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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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des Mannes.
    Lauf!
    Hersh knickte mit den Beinen ein.
    Dann sprach er.
    Seine Worte.
    Helf mir!
    Wie ein verlorenes Kind.
    Wie er selbst, dachte Noam. Er erinnerte sich an jenes schreckliche Gefühl, als er attackiert worden war. Als der Mann versucht hatte, ihn zu erwürgen. Das Gefühl unterzugehen. Noam konnte sich sehr deutlich daran erinnern. Wie er geglaubt hatte, er wäre tot.
    Hersh hatte ihm geholfen. Hatte sein Leben aufs Spiel gesetzt.
    Lauf! rief Noam sich zu.
    Doch dann kam wieder dieser Verzweiflungsschrei.
    Helf mir!
    Noam wollte sich auf die Pistole stürzen.
    Der Mann ließ Hersh los. Kam auf ihn zu.
    Beide tauchten nach der Waffe.
    Hersh keuchte.
    Noam spürte das ganze Gewicht des großen Mannes, als er mit ihm zusammenprallte. Der große Mann rammte Noam einen Ellbogen in die Schulter und bekam ihn zu fassen. Doch Noam gelang es, dem großen Mann mit der Faust in den Unterleib zu schlagen.
    Der große Mann krümmte sich und holte tief Luft, machte es ihm aber immer noch unmöglich, an die Pistole ranzukommen.
    Noam boxte den großen Mann noch einmal in den Bauch. Jedes Mal durchzuckte ihn ein stechender Schmerz, wenn seine Faust gegen die steinharten Muskeln krachte. Er betete, daß Hersh noch da war, ihn nicht verlassen würde.
    Ihn nicht verlassen würde, wie er Hersh hatte verlassen wollen.
    Die Pistole.
    Schnapp dir die Pistole!
    Noam holte tief Luft und versuchte, sich loszureißen. Wie eine Klette hing der große Mann an ihm, während Noam im Spinnengang auf die Pistole zusteuerte. Endlich berührten seine Fingerspitzen das kalte Metall. Noch ein Stück, dann fühlte er den Kolben und schloß die Hand darum.
    Aus den Augenwinkeln sah Noam, wie Hersh auf den Mann sprang und sein Messer zog.
    Noams Finger legte sich um den Abzug der Halbautomatik.
    Es war schwer zu sagen, was zuerst kam: das Eintauchen der Klinge oder der gedämpfte Schuß.

26
    Das Telefon hatte bereits dreimal geklingelt, bevor Rina es hörte und bemerkte, daß Peter immer noch fest schlief. Sie langte mit dem Arm über ihn und nahm den Hörer ab. Der Mann am anderen Ende fragte nach Sergeant Decker.
    Es war immer noch dunkel. Sie schüttelte Peter an der Schulter, bis er zu sich kam. Er riß die Augen auf, nahm den Hörer und war gleich ganz bei der Sache.
    »Hier ist Sergeant Decker.«
    »Yeah, hier ist Jack Cleveland vom Sheriff-Büro West Hollywood. Wir haben gestern abend miteinander telefoniert. Sie wollten wissen, ob irgendwelche Überfälle oder Morde an Schwulen stattgefunden hätten. Hatten nicht.«
    »Yeah«, sagte Decker. Er war bereits aufgestanden.
    »Sie waren einen Tag zu früh«, sagte Cleveland. »Heute haben wir einen üblen – übel ist gar kein Ausdruck dafür – einen abscheulichen Mordfall. Ein Weißer namens Oliver Harrow, Mitte Fünfzig, knapp einsfünfundachtzig, 90 Kilo schwer. Könnte Sie vielleicht interessieren.«
    »Yep.« Decker schlüpfte in seine Hose. »Wann kam die Meldung rein?«
    »Gegen Mitternacht«, sagte Cleveland.
    Decker sah auf die Uhr. Viertel vor zwei. Er zog sein Hemd an und sagte: »Sind von diesen Bars noch welche offen?«
    »Jetzt nicht mehr«, sagte Cleveland. »Aber vor einer Stunde waren sie noch auf. Da hab’ ich meine Männer mit einem Foto vom Gesicht des Opfers herumgeschickt. Der Körper von dem Typ … Sie werden’s ja selbst sehen.« Ein Seufzen kam durch die Leitung. »Wir haben jemand gefunden. Einen Barmann, der das Opfer kennt und sich vage an den Kerl erinnert, mit dem er weggegangen ist. Der Barmann sitzt gerade bei der Polizeizeichnerin. Dann fiel mir Ihr Anruf ein. Ich dachte, Sie hätten vielleicht was für mich.«
    Decker sagte, er wäre gleich da.
    Sie sind im Rausch, dachte Decker. In einem verdammten Mordrausch.
     
    Mit seinen ein Meter neunzig und seinem über zwei Zentner schweren, nur aus Muskeln bestehenden Körper hatte Jacques Antwine Cleveland in der Highschool Football, Basketball und Baseball gespielt. Doch ein übler Sturz beim Baseball hatte im Alter von achtzehn Jahren seinen Traum von einer großen Karriere als Sportler zunichte gemacht. Das hatte man ihm erklärt, nachdem man ihn von der Taille abwärts eingegipst hatte.
    Es war beschissenes Pech gewesen. Statt Millionen zu kassieren, suchte er jetzt um halb drei morgens den Boden nach Teilen ab, die mal zu Oliver James Harrow gehört hatten.
    Er sah etwas und ging in die Knie. Ein weiteres Stück Darm. Er rief einen Labortechniker, und der tat das spiralförmige Stück Innerei in

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