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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Schlafzimmer an.«
    Dort sah es genauso aus wie im Wohnzimmer – herausgezogene leere Schubladen, und der winzige Wandschrank wie leer gefegt. Das Bett war nicht gemacht und roch, als sei es schon länger nicht frisch überzogen worden. Decker bückte sich und sah unter das Bett. Dort lag ein zusammengeknülltes weißes Stück Stoff. Er streckte den Arm aus und zog es hervor.
    Als er es auseinanderfaltete, schnappte Rina nach Luft.
    Es war ein Tzitzit – der fransige weiße Gebetsschal, den orthodoxe Männer unterm Hemd tragen – und zwar in einer kleinen Größe. »Das hier nehm ich mit«, sagte Decker zu Jerz.
    »Was ist das?« fragte Jerz.
    »Ein religiöses Kleidungsstück«, sagte Decker. »Ich glaube, es gehört dem Jungen, nach dem ich suche.«
    »Sie suchen nach einem Jungen?« fragte Jerz.
    Decker glaubte, es sei an der Zeit, dem Hausmeister zu sagen, was los war. Jerz hörte ihm zu, dann sagte er, er sei keineswegs überrascht, Stremmer wäre ihm immer merkwürdig vorgekommen. Er habe immer kleine Jungs bei sich gehabt. Jerz hätte ihn mal darauf angesprochen, und da habe er gesagt, er kümmere sich als Big Brother um Kinder aus Problemfamilien.
    »Aber ich immer gedacht, er sagt nicht Wahrheit«, sagte Jerz.
    Decker zeigte ihm das Foto von Noam. »Haben Sie diesen Jungen schon mal gesehen?« Er beschrieb ihm Noams Statur.
    Der Hausmeister betrachtete das Foto. »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Jungs, die hier kamen, sahen nicht so aus.«
    »Das Gesicht kommt Ihnen also nicht irgendwie bekannt vor?«
    »Nein, tut mir leid.«
    Decker gab ihm seine Karte. »Wenn Sie von einem der beiden was hören, rufen Sie mich unter der Nummer hier an.«
    Jerz nickte. »Krieg ich immer noch den Trip nach Disneyland?«
    »Ich steh zu meinem Wort«, sagte Decker.
     
    Es war viel einfacher durchzuarbeiten, statt zu der Familie zurückzukehren und zu berichten, was los war. Also machte Decker auf die feige Tour und erledigte die nötigen Anrufe vom 67. Revier aus. Rina saß neben ihm und hakte die Flüge ab, die er ihr nannte.
    Er erkundigte sich nach Tickets, die gestern auf den Namen Hersh Schaltz, Tony Sacaretti, Heinrich Stremmer, Hank Stewart oder irgendeinen anderen Männernamen mit den Initialen HS nach Florida oder Kalifornien ausgestellt worden waren. Bis auf den italienischen Namen benutzte Hersh offenbar Pseudonyme, die nicht allzuweit von seinem Namen entfernt waren.
    Bei United, American Airlines und TWA war nichts. Aber die Continental hatte eine Buchung auf Hank und Nolan Stewart für Flug 710. Die Maschine war gestern um 10:30 gestartet und um 14 Uhr pazifischer Sommerzeit in Los Angeles gelandet.
    Saßen Mr. Hank Stewart und Mr. Nolan Stewart tatsächlich in dem Flugzeug?
    Das weiß ich nicht, Sir, aber die Tickets wurden eingelöst.
    Scheiße, einen Tag zu spät.
    »Was wirst du jetzt tun?« fragte Rina.
    »Sieht so aus, als müßte ich ein Flugzeug nehmen, das mich zurück nach Hause bringt.«
    »Das ist doch die Chance, aus der Sache rauszukommen«, sagte Rina. »Jetzt bewegen sie sich ja nicht mehr innerhalb der religiösen jüdischen Gemeinschaft.«
    »Aber jetzt gilt auch meine plausibelste Entschuldigung nicht mehr – daß sich nämlich ein New Yorker Privatdetektiv besser auskennt als ich.« Decker schüttelte den Kopf. »Unglücklicherweise hatten die Kerle die Frechheit, sich auf mein Territorium zu begeben. Wie dem auch sei, ich werd sie kriegen.«

ZWEITER TEIL
    Tzedakah – Wohltätigkeit

18
    Hank dachte nach.
    Dreitausend Meilen fliegen, um von einem Schweinestall in den anderen zu geraten. Ging denn der Scheiß jetzt schon los? Das Zimmer stank nach Kloake, die Bettlaken fühlten sich wie Schmirgelpapier an, und zu allem Überfluß regnete es auch noch.
    Regen. Für so einen Scheiß hätte er auch zu Hause bleiben können. Der einzige Grund, weshalb sie in Kalifornien und nicht in Florida waren, war, weil der Junge Filmstars sehen wollte. Wenn’s nur nach ihm gegangen war, hätte er sich für Florida entschieden, weil das viel näher und der Flug viel billiger war. Beide hatten den Ozean, und beide hatten Disneyland. Oder Disneyworld. Egal wie sie es nannten, es war eh der gleiche Scheiß. Blöde Karussells und Zwerge, die nicht sprachen und wie Micky Maus und die Kuh Klarabella aussahen.
    Aber neiiinnn! Nick-O mußte unbedingt Stars auf dem Hollywood Boulevard sehen.
    Na schön. Tun wir dem Jungen den Gefallen und gehn nach Kalifornien. Ihm war’s egal.
    Er rülpste. Mit nichts

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