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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Rosig?«
    »Ganz normal.«
    »Okay. Das machst du gut, mein Junge. Nun zu seinem Mund.«
    »Ein großer Mund«, sagte Yossie. »Und ein unheimliches Lächeln. Schief.«
    »Schief? Inwiefern?«
    »Weiß nicht … irgendwie schief und unheimlich.«
    »Kannst du’s mir vormachen?« fragte Decker.
    Yossie zog den rechten Mundwinkel nach oben und ließ die andere Seite gerade. »Und er … kniff irgendwie die Augen zusammen, wenn er lächelte.« Yossie zog erneut eine Grimasse, dann fing er an zu lachen. Decker lachte mit, weil er froh war, daß der Junge auftaute. Leute können sich viel besser erinnern, wenn sie entspannt sind.
    »Das war wunderbar, Yossie. Jetzt erzähl mir folgendes. Wenn Hersh redete, hatte er dann auch einen schiefen Mund?«
    »M-hm. Nur wenn er lächelte.« Yossie sah Decker an. »Es war wirklich ein unheimliches Lächeln, machte mich ganz nervös. Deshalb hab ich das Heft gekauft.«
    »Hat er dich bedroht?«
    »Nein.«
    »Okay«, sagte Decker. »Zurück zu dem Lächeln. Konntest du seine Zähne sehen, wenn er grinste?«
    »Auf der einen Seite. Es waren ganz normale Zähne.«
    »Groß? Gelb? Hatte er irgendwelche Plomben oder Kronen?«
    Yossie schüttelte den Kopf.
    »Okay«, sagte Decker. »Also ein schiefes, irgendwie unheimliches Lächeln. Nun zu seinem Kinn. Lang? Kantig? Gespalten?«
    »Ein ganz normales Kinn.«
    »Fein. Jetzt möchte ich, daß du deine Augen von seinem Gesicht zu seinem Körper runterbewegst. Kannst du dir seinen Körper vorstellen?«
    Yossie nickte, die Augen immer noch geschlossen.
    »Gut«, sagte Decker. »Jetzt sieh dir seinen Körper genau an. Laß dir ruhig Zeit. Wenn du fertig bist, sag mir, ob er dick oder dünn oder ganz normal ist.«
    »Eher dünn.«
    »Okay. Was ist mit seinen Schultern? Sind sie breit …«
    »Er ist dünn, aber er hat Muskeln.« Yossie öffnete die Augen. »Jetzt erinnere ich mich. Er trug so ein ärmelloses Shirt -Muskelshirt nennt man die, glaub ich –, deshalb konnte ich seine Arme sehen. Er sah aus, als ob er Hanteltraining macht.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Decker. »Ganz ausgezeichnet. Kannst du mir sonst noch was über seinen Körper sagen. War er behaart?«
    Yossie schüttelte den Kopf.
    »War nicht behaart, oder weißt du es nicht?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hinkte er?«
    »Nein.«
    »Seine Stimme. Hoch oder tief?«
    »Mittel.«
    »Okay. Hat er gestottert oder gelispelt?«
    »Nein.«
    »Hatte er einen Brooklyn-Akzent?«
    »Was soll das heißen?«
    »Laß es mich anders formulieren«, sagte Decker. »Klang er wie jemand, der in Brooklyn geboren ist? Klang er, als ob er hier aus der Gegend wäre?«
    »Yeah, ich glaub schon. Er klang nicht wie ein Kalifornier oder wie jemand aus dem Süden.«
    Decker faßte noch einmal die Beschreibung zusammen, die Yossie von dem Mann gegeben hatte. »Klingt das so richtig?«
    »Yeah«, sagte Yossie. »So ziemlich.«
    »Das hast du gut gemacht«, sagte Decker. »Könnte denn dieser Hersh vielleicht aus Crown Heights sein?«
    »Schon möglich.«
    »Aber du glaubst, er ist hier aus der Gegend?«
    »Nehm ich an.«
    »Und du hast ihn in einem Schnapsladen in Crown Heights kennengelernt?«
    »Ja.«
    »Im schwarzen Teil von Crown Heights?«
    »Yeah. Es war direkt hinterm Empire Boulevard.« Er dachte einen Augenblick nach. »Wissen Sie, es könnte sogar auf dem Empire Boulevard gewesen sein.«
    »Hey, das ist ja super«, sagte Decker. »Du hast ein ausgezeichnetes Gedächtnis, Yossie. Du kannst jederzeit mein Zeuge sein.«
    Der Junge lächelte.
    »Du hast diesen Hersh also nur das eine Mal gesehen?«
    Yossie nickte.
    »Hattest du den Eindruck, daß er und Noam gute Kumpel waren?«
    »Nein«, sagte Yossie. »Sie verhielten sich nicht wie gute Kumpel. Eher als ob Hersh irgendwas Besonderes war und Noam ihn wie einen Star verehrte. Ehrlich gesagt, ich fand, dieser Hersh war ein ziemlicher Idiot, ein noch größerer Idiot als Noam.«
    »Hattest du den Eindruck, daß Hersh und Noam sich schon häufiger getroffen hatten?«
    »Ganz bestimmt.«
    Decker klatschte in die Hände. »Du hast gute Arbeit geleistet. Wenn du wüßtest, wie wichtig das, was du mir erzählt hast, für mich ist, wärst du richtig stolz auf dich. Wir wollen Noam finden, Yossie, bevor er in große Schwierigkeiten gerät. Du hast ihm vielleicht mehr geholfen als alle anderen.«
    Der Junge senkte den Kopf und unterdrückte ein Grinsen. Dann griff er ganz langsam in ein verstecktes Fach in seinem Kabuff und zog ein Heft heraus.
    »Hier.« Er gab

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