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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Penner, dann sagt er bloß, wir sollen von hier verschwinden.«
    Noam senkte die Waffe. War das wieder einer von Hershs Tricks? Wenn er die Pistole weglegte, würde Hersh sich vielleicht auf ihn stürzen. Nein, er konnte die Waffe nicht weglegen. Ohne die Waffe war er tot.
    »Tu sie weg!« zischte Hersh ihm wütend zu.
    Noam war vor Angst wie gelähmt. Reiß dich zusammen!
    Dann stürzte Hersh auf ihn zu.
     
    Mit gezogener Beretta sprang Decker aus dem Dunkel und brüllte: »Keine Bewegung, du Arschloch!«
    Hersh hielt beinahe mitten in der Luft an.
    »Wirf das Messer weg, du Arschloch!« rief Decker. »Wirf es weg! Wirf es sofort weg! Na wird’s bald!«
    Hersh ließ das Messer auf die Erde fallen und hob die Hände. »Er wollte mich erschießen …«
    »Runter mit dir!« schrie Decker Hersh an. Im Hinterkopf wußte er zwar, daß Noam die Waffe in der Hand hielt, aber Hersh war sein Hauptproblem. »Na los! Wird’s bald! Runter mit dir!« Er ging ein paar Schritte vor und griff nach seinen Handschellen. Da fiel ihm ein, wo sie waren.
    Er verfluchte seine Blödheit. War das jetzt ausgleichende Gerechtigkeit, oder was? Hersh lag auf den Knien. Decker stieß ihn ganz auf die Erde und tat seine Beine auseinander. Dann kniete er sich hin, riß Hersh die Hände auf den Rücken und versuchte, seinen Gürtel aufzumachen. Während er an der Schnalle fummelte, spürte er plötzlich, daß jemand neben ihm stand, und blickte auf.
    Noam hatte die Pistole auf ihn gerichtet.
    Decker spürte, wie ihm der Schweiß die Stirn herunterlief. »Deine Familie hat mich hergeschickt, Noam.« Er versuchte, seinen Gürtel zu lösen. »Dein Abba und deine Ima. Leg die Waffe weg, mein Junge. Ich will dich nur nach Hause bringen, zurück nach Boro Park. Ich bin am Jom Tow bei deiner Bubbe gewesen. Alle haben sich solche Sorgen um dich gemacht …«
    »Blödsinn, Nick-O!« fiel Hersh ihm ins Wort. »Du weißt doch, was sie wirklich denken …«
    Decker riß einen Arm nach oben. Hersh schrie auf.
    Noam starrte nur mit abwesenden Augen vor sich hin.
    »Noam, ich bin Sammy … Shmuli und Yonkies Stiefvater«, sagte Decker. »Ich bin mit Rina Lazarus verheiratet. Du kennst doch Rina Lazarus, oder? Sie kennt dich. Sie hat immer gesagt, was du für ein feiner Junge bist.«
    »Blödsinn«, sagte Hersh. »Sie hassen dich alle, Nick-O. Das weißt du doch.«
    »Er lügt«, sagte Decker beharrlich. »Sie haben dich lieb. Sie haben keine Sekunde geschlafen, seit du fort bist …«
    »Meine Bubbe muß Sie angerufen haben«, unterbrach Noam ihn.
    »Deine Bubbe hat dich sehr lieb.«
    »Der Anruf muß abgehört worden sein«, sagte Noam. »Wie können Sie sonst wissen, daß ich hier bin?«
    »Der Anruf wurde nicht abgehört …«
    »Sie hat mich angelogen«, sagte Noam. Tränen strömten ihm die Wangen herunter. »Sie hat auf den Chumasch geschworen, daß der Anruf nicht abgehört würde. Aber wie sollten Sie sonst wissen, daß ich hier bin?«
    »Weil ich Polizist bin, Noam. Ich weiß so etwas.«
    Endlich bekam Decker den Gürtel los. Noch ein Ruck, und dann war er ganz ab. Im selben Moment sah er sein Handfunkgerät durch die Luft fliegen und mit lautem Knall drei Meter von ihm landen. Er hatte vergessen, daß er es in die Gürtelschlaufe gehakt hatte.
    Na wunderbar.
    Er fragte sich, ob es an war, ob der Redeknopf gedrückt war. Er brüllte Rina an, Verstärkung zu rufen, und hoffte das Beste. Dann begann er den Gürtel um Hershs Handgelenke zu schlingen.
    »Hören Sie auf!« schrie Noam. Er hielt die Pistole auf Decker gerichtet und schluchzte. »Hören Sie auf! Hören Sie auf! Lassen Sie ihn in Ruhe!«
    Decker hörte auf, Hershs Hände zu fesseln. Der verdammte Psychopath fing breit an zu grinsen, und Decker wußte, was er dachte. Noam würde sein Retter sein. Das würd’ dir so passen.
    »Noam, leg die Pistole weg. Jede Sekunde, die du sie länger in der Hand hältst, riskierst du, dich in große Schwierigkeiten zu bringen. Leg sie hin, bevor etwas Schlimmes passiert.«
    »Ich geh’ nicht ins Gefängnis«, sagte Noam.
    »Natürlich nicht«, sagte Decker. »Du bist ein Opfer. Dir wird nichts passieren.«
    Noam hielt die Waffe umklammert und hechelte wie ein Hund. »Ich glaube Ihnen nicht! Sie lügen! Wie meine Bubbe gelogen hat!«
    »Noam, deine Bubbe hat nicht gelogen«, sagte Decker leise. »Ich bin allein drauf gekommen. Wie ich schon sagte, ich bin Polizist. Ich arbeite als Detective in Los Angeles und bin darauf spezialisiert, vermißte Kinder zu

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