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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Kopf.
    »Wo ist der Zeuge?« fragte Decker. »Dieser Barmann?«
    »Im Streifenwagen«, sagte Cleveland. »Ich bring’ Sie zu ihm.«
    Decker schlängelte sich hinter dem schwarzen Detective durch die ganzen Techniker. Der Barmann saß auf dem Rücksitz eines schwarzweißen Streifenwagens des Sheriff-Büros. Obwohl der Mann sich in eine Decke gewickelt hatte, zitterte er. Er hielt eine Taschenlampe in der Hand und leuchtete unsicher über eine Bilderreihe von Mündern, die die Zeichnerin auf dem Rücksitz ausgebreitet hatte. Er hatte einen Schnurrbart, eingefallene Wangen und ein spitzes Kinn. Er starrte konzentriert auf die Münder und schüttelte den Kopf.
    »Die sind alle nicht richtig«, sagte er.
    »Ritchie?« sagte Cleveland.
    Der Mann mit der Decke blickte auf.
    »Ritchie Parker, das ist Detective Decker«, stellte Cleveland vor.
    Parker streckte die Hand aus. Decker nahm sie. Sie war feucht und kalt.
    »Detective Decker möchte Ihnen ein paar Fotos zeigen und ein paar Fragen stellen«, sagte Cleveland.
    »Entschuldigen Sie«, sagte die Zeichnerin. »Hat das nicht Zeit, bis wir hiermit fertig sind?«
    »Ich habe möglicherweise ein Foto von dem Täter«, sagte Decker. »Das würde Ihnen die Arbeit sehr erleichtern.«
    »Na schön«, sagte die Zeichnerin, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme über der Brust.
    Decker ignorierte ihren Zorn und breitete ein halbes Dutzend Fotos auf dem Rücksitz aus. Ritchie Parker fuhr so heftig hoch, daß er mit dem Kopf gegen die Decke knallte. Fast hätte er mit dem Zeigefinger das Foto von Hersh durchbohrt.
    »Das ist er!« rief er.
    Decker lächelte die Polizeizeichnerin an. »Einen schönen Abend noch, Officer. Schlafen Sie ein bißchen für mich mit.«
    Sie lächelte unwillig zurück, sammelte ihre Münder ein und stieg aus dem Wagen. Decker übernahm ihren Platz an Parkers rechter Seite, Cleveland setzte sich links neben ihn. Die Augen des schmächtigen Mannes blickten nervös zwischen den beiden Detectives hin und her.
    »Sie sind also sicher, daß dieser Mann« – Decker hielt das Foto von Hersh hoch – »das Lokal mit dem Opfer verlassen hat?«
    »Absolut«, sagte Parker. »Mr. Harrow ist Stammkunde. Er trinkt viel und gibt immer reichlich Trinkgeld. Bei ihm weiß ich immer, woran ich bin.«
    Cleveland wollte wissen, inwiefern.
    »Tja, wenn’s ihm gutgeht, gibt er allen einen aus«, sagte Ritchie. »Wenn nicht … dann trinkt er, um zu vergessen, wie beschissen der Abend läuft. Als dieser Mann« – er zeigte auf das Foto von Hersh – »als er reinkam, ist er mir sofort aufgefallen. Er war angezogen, als ob er nach einem Freier Ausschau hielte. Und ich wußte, er würde jemanden finden, weil … nun ja, weil er gut aussah. Auf eine verwegene Art. Außer wenn er lächelte. Er hatte ein unheimliches Grinsen.«
    Decker sah von seinem Notizblock auf. »Was war daran unheimlich?«
    »Es war … ich weiß auch nicht … irgendwie schief, würde man wohl sagen.«
    »Okay.« Decker notierte sich: schiefes Grinsen. Das paßte gut zu Thomas Stoners Beschreibung von Hersh. Damit ließen sich die beiden Verbrechen verknüpfen. »Erzählen Sie weiter.«
    »Wo war ich stehengeblieben?« fragte Parker.
    »Daß er verwegen aussah«, sagte Cleveland.
    »Ja, das tat er«, sagte Parker. »Machte irgendwie auf Supermacho, und er sprach mit einem Akzent – einem deutschen Akzent. Viele von diesen Ledertypen stehen auf deutschen Akzent, das ist nichts Neues. Aber dieser Kerl hörte sich an, als spräche er wirklich Deutsch.«
    Decker schrieb: deutscher Akzent? »Hatte er Lederklamotten an?«
    »Oh nein. Er war sehr gut angezogen. Leger, aber ziemlich teuer. Diese Ledertypen stehen auf alles Teutonische. Ich wußte, daß Mr. Harrow auf ihn fliegen würde. Er mag …«
    Parker wurde plötzlich blaß und hielt sich den Kopf. »Mein Gott, der arme Mann … mir wird ganz schlecht.«
    Decker und Cleveland sprangen beide aus dem Auto. Parker streckte den Kopf heraus und würgte. Nachdem er sich übergeben hatte, wischte er sich den Mund an der Decke ab und entschuldigte sich.
    Cleveland legte eine fleischige Hand auf Parkers schmale knochige Schulter. »Sie halten sich wacker. Ich fühl’ mich auch nicht so besonders.«
    Decker nahm eine Tube VapoRub heraus. »Das kommt von dem Geruch. Tun Sie sich davon was in die Nase.« Er drückte Parker etwas VapoRub auf die Fingerspitzen. »Das überdeckt den Geruch.«
    »Aber es löscht nicht die Erinnerung aus … wie er aussah.« Parker

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