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Tag der Entscheidung

Tag der Entscheidung

Titel: Tag der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Bemühungen mißlungen sind, die Maschinen zu sabotieren. Die Pläne des Spielzeugmachers sind niemals ausgeführt worden. Wahrscheinlich sind die von uns geschickten Maschinenbauer gefangengenommen und getötet worden, und in Euer Netzwerk wurden falsche Berichte von ihrem Erfolg eingeschleust. Arakasi konnte nur sagen, daß der Angriff gegen Kentosanis Mauern ohne Behinderungen durchgeführt werden wird, unter den Hausfarben der Omechan. Das heißt, wenn Jiro erst einmal sicher im Kaiserlichen Viertel ist, werden seine Hände rein sein. Seine anstehende Bitte um den Goldenen Thron könnte als legitimer Versuch angesehen werden, den Frieden wiederherzustellen.«
    Mara biß sich so fest auf die Lippe, daß es schmerzte. »Er ist noch nicht im Kaiserlichen Viertel?«
    Keyokes Gesichtsausdruck blieb hölzern. »Noch nicht. Doch die Nachricht des Boten ist nicht ganz neu, und viel kann geschehen sein, seit er sich in südliche Richtung zu uns aufmachte.«
    »Wir sind noch nicht bereit für diese Sache!« brach es aus Mara heraus. »Götter, wie könnten wir dazu bereit sein?« Ihre Stimme zitterte vor Verzweiflung. Seit ihrer Rückkehr aus Thuril schienen immer wieder katastrophale Ereignisse mit unglaublicher Geschwindigkeit über sie hereinzubrechen. Das Schicksal war grausam; es stieß sie unvorbereitet in einen Konflikt, während sie die Mittel zur Abwendung des totalen Untergangs in greifbarer Nähe hatte. Wenn es ihr nur eine kleine friedliche Zeitspanne gewähren würde, damit sie einen Plan schmieden und die Vorteile nutzen konnte, die sie durch die Gegenwart der Chakaha-Magier besaß!
    »Mistress?« drängte Keyoke sanft.
    Mara wurde sich bewußt, daß sie zu lange geschwiegen hatte; sie sammelte sich. »Wir sind bereits verloren, zumindest aller Wahrscheinlichkeit nach, doch ich kann nicht kampflos aufgeben. Wenn ich versage, werden meine Kinder schon bald getötet werden, und ohne sie endet das Geschlecht der Acoma mit meinem Tod.« Sie ließ ihre Stimme entschlossen klingen. »Ich möchte meine treuen Untergebenen nicht ohne Herrin einem ungnädigen Himmel überlassen, während ich mich duldsam dem Urteil Kaiser Jiros füge.«
    »Jeder einzelne von ihnen würde lieber im Kampf für die Acoma untergehen, als ein Leben als Grauer Krieger zu wählen«, betonte Keyoke.
    Mara unterdrückte ein starkes Zittern. »Dann stimmen wir darin überein, daß die Umstände ziemlich extrem sind.« Sie beugte sich vor und schlug die Vorhänge des Palankins zurück. »Lujan!« rief sie.
    Der Kommandeur salutierte, und Tropfen flogen von seinem Federbusch. »Ihr wünscht, Mylady?«
    »Schickt die Sänftenträger etwas zur Seite und befehlt ihnen, sich auszuruhen«, sagte Mara knapp. »Wenn sie außer Hörweite sind, laßt meine Ehrengarde in einem Ring um den Palankin Position beziehen. Ich möchte Arakasis Boten und den Cho-ja, der ihn herbrachte, sprechen und mich mit Saric, Incomo und Euch beraten. Wir müssen umgehend Entscheidungen treffen.«
    Ihre Befehle wurden eilig ausgeführt, trotz der Dunkelheit und des Regens. Maras Gedanken rasten, während Keyoke umsichtig die Vorhänge des Palankins zurückband. Die Seitenteile wurden geöffnet; das Licht der Laterne erhellte den Innenraum und entriß die Gesichter ihrer Vertrauten der Dunkelheit, um so schemenhafter, je weiter sie entfernt standen. Dahinter war nur noch absolute Schwärze.
    Mara betrachtete jeden einzelnen, angefangen von Keyoke, den sie seit ihrer Kindheit kannte, über Saric, der als junger Mann den Posten als Erster Berater erhalten hatte, bis zu Incomo, den sie begnadigt und so vor dem Schicksal eines Gefangenen, entweder zu sterben oder in die Sklaverei verkauft zu werden, bewahrt hatte. Sie alle hatten während ihres Dienstes bei den Acoma Wunderbares geleistet, und trotzdem war sie gezwungen, sie um mehr zu bitten. Von einigen würde sie verlangen müssen, daß sie ihr Leben hingaben. Es blieb keine Zeit, über die Situation zu jammern; es blieb auch keine Zeit für Rührseligkeiten. Jetzt war nur zweckdienliches Denken gefragt, und so verteilte sie mit ausdrucksloser Stimme Aufgaben, die vermutlich die letzten sein würden, die sie diesen Männern in diesem Leben erteilen würde. Hätte sie sich erlaubt, ihre Gefühle zu zeigen, wäre sie unweigerlich zusammengebrochen.
    Zunächst wandte sie sich an den Cho-ja, der für ihr in diesen Dingen unvollkommen geschultes Auge wie ein älterer Arbeiter wirkte. »Zuerst einmal möchte ich Eurer Königin meinen

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