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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Tränen liefen ihm das Gesicht herunter. »Fassungslos.«
    »Was ist mit dem anderen?« fragte Benderhoff.
    »Der andere?« Stoner schüttelte den Kopf. »Hat mich nicht verletzt. Er hat versucht, mich zu erschießen … aber da waren … keine Kugeln.«
    Alles, was Miriam gesagt hatte, ergab jetzt einen Sinn, dachte Decker. »Sie haben also denjenigen, der versucht hat, Sie zu erschießen, nie richtig gesehen?«
    Stoner schüttelte den Kopf.
    »Nur den hier«, sagte Decker und zeigte erneut auf Hersh. »Das ist Heinrich. Der Mann, der auf Sie eingestochen hat.«
    »Ja«, flüsterte Stoner.
    »Hat Heinrich irgendwas über sich erzählt?« fragte Benderhoff. »Zum Beispiel, wo er lebt?«
    »Er hat gesagt«, flüsterte Stoner, »er hat gesagt … er lebe in Deutschland. Er sprach Deutsch.«
    »Und er wohne im Belle Maison?« fragte Benderhoff.
    Stoner nickte.
    »Wir werden das überprüfen«, sagte Benderhoff.
    »Sie haben Ihnen die Brieftasche gestohlen«, sagte Decker.
    »Ja.«
    »Kann Ihre Frau uns Ihre sämtlichen Kreditkartennummem geben?« fragte Benderhoff.
    »Ja.«
    »Die Männer, die Sie überfallen haben, werden möglicherweise versuchen, die Kreditkarten zu benutzen«, sagte Decker und stand auf. »Das könnte ein wertvoller Hinweis auf ihren Aufenthaltsort sein.«
    Stoner nickte und schloß wieder die Augen. Benderhoff wußte, daß er nicht mehr konnte. Er stand auf und sagte: »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Mr. Stoner.«
    »Mein Geheimnis …«, sagte Stoner. »Ich hab eine Frau … der ich nicht weh tun will … meinen Kindern auch nicht.«
    Benderhoff erklärte ihm, sie würden diskret sein.
     
    Benderhoff hatte sich auf dem Beifahrersitz des Plymouth ausgestreckt und schlürfte Kaffee aus einem Styroporbecher. »Was ist, wenn die Sache vor den Staatsanwalt geht? Dann wird ihr kleiner Junge als Kronzeuge gegen Heinrich aussagen, der auf den Mann eingestochen hat. Dann kommt diese ganze Schwulen-Story raus.«
    »Sie gehen davon aus, daß es genug Beweismaterial gegen meinen kleinen Jungen gibt, um ihn anzuklagen?« fragte Decker. Er fuhr die Figueroa Street nach Süden, zurück zur Central Substation.
    »Yeah«, sagte Benderhoff. »Guter Einwand. Der Staat hat keine Zeugen, keine Beweismittel, der Staat hat null Komma nichts gegen Ihren Jungen in der Hand. Nur das Wort von Graf Heinrich, und das ist einen Scheißdreck wert. Vielleicht können wir ja das Geheimnis von dem alten Knaben wahren, was?«
    »Ich hoffe es«, sagte Decker. Er trank seinen Kaffee aus, knüllte den Styroporbecher zusammen und warf ihn auf den Rücksitz.
    »Der Kaffee ist ja richtig gut«, sagte Benderhoff.
    »Das sollte er für zwei fünfzig das Stück auch sein«, sagte Decker.
    »Das Belle Maison ist ja auch nicht gerade billig«, sagte Benderhoff. »Die hätten uns eigentlich einen ausgeben können.«
    »So kann uns zumindest niemand Mauschelei vorwerfen.«
    Benderhoff lachte. »Graf Heinrich war jedenfalls nie zahlender Gast dort. Sie kennen den Typ besser als ich. Was glauben Sie, wo er ist?«
    »Ich glaube, mein Junge hat seine Tante aus einer Telefonzelle in der Nähe des Freeway-Kreuzes angerufen«, sagte Decker. »Ich werd mich in der Gegend umsehen. Wir könnten uns auch in den Wanzenbuden dort umhören.«
    »Ich werd mich mal in diesen Rattenlöchern in Downtown umsehen«, sagte Benderhoff. »Ich kenn die ganzen Kerle sowieso.«
    »Gute Idee.«
    »Allerdings würd ich an deren Stelle sehen, daß ich da wegkomme«, sagte Benderhoff.
    »Yep. Sie sind vermutlich abgehauen. Ich hab noch vier bis fünf Tage, bevor ich wieder offiziell meinen Dienst antreten muß. Ich halte weiter die Augen offen. Wenn ich was finde, ruf ich Sie sofort an.«
    »Mach ich auch«, sagte Benderhoff. »Nett, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«
    »Ganz meinerseits«, sagte Decker. »Ich möcht Sie noch was fragen. Wie sind Sie bloß an einen Namen wie Felipe Benderhoff gekommen?«
    »Peruanische Mutter und deutscher Vater. Ihre Ehe war von Anfang an beschissen. Mein Alter war zwanzig Jahre älter als meine Mutter. Ehrlich gesagt glaub ich, er war ein ehemaliger Nazi. Jedenfalls war meine Mutter sehr heißblütig, fast schon hysterisch. Mein Vater dagegen hatte Eiswasser in den Adern. Aber etwas Gutes ist doch dabei herausgekommen. Die nette Farbmischung. Meine unschuldigen blauen Augen und das dichte schwarze Haar. Das macht die Frauen ganz wild.«
    Er zögerte kurz, dann sagte er: »Vom Typ her bin ich Ihrer Frau ähnlich.«
    »Sie ist hellhäutiger«,

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