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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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fragte Decker Benderhoff, ob er sich nicht persönlich mit ihm unterhalten könnte. Benderhoff erklärte, falls Decker einige konkrete Anhaltspunkte hätte, würde er gerne auf ihn warten.
    Decker legte auf und ging auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer. Rina schlief tief und fest und hielt die Bettdecke fest umschlungen. Lächelnd stellte er sich vor, daß sie ihr Bein um ihn gelegt hätte statt um die Decke. Mit diesem Bild im Kopf fuhr er den Freeway Richtung Downtown.
    Die Central Substation Ecke Wall und Sixth Street war ein fensterloses Gebäude, das einen ganzen Block einnahm und dessen Vorderfront ein Mosaik zierte, das die Helden von LAPD in Aktion zeigte. Schräg gegenüber war der Greyhound Bus Terminal, ein Zufluchtsort für Obdachlose in einer regnerischen Nacht. An den beiden anderen Ecken waren Parkplätze, die auf den ersten Blick leer zu sein schienen. Doch als Decker genauer hinsah, huschten plötzlich alle möglichen abgerissenen Gestalten verstohlen durch die Dunkelheit. Die Central Substation lag in einer üblen Gegend. In den Straßen liefen Verrückte herum, die den Mond verfluchten. Betrunkene und Drogensüchtige kauerten in Hauseingängen und zitterten in ihren Lumpen. Und dann die Dealer. Auf dem Dach des Polizeigebäudes war ein kleiner Aussichtsturm. Von dort beobachteten Beamte mit einem Fernglas, wie ein Kauf abgewickelt wurde, und schlugen dann ganz überraschend zu. Doch das war so, als ob sich ein Adler auf einen Ameisenhaufen stürzte. Man stiftete für den Augenblick Unruhe, aber am nächsten Tag war ein neuer Ameisenhaufen da.
    Decker parkte das Zivilfahrzeug hinterm Haus und betrat den Empfang. Ein schwarzer Polizist in Zivil, dessen Bizeps fast die Hemdsärmel sprengte, begleitete ihn zum Dienstzimmer der Detectives. Der Raum war ziemlich groß, viel größer als der in Foothill, aber auch nicht besser eingerichtet. Die Schreibtische waren entweder aus Metall oder aus rohem Holz, und die Stühle waren bunt zusammengewürfelt. Decker fiel allerdings auf, daß auf fast jedem Schreibtisch ein Computer und ein Tastentelefon stand.
    »Verbrechen gegen Personen« war ganz hintendurch untergebracht, direkt neben den Garderobenschränken. An einem der Schreibtische saß ein Mann mit dunklem Teint – überhaupt die einzige Person im Raum – und brütete über einigen Formularen. Als Decker eintrat, schaute er auf. Er war Mitte Dreißig, hatte ein ovales Gesicht, dichte schwarze Haare, eine platte Nase und ausgeprägte Wangenknochen, über denen sich die Haut spannte. Unter seinen buschigen Augenbrauen lagen verblüffend leuchtendblaue Augen. Er erklärte Decker, er sei Benderhoff, und winkte ihn zu sich.
    »Machen Sie sich’s bequem, Sergeant.«
    Decker drehte den Stuhl herum und setzte sich rittlings darauf.
    »Ich erledige gerade den Papierkram«, sagte Benderhoff. »Wie ich bereits erwähnte, hat es das Opfer Ecke Third und Temple Street erwischt. Mehrere Messerstiche in die Brust. Er hat den Notruf selbst alarmiert. Hat gerade noch so lange durchgehalten. Als der Wagen fünfundvierzig Sekunden später kam, war er ohnmächtig geworden.«
    »Wurde er in der Telefonzelle überfallen?«
    »Nope«, sagte Benderhoff. »Wir sind der Blutspur gefolgt. Sie führte zu einer kleinen Gasse etwa einen Block entfernt. Das Opfer muß auf allen vieren zur Telefonzelle gekrochen sein.«
    »War eine Notoperation nötig?«
    »Yeah, aber keine sehr lange. Vierzig Minuten oder so. Hauptsächlich Muskelverletzungen, aber er hat viel Blut verloren. Ist jedoch auf dem Weg der Besserung. Sein Zustand ist stabil. Er konnte sogar noch den Streifenbeamten seinen Namen und seine Telefonnummer sagen, bevor er unters Messer kam. Seine Frau ist jetzt bei ihm. Sie ist natürlich völlig fertig.«
    »Alles in allem hat er ja noch mal Glück gehabt.«
    »Manche Leute haben halt Schwein«, sagte Benderhoff. »Er kann zwar sprechen, aber die meiste Zeit ist er noch ziemlich daneben. Was ich bisher rausgekriegt hab, ist, daß er Downtown arbeitet und gerade zu seinem Auto ging, als ein paar Typen über ihn herfielen. Allerdings waren auf dem Stück, wo das ganze Blut war, keine Autos. Die können ihn natürlich von dem öffentlichen Parkplatz in die kleine Gasse gezerrt haben.«
    »Da hatten die Kerle aber ganz schön was zu tun«, sagte Decker. »Stoner ist ein großer Mann.«
    »Yeah, irgendwas stimmt da nicht«, sagte Benderhoff. »Nach den Angaben seiner Frau war er angeblich zum Abendessen verabredet. Doch in der

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