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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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glaube, er hat sogar selbst eine Art Therapeutenlizenz.«
    »Ist ja wunderbar«, sagte Decker. »Ich ruf ihn an, sobald wir bei deinen Schwiegereltern sind.«
    »Weißt du was, Peter? Du versuchst es zwar zu verbergen, aber im Grunde bist du ein wirklich guter Mensch.«
    »Ach Quatsch.«
    Sie kniff ihn in die Wange. »Was liegt als nächstes an?«
    »Zuallererst geh ich noch einmal in die Schnapsläden auf dem Empire Boulevard. Ich hab die Inhaber nach einem Typ namens Hersh gefragt. Jetzt geh ich noch mal hin und frag sie nach einem Typ namens Tony. Wenn ich sehr viel Glück hab, weiß einer der Männer sogar, wie Tony sich mit Nachnamen nennt. Ich hab keine Lust, nach einem Hersh Schwartz zu suchen, wenn er eigentlich als Tony Palumbo herumläuft.
    Dann fahren wir nach Flatbush und versuchen, Tony/ Hershs Wohnung zu finden. Ich werde mich beim zuständigen Revier erkundigen. Ich möchte wissen, ob dieser Hersh alias Tony vorbestraft ist – vielleicht mal bei einer Drogenrazzia aufgeflogen. Oder vielleicht war er dort mal in einen Zwischenfall verwickelt. So treibt man diese Fälle voran – viel Lauferei und Rederei. Ich hoffe nur, daß dieser Hersh tatsächlich was mit Noams Verschwinden zu tun hat. Wenn nicht, sind wir wieder da, wo wir angefangen haben.«
    Er lächelte Rina an, und sie lächelte zurück. Erst jetzt fiel ihm auf, daß sie ein bißchen blaß wirkte.
    »Hast du schon was zu Mittag gegessen?«
    Rina schüttelte den Kopf.
    »Dann holen wir uns ein paar große Sandwiches bei einem Deli«, sagte Decker. »Du brauchst irgendwas Nahrhaftes.«
    »Weißt du, es gibt da ein wunderbares koscheres italienisches Restaurant auf der Coney Island Avenue in Flatbush. Rot-weiß-karierte Tischdecken und Sägemehl auf dem Fußboden. Und im Eingang hängen sogar Weinflaschen. Die machen wahnsinnig gute Auberginen mit Parmesan überbacken.«
    Decker schüttelte den Kopf. »Dazu hab ich jetzt keine Zeit. Ich möchte soviel wie möglich schaffen, bevor es dunkel wird.«
    »Du hast ja recht«, sagte Rina. »Ich meine, wir sind ja hier, um Noam zu finden, und nicht, um essen zu gehen.«
    Decker tätschelte ihre Hände und schenkte ihr ein liebevolles Lächeln. Sie war enttäuscht, bemühte sich aber, es nicht zu zeigen. Die Detektivarbeit verlor rasch an Reiz.
    Das war auch gut so.

17
    Decker ging ins Empire Liquor House. Wieder stand der dünne schwarze Mann an der Kasse. Er las in einer Zeitschrift und blickte auf, als er den Dobermann knurren hörte.
    »Sie kommen ja wie gerufen. Ich könnt nämlich noch ’n bißchen Taschengeld gebrauchen.«
    »Dann ist heute Ihr Glückstag.« Decker zog einen Zwanziger heraus, hielt ihn aber zwischen Daumen und Zeigefinger fest. »Wenn Sie schon keinen jungen Mann namens Hersh kennen, wie wär’s denn mit einem namens Tony?«
    Der Dünne lächelte. »Die heißen doch alle Tony.«
    »Haben diese Tonys denn auch Nachnamen?«
    »Da acht ich nich drauf«, sagte der Dünne.
    Decker beugte sich so weit über die Theke, daß er fast gegen den Kopf des Dünnen stieß. »Sollten Sie aber lieber mal drauf achten, Kumpel, weil ein paar von diesen Tonys dealen. Nun mögen Sie zwar nichts Schlimmes dabei finden, ein bißchen Gras hin und her zu schieben, aber ich kann Ihnen sagen, wenn diese Rabbis rausfinden, daß Sie ihre Jungs verderben …«
    »Ich verderb doch niemand …«
    »Ganz zu schweigen davon, daß sie Minderjährige in Ihrem Laden rumlungern lassen …«
    »Was!«
    »Diese Matzenfresser können ganz schön fies werden«, sagte Decker. »Aber was soll’s, bei so ’nem Drecksladen wie dem hier kommt’s auf ein eingeschlagenes Fenster auch nicht mehr an …«
    »Soll das ’ne Drohung sein, Mann?«
    »Um Himmels willen. Ich wollte bloß Ihrem Gedächtnis ein bißchen auf die Sprünge helfen.« Decker lächelte. »Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, Sie wollten mir die Nachnamen von den ganzen Tonys nennen.«
    Der Dünne starrte ihn nur wütend an.
    Decker hob die Arme. »Aber sagen Sie nicht, ich hätt Sie nicht gewarnt.« Er ging zur Tür, dann drehte er sich noch einmal um. »Sagt Ihnen der Ausdruck chaptsum was?«
    Der Dünne verzog das Gesicht. »Ich weiß, was Sie meinen.«
    »Warum machen Sie sich dann unnötig das Leben schwer?«
    »Hmmmmm.« Der Dünne dachte einen Augenblick nach. »Vielleicht kann ich Ihnen ja doch ein, zwei Namen nennen.«
    Decker ging zur Theke zurück und wartete.
    »Es gibt ’nen Tony Madiglioni«, sagte der Dünne. »Der is ungefähr sechs-

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