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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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Nein. Er würde dem Zwang nicht länger widerstehen können.
    »Daimon! Schnell. Ich brauche Hilfe.«
    »Verdammt.«
    Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er zu ihr eilte, über die Sessel sprang und Reihe für Reihe näher kam.
    Gallagher schoss. Sie duckte sich. Die Kugel streifte bloß ihre Schulter, im letzten Moment musste er den Lauf doch noch zur Seite gezogen haben. Daimon war bei ihm, bevor die Waffe erneut gehoben werden konnte. Er riss Gallagher zu Boden, rang ihn nieder. »Zarah, du musst mir helfen.«
    Gallagher hatte ihn an der Kehle gepackt, seine Finger drückten immer mehr zu, obwohl Daimons Haut glühte und es nach verbranntem Menschenfleisch roch. Erst nach einem weiteren Gerangel gelang es Daimon, Gallaghers Arme am Boden festzuhalten.
    »Zarah.« Der Dämon keuchte und brauchte einen Moment, um zu Atem zu kommen, während Gallagher sich verbissen bemühte, ihn abzuschütteln. »Zarah. Weißt du, was Hamsa ist?«
    »Die Hand der Fatima. Ein Symbol, das den Bösen Blick abwehrt und Schutz vor Dschinnen bietet. Eine Hand mit einem Auge auf der Handfläche.«
    »Genau. Ich kann keine heiligen Symbole zeichnen. Du als Mensch – schon. Mach es, solange ich ihn festhalten kann.«
    »Ich bin eine Gebrandmarkte. Es wird keine Kraft haben.« Hinter sich hörte sie ein Rascheln. Tissan hatte sich aufgerappelt und stakste zu den Runen, die den Kraftkreis speisten. Mit den Fingernägeln versuchte er, die Zeichen zu zerkratzen und die Runen zu entmachten. Der Zauber, der Abbas gefangen hielt, knisterte. Mit jedem Aufflackern leiser und leiser.
    »Mach schon!«, brüllte Daimon. »Die Kraft ist nicht deine Baustelle, sondern meine.«
    Sie beugte sich über Gallagher und riss sein Hemd auf. Schnell hob und senkte sich seine Brust, die Muskeln spannten sich unkontrolliert an. Noch einmal versuchte er, sich unter Daimon herauszuwinden.
    Zum Zeichnen blieb keine Zeit, also ritzte sie ihre Handfläche mit einem Messer auf, verrieb das Blut und presste ihre Hand auf Gallaghers Brust. Mit dem Zeigefinger fügte sie ein Auge in den blutigen Abdruck ein. Gallagher schrie und bäumte sich auf, dann verebbte sein Widerstand. Seine Gesichtszüge glätteten sich.
    Daimon wartete einen Augenblick, dann ließ er von ihm ab. »Okay. Haltet mir den Rücken frei. Und bringt den Typen da von den Runen weg.« Er stand auf und reichte Gallagher die Hand. »Ich werde für den Zauber ein Weilchen brauchen.«
    Auf der Bühne neben Enya lag inzwischen das Baby und protestierte lauthals. Alessa, nun ganz in seiner Gewalt, reichte Abbas ein Messer.
    Vermische das Blut der beiden …
    Er würde seine Opfer nicht töten. Noch nicht. Zumindest nicht, wenn Zarah die Art des Rituals richtig deutete.
    Gallagher ergriff Daimons Hand und zog sich auf die Beine. »Wie lange?«
    »Keine Ahnung. Ist halt kein Kindergeburtstag hier.« Der kleine Drache kam angeflitzt und brachte einen Strohhalm mit, den er irgendwo aufgeschnappt hatte und ergebungsvoll vor Daimons Füße legte. »Und nein, ich werde dir jetzt kein Stöckchen werfen, Zippo.«
    Der Gluhschwanz schnaubte und nieste auf seine Schuhe.
    »Danke, jetzt bin ich auch frustriert.« Daimon schlug die Flammen aus. »Lasst uns weitermachen, wir müssen schneller fertig werden als unser Feind dort auf der Bühne, denn der Macht eines Auserwählten habe ich nichts entgegenzusetzen.«
    Einige Sekunden lang beobachtete Zarah, wie Gallagher sich an Tissan heranpirschte, dann steuerte sie in Richtung Bühne. Vielleicht würde es ihr gelingen, das Ritual zu stören. Sie hielt sich seitlich, suchte den Schutz der Sesselreihen, um unbemerkt so weit wie möglich zu kommen.
    Eine schwarze Lache glänzte auf der Bühne. Das Blut. Abbas tauchte seine Finger hinein, malte Symbole und Linien, um sie sogleich zu verschmieren und neue zu zeichnen. Kleine Wellen schienen davon auszugehen, drangen in Enya ein und liefen über ihre Haut.
    Sie schlich noch näher heran. Enyas Kopf fiel zur Seite, und erst im nächsten Moment erkannte Zarah es: Ihre Schwester hatte ihr das Gesicht zugewandt. Die Lider flatterten. Der Mund öffnete sich einen Spaltbreit, als wolle Enya ihr etwas sagen, doch für mehr reichte es nicht.
    Der Boden erbebte. Abbas! Noch ein wenig, und er würde das Ritual beenden.
    Zarah sah sich nach Daimon um. Rauchfäden umschlängelten seine Arme, er keuchte hörbar, der Körper – bis zum äußersten angespannt.
    Gallagher hatte Tissan unterdessen gefesselt und kam von der anderen Seite auf die Bühne

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