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Taeter wie wir

Taeter wie wir

Titel: Taeter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Fupz Aakeson
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Salzhaushalt«, sagte Henk. »Der ist so schwer zu steuern.«
    »Eigentlich schade«, sagten wir.
    »Na, ist eigentlich auch egal, mein Vater kauft ja jedes Mal neue, wenn die alten sterben.«
    Und Tiere, die starben halt, man gewöhnte sich daran. Die Hunde wurden eingeschläfert, Katzen auch, andere Katzen verschwanden einfach, besonders Hinkens Katzen, wahrscheinlich, weil sie so dicht an der Überlandstraße wohnten. Wellensittiche wurden eines Morgens auf dem Boden ihres Käfigs gefunden, Kaninchen, Meerschweinchen, weiße Mäuse, Fische, als wir noch klein waren, da veranstalteten wir Begräbnisse und bastelten kleine Holzkreuze, später dachten wir nicht weiter darüber nach, sie wurden wohl einfach in den Müll geschmissen, zumindest die kleinen Tiere. Tote Hunde und Katzen behielt der Tierarzt.
    Zu Hause bei Bogense hatten sie keine Tiere, was etwas merkwürdig war, schließlich war seine Mutter Hundefriseurin. Sie wusch und schnitt ihnen das Fell in dem großen Badezimmer und machte sie im Gästezimmer zurecht. Es roch immer nach Hund.
    »Sie hasst Hunde«, sagte Bogense. »Sie nennt sie Bastarde, wenn die Kunden nicht da sind, sie mag Katzen viel lieber.«
    Wellensittiche hatten mehrere von uns. Und Katzen gab es auch eine ganze Menge, aber es waren wohl in erster Linie Mädchen, die Katzen hatten. Sie gaben ihnen niedliche Namen, Pussi und Coco und Nightingale. Wir gaben unseren Tieren eher witzige Namen, Hotti, Rotzi und Quatschi. Benjis Wellensittich hieß Brian. Nikos Schildkröte hieß Bitch. Er bekam sie, als er klein war, und damals hieß sie Lurchi, aber solche Tiere werden richtig alt, und später nannte er sie immer Bitch.
    »Was sagt deine Mutter dazu, dass sie Bitch heißt?«
    »Die hat doch keine Ahnung, was das bedeutet«, antwortete Niko. »Aber das Witzige ist doch, dass ich rufen kann: ›Komm her, Bitch!‹«
    Da waren wir seiner Meinung, jedes Mal, wenn wir zu Besuch waren, flüsterten wir der armen Schildkröte alles Mögliche zu, leck meinen Schwanz, Bitch, ich vögle dich, Bitch, immer etwas in der Art.
    Ansonsten war es nicht besonders witzig mitdieser Schildkröte. Niko behauptete, sie wäre das langweiligste Tier auf der ganzen Welt. »Sie ist so langsam, da werde ich nur vom Zugucken wahnsinnig, beweg deinen Arsch, Bitch.«
    Aber eines Sommers, da hatten sie sie mit in ihrem Schrebergarten und da verschwand sie trotzdem. Ganz langsam.
    »Ich muss sagen, Respekt«, erklärte Niko, »mit zwölf Metern die Stunde abzuhauen, das ist schon eine Leistung.«
    Also, diese beiden Hunde, die Martins Vater hatte, die waren groß, schwarz und unheimlich. Sie hießen Tyr und Mars, das hatte irgendwas mit Kriegsgöttern zu tun, Martins Vater war ja beim Militär. Die waren verdammt gut erzogen, die bellten nur kurz, wenn man klingelte, sonst nie. Wenn man in den Hausflur kam, dann standen sie nur still da und sahen einen an.
    »Das ist ja irgendwie schon verrückt«, sagte Niko. »Das sieht aus, als würden sie denken. Eine verkehrte Bewegung, und ich fresse dich.«
    Martins Vater ging jeden Sonntagvormittag mit ihnen zur Hundeschule. Und das war garantiert schwer für ihn, als das mit den Hunden passierte.
    Zu Hause bei Miriam hatten sie auch einen Hund, einen großen übergewichtigen Labrador, den hatten sie überhaupt nicht im Griff, der sprang die Leute an und war so groß, dass er einenoft umwarf. Es war ihm vollkommen egal, wenn sie schrien, er solle runtergehen und die Leute in Ruhe lassen. Wenn man bei Miriam rein wollte, reichte sie einem eine Wasserpistole durch den Türspalt, und dann musste man den Hund nassspritzen, wenn sie die Tür öffnete, das war die einzige Möglichkeit, ihn sich vom Leib zu halten. Dann rümpfte das Tier nur die Nase und trottete davon.
    Sie gingen mit ihm auch zu einer Hundepsychologin, die sagte, dass sie ihm zeigen müssten, wer das Sagen hatte, sie sollten so tun, als würden sie aus dem Hundenapf essen, damit das Vieh sah, dass es sein Fressen als Letzter bekam. Also hockten Miriam und ihre Stiefmutter und ihr Vater auf allen vieren, mit dem Kopf im Hundefressnapf und sagten Mmmh, lecker Futter, mmmmh. Aber das half auch nicht besonders viel.
    Die Säufer auf dem Marktplatz hatten auch Hunde, der größte Säufer hatte den größten Hund, das war ein richtiges Monster. Eines Tages saßen wir am anderen Ende des Marktplatzes und pafften, es war ein Sonntag und es war warm, das war am Anfang des letzten Sommers, aber das wussten wir ja damals noch nicht.

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