange.
    Henk glaubte das nicht, aber Henk glaubte sowieso nie etwas.
    »Da ist doch nur Wasser drin.« Das sagte er.
    Benji hatte aber einmal gesehen, wie der Typ die Bierflasche öffnete, kurz bevor er sie zum Bären reinschob, also stimmte es schon.
    Und wenn das Bier ausgetrunken war, dann schüttelte der Typ die letzte Pfütze aus der Flasche und sagte: »So, mehr kriegen Sie für die 25 Öre

Weitere Kostenlose Bücher