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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Vater eine kleine Lubawitscher Schule in North Carolina leitet und mehr dort lebt als hier. Seine Mutter weigert sich umzuziehen, weil sie North Carolina scheußlich findet. Deshalb streiten sie sich ständig, wenn er nach Hause kommt. Und außerdem hat Elis Mom einen Ganztagsjob, und der ganze Haushaltskram bleibt an Eli hängen, weil er der Älteste ist.«
    Eli kam zurück. Er hatte eine Kanne mit Wasser geholt, aber kein Glas, und seine Hände zitterten. Decker stand auf und sagte dem Jungen, er solle sich hinsetzen. Dann holte er ein Glas aus der Küche, goß es voll Wasser und achtete darauf, daß der Junge wenigstens die halbe Kanne leer trank.
    Eine Minute später sagte Eli, er müsse zur Toilette. Decker erklärte ihm, das sei der Sinn der Sache. Als Eli zum zweiten Mal hinausging, sagte Decker zu Shai: »Wenn du schon auf ihn aufpassen willst, dann sorg dafür, daß er keine Drogen mehr nimmt.«
    »Ich hab’s ja schon oft versucht und Eli auch«, sagte Shai. »Aber es ist schwer. Sehen Sie, wenn Eli nicht stoned ist, dann fängt sein Magengeschwür an, verrückt zu spielen. Einmal war es so schlimm, daß er eine ganze Woche ins Krankenhaus mußte.« Shai schlug sich mit den Fäusten gegen die Stirn. »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Eli scheint jeden Monat mehr zu rauchen. Ich fürchte, er wird irgendwann was Stärkeres probieren. Dann weiß ich wirklich nicht mehr, was ich tun soll.«
    »Er nimmt also nur Hasch?« fragte Decker.
    »Yeah.«
    »Bist du ganz sicher?«
    Shai zögerte, dann nickte er. »Das ist das einzige, was Tony … Hersh verkauft. Ich hab ihn noch nie was Stärkeres verkaufen sehen, und er würd’s sicher tun, wenn er’s hätte.«
    Eli kam zurück. Decker ließ ihn das restliche Wasser austrinken. Dann nahm er das Foto raus und fragte: »Hat einer von euch diesen Jungen mal zusammen mit Hersh gesehen?«
    Beide sahen sich das Foto an, Eli zum zweiten, Shai zum ersten Mal. Shai sprach als erster.
    »Ich hab ihn mal mit Ton – Hersh gesehen. Ich war ziemlich überrascht, weil er ganz klar einer von uns war.«
    »Mit einer von uns meinst du religiös – frumm?« sagte Decker.
    Shai nickte.
    Decker wandte sich an Eli. »Hast du ihn mal zusammen mit Hersh gesehen?«
    »Ein- oder zweimal«, sagte Eli.
    »Ich glaube, er nannte sich Nolan«, sagte Shai. »Aber das war offensichtlich nicht sein richtiger Name.«
    »Er heißt Noam Levine«, sagte Decker.
    Beide Jungen zuckten die Achseln.
    »Machten sie den Eindruck, als ob sie gut befreundet wären?« fragte Decker.
    »Dieser Nolan wirkte eher wie Tonys Diener als wie sein Freund«, sagte Shai. »Ton – Hersh tauchte immer mit solchen Kids auf – Kids in unserem Alter. Er kennt einen ganzen Haufen davon. Die meisten sind ganz mickrige, unscheinbare Jungen. Aber dieser Nolan oder Noam … Erstens war er groß. Und zweitens merkte man sofort, daß er frumm erzogen war. Irgendwie glaube ich, daß Tony Nolan mochte, weil er frumm war. Und weil Nolan so groß war und weil er gern Leute drangsalierte. Uns hat er nie was getan, Eli ist größer als er. Aber man hatte so das Gefühl, daß es Nolan Spaß machte, kleine Kinder herumzukommandieren. Außerdem hat er sich nicht von Hershs Messern abschrecken lassen …«
    »Messern?« fragte Decker.
    »Hersh steht auf Messer«, sagte Shai. »Er zeigt sie ständig herum. Und er hat ’ne ganze Menge davon.«
    Na prima, dachte Decker. Noam war möglicherweise an einen Verrückten geraten. Vielleicht war Noam selber verrückt. »Hat Hersh euch je mit seinen Messern bedroht?«
    »Mich nicht«, sagte Eli. »Aber einmal … das war ganz unheimlich …« Er runzelte die Stirn. »Da hat er mich gefragt, was mein Vater von Beruf ist. Ich hab gesagt, er wär Rabbi und Mohel …«
    »O yeah«, fiel Shai ihm ins Wort. »Er fing plötzlich an, Fragen zu stellen, was man denn für Messer für die Beschneidung benutzt. Dann hat er Eli angeboten …« Der Junge seufzte. »Er wollte ihm Stoff für das Briss Milah- Messervon seinem Vater geben. Ihm gefiel, daß es auf beiden Seiten scharf ist.«
    »Und hast du’s getan?« fragte Decker.
    Eli schüttelte heftig den Kopf. »Ich bin kein Dieb.«
    Das sprach zumindest für ihn. »Also Hersh steht auf Messer«, sagte Decker. »Was ist denn mit Noam?«
    »Keine Ahnung«, sagte Shai. »Ich hab Nolan nur ein- oder zweimal gesehen.«
    »Und nach dem, was du gesehen hast, gingen Noam und Hersh nicht gleichberechtigt miteinander um«, sagte Decker.
    »Auf keinen Fall«, sagte

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