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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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Bündel an die Brust. Es war still, vollkommen durchnässt und roch nach Blut.
    Durch das Rauschen des Wassers drang ein Stöhnen zu ihr. Nicht von dem kleinen Wurm – von Enya. Für den Bruchteil einer Sekunde hielt der klare, qualvolle Blick ihrer Schwester sie gefangen. Der Mund öffnete sich noch ein bisschen weiter, jetzt schien sich ihm ein Wort entringen zu wollen.
    Zarah beugte sich zu ihr. »Ich werde dich ihm nicht überlassen, nicht noch einmal.« Sie wünschte sich, sie könnte Enya forttragen, nicht das Baby. Ihre Schwester auf die Arme nehmen und in Sicherheit bringen. Aber das würde sie nicht schaffen. Egal, wie sehr sie sich anstrengte.
    »T-töt …«
    Zarah drückte die kalten Finger ihrer Schwester und spürte keinen Widerstand. Er wird dich nicht töten , wollte sie ihr versprechen und schluckte an dem Unausgesprochenen, konnte sie nicht belügen, wie sie Tara belogen hatte.
    Alessa schwankte auf sie zu, trieb sie eher fort, als sie tatsächlich aufhalten zu wollen.
    Das Baby fest im Arm, rannte Zarah zum nächsten Ausgang.
    »Leg es wieder hin!«, fegte Abbas’ Stimme durch den Saal und brachte die Sessel hinter ihr zum Bersten.
    Zarah krümmte sich um das Baby, obwohl sie wusste, dass ihr Körper keinen Zauber aufhalten konnte. Ihre Narbe pochte heiß, trotz der Wasserströme.
    Das Wasser! Natürlich. Sie könnte den Wodjanoi rufen und ihm das Baby geben, damit er es in Sicherheit brachte. Mit der Hand, mit der sie das Versprechen besiegelt hatte, klatschte sie auf die Polster der durchnässten Sessel. »Wodjanoi! Ich rufe dich durch dein Element. Komm hierher, und hol dir, was dir gehört!«
    Keine Antwort.
    »Wodjanoi!«
    Schüsse hallten. Zarah zuckte zusammen und fuhr herum.
    Gallagher kniete neben Daimon und feuerte auf Abbas. Die Kugeln zerfetzten die Muskeln und Sehnen. Abbas’ zweite Gestalt wand sich und schlug um sich, obwohl die Kugeln nicht sie trafen. Dieser Koloss … spürte Schmerzen, die Abbas nicht hatte. Ungläubig starrte Zarah auf das makabere Schauspiel. Die riesigen Pranken erwischten beinahe Abbas selbst, der sich vor der Kreatur auf den Boden warf.
    »Zarah, lauf!«, rief Gallagher. »Daimon sagt, hinter der Bar sei ein Schutzkreis. Dort bist du in Sicherheit.«
    Und du? Wo bist du in Sicherheit? Jedenfalls nicht neben dem Giganten, der jetzt die Sessel entwurzelte und diese wie ein Tornado herumschleuderte.
    Gallagher schüttelte den Kopf.
    Um mich geht es hier nicht , verstand sie schmerzlich. Er schoss wieder, hielt Abbas mit einem Kugelhagel am Boden, während dessen Zwiegestalt über dem Ghul wütete. Wenn die bloß auf den alten Mann treten würde! Aber genauso gut konnte sie auf Daimon treten. Oder auf Gallagher.
    »Zarah, lauf, verdammt!«
    Sie rannte, stürmte aus dem Sternensaal und stolperte hinter die Bar. Auf dem Boden prangten Algiz-Runen, die in einem Kreis angeordnet waren. Sie legte das Baby in die Mitte und wickelte es aus der Decke. Es atmete noch. Sie riss ein paar Fetzen von ihrem Top ab und verband seine Wunden, zumindest die, die sie sehen konnte.
    Aus dem Sternensaal schallten immer noch Schüsse. Dann wurde es still, mit einem Mal. Sie spähte über den Tresen, sie wagte es sogar, sich über die Theke zu lehnen. Die Monitore ringsherum zeigten ihr nur den Mond, der nichts von seiner Energie verlieren wollte. Was im Saal vorging, konnte sie weder sehen noch erahnen.
    Es war so verflucht still.
    Er hat keine Munition mehr.
    Sie wusste es, noch bevor sie hilflos zusehen musste, wie eine übermenschliche Kraft Gallagher aus dem Saal und am Tresen vorbeischleuderte. Er prallte gegen eine Wand und blieb einen Augenblick lang regungslos am Boden liegen.
    Aus dem Sternensaal trat Abbas hervor. Seine Zwiegestalt folgte ihm, brach durch die Türöffnung und ließ den Rahmen bersten.
    Gallagher rollte sich stöhnend auf die Seite, versuchte hochzukommen, doch Abbas trat ihn nieder. Sein Eselshuf drückte ihm gegen den Hals. »Ach Zarah. Das ist doch nun wirklich unnötig. Gib mir das Baby, und du kannst gehen. Mehr noch: Du kannst deine Freunde mitnehmen und diese Nacht für alle angenehm ausklingen lassen.«
    Gallaghers schmerzverzerrtes Gesicht brannte sich in ihren Verstand. Aber er würde wollen, dass sie kämpfte. Sie durfte nicht zulassen, dass er sah, wie sie aufgab. »Scher dich zum Eden, Abbas. Ich glaube keinem Dschinn.«
    »Überleg doch, was soll ich mit euch? Habe ich dir nicht aufgetragen, deinen Freund und seine Rebellen zur Neuen Flora

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