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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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erfahren würden. Und hoffentlich halten Sie mich jetzt nicht für pervers oder so was. Aber ich war halt zufällig dabei, als Noam diese Zeitschrift herumzeigte.«
    »Eine pornographische Zeitschrift?«
    Moshe nickte.
    »Ist ja interessant«, sagte Ephraim lächelnd.
    »Halt den Mund«, sagte Moshe zu seinem Bruder.
    Von People zu Pornos, dachte Decker. »Weißt du, wo er sie her hatte?«
    »Nein.«
    »Wie oft hat er dir so was gezeigt?«
    Jetzt wurde der Junge knallrot. »Vielleicht … ein paarmal.«
    »Ein paarmal heißt zweimal, Moshe«, sagte Decker. »Ich stelle diese Fragen nicht, um dir Ärger zu machen oder dich in Verlegenheit zu bringen. Ich stelle sie, weil ich herausfinden möchte, was für ein Junge Noam ist. Es ist nämlich viel leichter, jemanden zu finden, über den man Bescheid weiß, als irgendeine geheimnisvolle, unbekannte Person. Verstehst du, was ich meine?«
    Moshe nickte.
    »Also, wie oft hat er dir diese Zeitschrift gezeigt?«
    »Ungefähr fünfmal.«
    »Sehr interessant«, sagte Ephraim.
    »Wenn du das Abba erzählst, bring ich dich um«, fuhr Moshe ihn an.
    »So was würd ich doch nie tun, Moshe«, sagte Ephraim. »Sogar ich hab einen Ehrenkodex.«
    Moshe schien ehrlich zu sein. Decker fühlte sich besser und fragte: »War es immer die gleiche Zeitschrift?«
    »Zwei verschiedene«, sagte Moshe.
    »War das so was wie Playboy – nur nackte Frauen – oder krasser?«
    »Nein … sie waren … krasser«, sagte Moshe.
    »Wo hatte er sie her?«
    »Das weiß ich nicht … ehrlich nicht.«
    »Ich glaube dir«, sagte Decker.
    »Er hat sie immer mit in die Schule gebracht«, sagte Moshe. »Einmal bin ich fast damit erwischt worden. Das hat mir gereicht. Ich hab ihm gesagt, er soll mir so was nicht mehr zeigen … zumindest nicht in der Schule. Es war einfach das Risiko nicht wert, falls wir erwischt würden.«
    »Hat er sonst noch jemand die Zeitschrift gezeigt?«
    »Ich möchte niemand Ärger machen.«
    »Moshe, New York ist schon für einen Erwachsenen ziemlich gefährlich, erst recht für einen Jungen in eurem Alter. Er könnte ganz leicht das Opfer eines Perversen oder eines Verbrechers werden. Niemand wird Ärger kriegen, dafür leg ich meine Hand ins Feuer.«
    Moshe seufzte. »Wir waren eine Gruppe von ein paar Jungs. Chaim Belser, David Ramy, Yossie Weinstein und Menachem Takinoff. Noam hatte einige von diesen Zeitschriften, Yossie Weinstein hat auch mal eine mitgebracht. David, Chaim, Menachem und ich … wir haben nur geguckt.«
    Die Namen dieser Jungen standen alle auf Jonathans Liste. Der Mann hatte ein gutes Gespür. Hätte einen guten Detective abgegeben …
    »Das hast du ganz toll gemacht«, sagte Decker.
    »Ich hoffe nur, daß es mir nicht leid tun wird«, sagte Moshe.
    Decker strich dem Jungen über die Wangen. »Wenn eure Eltern fragen, worüber wir gesprochen hätten, sagt ihr, hauptsächlich über Sport und ein bißchen über Noam, okay?«
    Die Jungen nickten.
    »Wenn ihr zwei mal nach L. A. kommt und eure Eltern einverstanden sind, fahr ich mit euch und meinen Jungs ins Disneyland.«
    »Ehrlich?«
    »Versprochen«, sagte Decker und lächelte sie an. Ihre Augen strahlten. Er ging, ermutigt von dem Gedanken, daß es immer noch Kinder gab, denen man erlaubte, Kinder zu sein.

14
    Shimon wollte wissen, wie das Gespräch verlaufen sei. Decker meinte, er war zufrieden, und als nächstes sollten sie zur Familie Weinstein. Shimon wandte ein, daß sie näher bei den Belsers wären, doch Decker sagte, er wolle erst mit Yossie reden, bevor er mit den anderen sprach.
    »Warum mit Yossie?« fragte Shimon.
    »Weil er Noam offenbar am besten kennt«, sagte Decker. »Und Sie tun einfach das gleiche, was Sie bei den Greitzmans gemacht haben. Sie haben das mit den Eltern wunderbar geregelt. Das hat mir die Arbeit ungeheuer erleichtert.«
    »Wir sind ein gutes Team, was?« sagte Shimon.
    Decker blieb einen Augenblick stehen, weil er spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. Er hatte ganz plötzlich das Bedürfnis, Shimon zu umarmen. Es war wie ein grausamer Scherz. Er schluckte heftig und versuchte, die Fassung zu bewahren. Dann ging er weiter und sagte: »Yeah, wir sind ein großartiges Team.«
    »Arbeiten Sie mit einem Partner?« fragte Shimon.
    »Nicht immer«, sagte Decker. »Aber wenn ich mit jemandem zusammenarbeite, dann meistens mit einer Frau namens Marge Dunn. Ich wünschte, sie wär jetzt hier. Wir testen immer gegenseitig unsere Ideen. So jemand braucht man.«
    »Sie arbeiten mit

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