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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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einer Frau zusammen?« sagte Shimon.
    »Ja.«
    »Und Rina stört das nicht?«
    Decker lächelte. »Nein, Rina stört das nicht.«
    Sie gingen schweigend weiter.
    »Ihre Partnerin – oder quasi Partnerin«, sagte Shimon, »ist sie noch jung?«
    »Marge ist einunddreißig, einsfünfundsiebzig groß und wiegt hundertfünfzig Pfund.«
    »Eine kräftige Frau.«
    »Ja, eine kräftige Frau. Man sollte ihr nicht in die Quere kommen, wenn sie wütend ist. Sie und Rina kommen anscheinend ganz gut miteinander aus.«
    »Sind sie befreundet?«
    »Nun ja, nicht direkt befreundet. Sie kennen sich halt über mich.«
    »Meine Frau hat meine Sekretärin ausgesucht«, sagte Shimon. »Sie ist sechzig, wiegt achtzig Pfund und benutzt viel Parfüm. Nicht gerade eine Augenweide, aber sehr tüchtig.«
    »Tüchtigkeit war für mich immer wichtiger als gutes Aussehen«, sagte Decker.
    »Ist Marge häßlich?«
    »Nein, Marge ist überhaupt nicht häßlich. Sie sieht sogar ziemlich gut aus, wenn man große nordische Frauen mag.«
    »Ist sie blond?«
    »Blonde Haare, dunkle Augen. Sie hat wunderbare Augen, die Vertrauen einflößen. Die Kinder lieben sie, und unsere Vergewaltigungsopfer vertrauen sich ihr an. So einen Partner braucht man. Jemand, auf den man sich verlassen kann, jemand, der wirklich gut ist.«
    »Das klingt plausibel«, sagte Shimon.
    Sie gingen wieder ein Stück schweigend nebeneinander her.
    »Ist sie ledig, diese Marge?« fragte Shimon.
    »Yeah.«
    »Fühlen Sie sich durch sie nicht abgelenkt?«
    »Marge soll mich ablenken?« Decker lachte. »Ganz im Gegenteil, sie sorgt dafür, daß ich mich auf die Arbeit konzentriere. Sie ist eine sehr gute Polizistin.«
    »Sie mögen sie.«
    »Sie ist eine gute Freundin.«
    Shimon steckte achselzuckend die Hände in die Manteltaschen.
    Decker war bewußt, daß für ihn die Vorstellung, mit einer Frau befreundet zu sein, genauso fremd war, wie Schweinefleisch zu essen. In dieser Gemeinschaft würde ein enges Arbeitsverhältnis mit einer Frau nur zu Problemen führen. Doch sein Halbbruder war ein netter Kerl, der sich sehr bemühte, halbwegs aufgeschlossen zu sein. Decker fand, daß das sehr für ihn sprach.
    Sie blieben stehen, und Shimon zeigte auf ein weiteres kleines Backsteinhaus.
    »Hier wohnen die Weinsteins. Sagen Sie, Akiva, bin ich ein genauso guter Partner wie ihre wunderbare Kollegin und Freundin Marge?«
    »Shimon, Sie sind der einzige hier in der Stadt, der dieser Aufgabe gewachsen ist. Ganz ehrlich.«
    »Im jirtzah Haschem, bin ich wenigstens zu irgendwas gut.« Shimon wurde plötzlich ernst. »Glauben Sie, daß wir ihn finden, Akiva?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Decker. »Aber wir werden alles tun, was in unserer Macht steht.«
    »Letztlich liegt es eh in Gottes Hand«, sagte Shimon.
    Das ist wahr, dachte Decker. Aber falls der alte Herr zu dieser Jahreszeit überbeansprucht sein sollte, würde er verdammt noch mal sein Möglichstes tun, um ihn in diesem Fall zu entlasten.
     
    Im Gegensatz zu den Greitzman-Söhnen wirkte Yossie Weinstein verängstigt. Er war ein kleiner, schmaler Junge, sehr blaß, mit hellbraunen Augen und aschblonden krausen Haaren. Er hatte ein ovales Gesicht und Pickel auf den Wangen. Sein Bett stand in einem umgebauten Wandschrank im Zimmer seines älteren Bruders. Er setzte sich darauf, und Decker setzte sich neben ihn. Der Atem des Jungen roch nach Knoblauch und Zwiebeln. Er hatte einen bizarr geformten Fettfleck auf dem Hemd. Als Decker ihn fragte, ob er wüßte, wer er wäre, sagte Yossie, er sei der Stiefvater von Shmuli und Yonkie, der Cop.
    Das schien sein offizieller Titel zu sein – der Stiefvater von Shmuli und Yonkie, der Cop.
    War ihm nur recht.
    Er unterhielt sich mit dem Jungen erst mal über Autos und Sport. Yossie war schüchtern, und Decker hatte große Mühe, sein Vertrauen zu gewinnen. Nachdem sie zehn Minuten lang über die Mets diskutiert hatten, besonders über die Frage, ob die Mets die Dodgers schlagen würden, sollten beide Teams in die Play-off-Runde kommen, schien der Junge sich zu entspannen. Decker lenkte das Thema vorsichtig auf Noam und ließ sich bei seinen Fragen von dem leiten, was er bei dem Gespräch mit den Greitzman-Söhnen erfahren hatte. Als er nach den Pornoheften fragte, fürchtete er, Yossie würde ohnmächtig werden.
    »Hat Noam dir schon mal Pornohefte gezeigt, Yossie?«
    Der Junge nickte kaum merklich.
    »Wie oft hat er dir solche Hefte gezeigt?«
    »Öfter.«
    Murmel, murmel. Ich möchte

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