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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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hatte Nick-O mit der gleichen weinerlichen Stimme gesagt, daß der Drogist ihm bestimmt keine verkaufen würde, weil er zu jung aussähe.
    Hank mußte lächeln, als er sich daran erinnerte, wie geduldig er ihm erklärt hatte, was er tun sollte.
    Hab ich denn gesagt, du sollst sie kaufen, Nick-O?
    Vielleicht blieb der Junge deshalb so lange weg.
    Er aß den Chinafraß auf und warf die Styroporschüssel in den Mülleimer.
    In dem Zimmer sah es aus wie in einem Schweinestall, aber auf merkwürdige Weise fühlte er sich in Schweineställen zu Hause. Nach der Scheidung war die Alte völlig heruntergekommen. Alles war vor die Hunde gegangen.
    Fünfundzwanzig Umzüge in drei Jahren. Er hatte jeden einzelnen gezählt. Der alte Knallkopf hatte ihnen zwar immer Geld gegeben, um irgendwo einzuziehen, aber nie genug, um jeden Monat die Miete zu bezahlen. Sie wurden immer wieder rausgeschmissen, weil niemand Schmarotzer in seiner Bude haben wollte. Also rief sie den Knallkopf drei, vier Monate später wieder an und erzählte ihm immer die gleiche Geschichte. Sie könnte nicht arbeiten, weil sie nichts gelernt hatte, und sie könnte keine Kurse machen, weil sie nicht Auto fahren könnte und es zu beschwerlich wäre, den Bus zu nehmen.
    Der Knallkopf erinnerte sie dann jedes Mal daran, daß sie früher in Jeschiwas unterrichtet hatte.
    Aber das war gewesen, bevor die Kopfschmerzen anfingen. Und am Computer schreiben konnte sie auch nicht, weil ihr die Augen weh taten. Und es war zu anstrengend für ihre Stimme, per Telefon Sachen zu verkaufen. Und die Welt war so schrecklich, wenn man allein war, bla, bla, bla, bla, bla.
    Dann schickte der Knallkopf wieder einen Scheck – der auf ihn ausgestellt war, nicht auf die Alte.
    Sie waren immer auf ihn ausgestellt, aber damals war er so blöd, sie immer wieder der Alten zu geben, weil er es nicht besser wußte.
    Eine Woche später packten sie dann ihre Sachen in Mülltüten und zogen wieder um.
    Dann hatte der Knallkopf die Unverschämtheit zu fragen, ob er bei ihm und seiner Tussi wohnen wollte. Mein Gott, hatte der alte Knacker denn nur Stroh im Kopf?
    Nicht daß die Alte vor der Trennung keine Probleme gehabt hätte, aber die Sache mit dieser Tussi hatte ihr den Rest gegeben.
    Die Alte war verrückt, aber der Knallkopf war noch schlimmer. Tat immer so beschissen fromm. Aber als ihm eine Fotze winkte, ließ er sie beide im Stich.
    Das war der Punkt, an dem Hank beschloß, daß eine Fotze niemals eine solche Macht über ihn haben würde. Besser man kaufte sich die Weiber für einen Abend, als sich auf Dauer mit einer Mieze einzulassen. Außerdem hatte er sich immer mehr für Kinder interessiert, die sich genauso unverstanden fühlten wie er. Er brachte ihnen bei, wie sich ein Mann verhielt, wie man überlebte.
    Es hatte immer genug unverstandene Kinder gegeben. Sie flogen auf ihn wie Bienen auf Honig, weil er im Gegensatz zu ihren Eltern Zeit und Verständnis für sie hatte. Mann, er kümmerte sich besser um die Kinder als der Knallkopf sich je um ihn gekümmert hatte.
    Die Alte war über die Trennung einfach nicht hinweggekommen. Oft hatte sie sich einfach in eine Ecke gekauert, vergessen, sich zu waschen, sogar vergessen zu essen, verdammt noch mal! Dann mußte er sie mit dem Löffel füttern, sie ausziehen und in die Wanne stecken. Mann, hat die gebrüllt, wenn sie gebadet wurde. Es wurde so schlimm, daß er schließlich aufgab.
    Aber danach hatte er das Problem mit dem Gestank.
    Und wie der alte Knallkopf sagte, er hätte ja durchaus Mitgefühl.
    Durchaus Mitgefühl.
    War das nicht großartig von ihm?
    Hersh, ich hab ja durchaus Mitgefühl, aber ich kann nichts mehr für sie tun. Ich habe mein eigenes Leben zu leben, und Mama hat darin nichts mehr verloren.
    Damals hatte der Knallkopf ihm angeboten, bei ihm zu wohnen.
    O yeah, na klar!
    Die Tussi haßte ihn fast so sehr, wie er sie haßte.
    Nun ja, sie hatten bekommen, was sie verdient hatten.
    Ha-ha, der Scherz ging auf deine Kosten, du Arschloch.
    Die Alte. Weiß der Himmel, was sie jetzt machte. Er hatte keine Lust, sich Gedanken über sie zu machen. Er hatte sein eigenes Leben zu leben.
    Hey, man weiß doch, wie das ist.
    Wie der Vater, so der Sohn.
     
    Noam wischte sich die Tränen aus den Augen und hievte den vollen Wäschesack über seine Schulter. Von allen Dummheiten, die er je begangen hatte, war das die größte. Was man ihm schon immer gesagt hatte, erwies sich als wahr. Er war einfach ein Versager.
    Wie sollte er bloß

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