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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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finden. Kinder zu finden, das hab’ ich gelernt, damit verdien’ ich mein Geld.«
    Der Junge war ruhiger geworden und hörte offenbar zu.
    »Er erzählt nur Scheiße, Nick-O«, sagte Hersh.
    »Ich hasse es, wenn du mich Nick-O nennst, Hersh!« schrie Noam. »Ich hasse es, ich hasse es, ich hasse es! Ich hasse dich!«
    Decker sah Noam an und sah auf die Waffe. Der Junge hielt sie zwar immer noch fest, aber sie zielte auf die Erde. »Noam, du mußt mir vertrauen. Um dir zu beweisen, wie sehr ich dir vertraue, mache ich Folgendes. Du hast eine Waffe, ich hab’ eine Waffe. Ich lege meine jetzt hier neben mich.« Decker legte die Waffe so weit von sich, daß es wirkungsvoll war, aber nah genug, um sie sich wieder schnappen zu können. »Jetzt machst du das Gleiche.«
    Noam rührte sich nicht.
    »Noam, du wirst mich nicht erschießen. Du wirst niemanden erschießen. Ich weiß, daß du das nicht tun würdest …«
    »Einen Scheißdreck wissen Sie!« Hersh lachte. »Er hat die anderen erschossen.«
    »Lügner!« schrie Noam und zitterte erbärmlich. »Lügner, Lügner, Lügner, Lügner, Lügner!«
    »Du drehst langsam durch, Nicky«, brüllte Hersh zurück. »Verdammter Schwachkopf. Tu was, bevor dieser Kerl was tut …«
    »Schnauze!« Decker packte Hersh fester. »Leg die Pistole hin, Noam. Leg sie jetzt hin!«
    »Erschieß ihn, wie du die anderen erschossen hast, Nick-O!« brüllte Hersh.
    »Lügner!« schrie Noam. »Lügner! Du bist mein Jetzer Hara. Jetzt weiß ich es. Ich hasse dich!«
    »Laß die Pistole fallen, Noam!« sagte Decker. »Ich bring’ dich zu deinen Eltern zurück, aber ich kann dir nicht helfen, wenn du nicht deine Waffe fallen läßt!«
    »Ich hasse dich, Hersh Schaltz!« kreischte Noam. »Ich hasse dich, ich hasse dich, ich hasse dich!« Er schnappte nach Luft. »Ich hasse alle! Ich hasse mich!«
    Blitzschnell richtete Noam die Pistole gegen seinen Kopf.
    Mit einem lauten »Neeeeiiiin« stürzte Decker sich auf ihn. Ein Schuß löste sich und streifte die Schädeldecke des Jungen. Sofort sickerte Blut aus seinen Haaren. Noam faßte sich mit einer Hand an den Kopf und schrie, er würde sterben.
    Decker wußte, daß es nur eine Schramme war. Aber Noam war ohnehin sein geringstes Problem. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Hersh sich auf Noams heruntergefallene Beretta stürzte und seine Finger um den Griff krallte.
    Decker stürzte sich auf ihn und schützte dabei seinen eigenen Kopf. Beide fielen auf die Erde, atmeten Dreck und Staub ein und versuchten, entscheidende Treffer zu landen. Decker war mindestens fünfzig Pfund schwerer als Hersh, aber der war dafür schneller. Decker kriegte ihn um die Taille zu fassen, doch Hersh entwand sich seinem Griff. Sie fielen wieder auf die Erde, aber diesmal war Hersh in der besseren Position.
    Die Pistole fest umklammert, versuchte Hersh zu zielen, aber Decker erkannte, was er vorhatte, und versuchte, sich die Waffe zu schnappen. Hersh riß die Automatik so weit nach oben, daß Decker nicht drankam. Der umklammerte mit beiden Händen Hershs drahtigen ausgestreckten Arm am Handgelenk und versuchte, die Mündung der Pistole von ihnen beiden wegzudrehen.
    Er drückte das Handgelenk, so fest er konnte, zusammen und hoffte, daß das Arschloch die Waffe fallen lassen würde. Aber Hersh hielt fest.
    Der Scheißkerl hatte eiserne Klammern statt Finger. Während Decker immer weiter drückte, spürte er, wie Hersh sich auf ihm wand. Plötzlich wurde ihm etwas Hartes in die Magengrube gerammt. Dieser Psychopath hatte ihn mit dem Knie erwischt. Decker war gezwungen, seinen Griff zu lockern, aber er ließ nicht ganz los.
    Doch der Mistkerl nutzte das bißchen Bewegungsfreiheit. Decker sah sein Schicksal nur zu deutlich vor sich. Das vorgebeugte Handgelenk, die Pistole, die auf sein Gesicht zielte, der Finger am Abzug.
    Die Waffe ging los.
    Im selben Augenblick rollte sich Decker zur Seite und rettete damit seine Wangenknochen vorm Zersplittern, doch die erste Kugel durchschlug seine linke Schulter. Er schrie.
    Die zweite Kugel traf Deckers linken Arm.
    Blut spritzte gegen seine Wangen.
    Eine Mündung, die auf sein Gesicht zielte und dahinter ein schiefes Grinsen.
    Noch einmal rollte Decker sich auf die Seite, als die Waffe losging. Die Kugel sauste an seiner Schläfe vorbei.
    Noam schlug mit den Armen wild um sich und schrie: »Hör auf, Hersh!« Er fing an, Hersh auf den Rücken zu trommeln. »Hör auf! Hör auf! Hör auf!«
    Hersh mußte ihn wegstoßen, und das gab Decker

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