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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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dich die Prügel kassiert.
    Aber schau dich nur um, die Auswahl ist groß.
    Deine kleinen Jungs sind bereit … sind bereit …
    Er brach ab, weil ihm kein Reim mehr einfiel.
    Doch was sollte es. Lyrik war eh nur was für Schwule.
    Aber es war schon was dran an dem, was er sagte. Er hatte eine treue, ihm blind ergebene Gefolgschaft. Kleine Schwachköpfe, die nur darauf warteten, seine Befehle auszuführen. Laufburschen. Und einer von ihnen würde reichen.
    Die Wände der Wohnung schienen ihn zu erdrücken.
    Tu es. Tu es sofort. Es lag an diesen Feiertagen, daß er sich so fühlte – völlig daneben und absolut nervös. Alle taten so verdammt heilig, und sobald das Ganze vorbei war, machten sie einen wieder zur Sau.
    Ein Haufen fanatischer Heuchler. Er würde sich am liebsten ein beschissenes AK-47 kaufen, sie alle niedermähen und diesen glorreichen Augenblick so richtig auskosten.
    Doch das war zu gefährlich, man konnte zu leicht geschnappt werden.
    Einen Augenblick war man berühmt, aber für den Rest des Lebens würde es dann ungemütlich, weil man nämlich ständig die kahlköpfigen Shvartzes mit dem Messer daran hindern müßte, einem den Arsch aufzureißen, und wer konnte so’n Scheiß schon gebrauchen?
    Im übrigen könnte er dabei ein Baby oder so was erwischen, und obwohl das Kind, wenn es erwachsen wäre, einer von ihnen sein würde, hatte er keine Lust mit anzusehen, wie Babyhirn durch die Gegend spritzte.
    Außerdem hatte niemand Verständnis für einen Babykiller. Raub ’ne Bank aus, dann wirst du respektiert. Aber ein Baby töten – selbst wenn’s ein Unfall wäre –, so was machte man einfach nicht. Oder wenn doch, machte man’s nicht selbst. Und dann gab’s da noch was Grundsätzliches bei so ’ner Sache.
    Man brauchte dafür ’ne Waffe, da führte kein Weg dran vorbei. Nichts macht so willig wie die Mündung einer Abgesägten zwischen den Augen. Aber Waffen waren der letzte Ausweg oder was für Leute, die es nicht besser konnten.
    Aber er konnte es besser.
    Der Koffer war voller guter Sachen – Messer zum Ausnehmen, Filetieren oder Aufschneiden; Beile, um Köpfe und Schwänze abzuhacken, Eispickel, um zähe Haut zu durchstechen. Und die Knochensäge für die größeren Gräten.
    Ein Andenken an den Alten, das ihn sein Leben lang begleiten würde.
    Und das Beste war, er wußte, wie man sie benutzte, wo man einstechen mußte, um, ohne viel Blut zu vergießen, den größten Schaden anzurichten.
    Der Trick bei der Sache war, daß man seine Utensilien – egal ob es ein Messer oder ein Eispickel war – scharfhalten mußte. Je schärfer die Klinge, desto sauberer der Schnitt, desto weniger Blut.
    Deshalb hatte er auch seine besten Wetzsteine eingepackt.
    Ein industriell hergestellter Wetzstein kam für ihn nicht in Frage.
    Er mußte sie einfach haben – alle. Aber Scheiße, die machten den Koffer vielleicht schwer.
    Er nahm einen Bleistift und schrieb auf einen Zettel:
    Regel Nummer eins: Mach dir die Finger nicht schmutzig.
    Regel Nummer zwei: Such dir den richtigen Dummkopf, der für dich die Drecksarbeit macht.
    Ausnahme zu Regel Nummer zwei: Einmal muss du die schmutzige Arbeit selber machen, um dem Dummkopf zu zeigen, wie’s geht. Dann lässt du den Dummkopf die restliche Drecksarbeit tun.
    Regel Nummer drei:
    Regel Nummer drei:
    Regel Nummer drei:
    Er klopfte mit dem Bleistift aufs Papier, aber ihm fiel nichts mehr ein.
    Er warf das Blatt und den Bleistift in den Koffer, dann wühlte er in seinen anderen Papieren, bis er das richtige fand.
    Er ging seine Favoritenliste durch.
    Auf Platz eins standen drei Namen, einer so dösig und bekloppt wie der andere.
    Jeder von den dreien käme in Frage.
    Morgen früh würde er einfach in der Gegend rumhängen und abwarten, wer als erster kam.
    Dann würde er sich wie Marvin K. auf den Weg machen.

6
    Irgendwie gelang es Rina, Frieda Levine aufzufangen, bevor sie hinfiel. Wie Peter vorausgesagt hatte, hatte sie ihn nur einmal richtig anzusehen brauchen, um ohnmächtig zu werden. Bei all dem Lärm und der ganzen Verwirrung war Rinas erster Gedanke gewesen: Bloß alle rausschicken, bevor die Frau in der Aufregung etwas sagte, was ihr später leid täte.
    Sie versuchte, das Geschrei ihrer Schwiegermutter zu übertönen und Ima Sora aus dem Zimmer zu schicken, um mit Peter und Mrs. Levine allein zu sein. Aber es war zu spät. Etwa ein Dutzend Erwachsene drängten sich um Frieda.
    »Um Himmels willen, ihr nehmt ihr ja die Luft zum Atmen«, brüllte

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