Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde
finden und aufheben. Neben Daimon hielt ich an. Tief in ihm sah ich den letzten Funken glühen, den die Wassermassen noch nicht hatten erlöschen lassen. Erstaunlich, wie lange er durchhielt und den Schmerzen trotzte.
Ich ließ den Wasserzauber enden, den ich hatte wirken müssen, damit Zarah und ihre Helfer mir Abbas nicht wegnahmen, bevor er das Ritual bis zu dem Punkt gebracht hatte, den ich benötigte. Wer hätte gedacht, dass es ihnen tatsächlich gelingen würde, den uralten Ghul fast in die Hölle zu schicken.
Ob der Funke, der in Daimon loderte, ausreichen würde, um sein Feuer wieder zu entfachen? Ein seltsamer Gedanke, denn für mich spielte dies keine Rolle mehr. Vermutlich musste noch etwas Zeit vergehen, bis ich solche Gedanken wie meinen Körper hinter mir lassen und mich von allen Zwängen des irdischen Daseins befreien würde.
In einer der Pfützen bemerkte ich eine Regung. Komm raus, sagte ich zu dem Wassermann und beobachtete, wie der Wodjanoi hervorkroch. Er hatte Zarahs Ruf folgen müssen, sich ihr jedoch nicht gezeigt. Er war nie ein Kämpfer gewesen. Nicht einmal, als es um seine schöne Lore ging, hatte er sich mit Abbas, der als Gaius erschienen war, angelegt. Aber jetzt konnte er sich doch noch nützlich machen.
Ich verließ den Saal. Das Baby lag in dem Schutzkreis und lebte. Ich brach die Macht der Runen und erlaubte dem Wodjanoi, den Kleinen zu holen. Die Zärtlichkeit, mit der er Lores Sohn in den Armen hielt, amüsierte mich. Zum Spaß erinnerte ich ihn daran, dass der Wurm Abbas’ Lenden entsprungen war, aber der Wassermann gurgelte schon ein Schlaflied und sah nur seine schöne Lore in den unschuldigen Augen des Babys.
Abbas’ fleischgewordene Zwiegestalt stand inmitten seiner Überreste. Ich schaute dem Riesen in die Augen und sah darin Abbas, meinen Helfer und Gegenspieler. Ohne ihn wäre ich nicht da gewesen, wo ich war, ich hätte ihm dankbar sein müssen. Schließlich war er es gewesen, der mir offenbart hatte, dass ich eine Auserwählte war. Er hatte mir in der Zeit meiner größten Schwäche beigestanden, als Dämonen und Engel mit allen Kräften nach mir gesucht hatten. Er hatte mich vor ihnen verborgen und seine kleinen Pläne geschmiedet, um mich allein zu besitzen. Fast wäre es ihm gelungen. Denn wie hätte ich mich wehren können, an mein fleischliches Gefängnis gekettet, während ich nur Stückchen für Stückchen, Bissen um Bissen an meine Macht kam? Aber er hatte mich unterschätzt, denn schließlich hatte ich am Ende meine Dominosteine dort, wo ich sie haben wollte: Gallagher, Daimon, Zarah …
Zu seinen Füßen kämpfte Gallagher um sein Leben. Seine Luft wurde immer knapper, er verlor Blut, das rasende Herz jagte ihn in den Tod.
Ich streichelte ihm über das Gesicht. Habe ich dir nicht versprochen, dass du es von Zarah hören wirst?, sagte ich leise. Das, was du dir schon immer gewünscht hast? Warte noch ein bisschen, es ist nicht mehr lange hin.
Sobald du aufhörst zu sein.
Zarah …
Sie lag an der Wand und war tot. Zumindest hätte sie es sein sollen. Einer der abgerissenen Monitore hatte ihr Rückgrat beschädigt, aber ihre Seele verließ den Körper nicht. Der Engel umarmte sie.
Ich kann dich nicht gehen lassen, wiederholte er immer wieder, nicht mit ihm. Nicht einmal in den Tod.
Ihr ganzer Körper strahlte in seinem Licht.
Zarah … Eine große Zärtlichkeit überkam mich, als ich an sie dachte. Ich werde dich ihm nicht überlassen, nicht noch einmal, hatte sie zu mir gesagt, und ich hatte ihre Liebe gespürt. Diese unerklärliche, absolut unbegründete, lächerliche Liebe.
Ich hatte Daimons Drachen für Odas Tod benutzt, damit er mir hierherfolgte und Abbas zügelte, falls der Ghul versuchte, mich zu überlisten. Ich hatte Friedbert in einen Kristall gesperrt und Gallagher eine Nachricht geschickt, um ihn hierherzulocken. Durch Gallagher wollte ich auch Zarah zwingen zu kommen. Aber ich hätte sie nicht zu zwingen brauchen, begriff ich plötzlich und spürte einen Schmerz, den ich nicht hätte spüren sollen. Ich hätte sie … einfach bitten können. Sie wäre gekommen, um ihrer Zwillingsschwester zu helfen, ganz egal, was diese Entsetzliches verbrochen hatte. Bis zuletzt hätte sie versucht, mich zu retten. Auch vor mir selbst. Und wäre sie noch da gewesen, hätte ich ihr zuliebe die Magie verraten und wäre in meinem Körper geblieben.
Ihr zuliebe …
Ich sagte Ash, er solle sie loslassen und mit sich selbst Frieden schließen.
Ich kann
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