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Tag der Entscheidung

Tag der Entscheidung

Titel: Tag der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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»Die Magier werden damit beschäftigt sein, Mara zu bestrafen, während ich mich des Goldenen Throns bemächtige. Natürlich könnten wir dabei unsere gesamte Armee verlieren, aber das ist unwichtig. Die Acoma werden ausgelöscht sein, und ich halte die höchsten Ehren im ganzen Kaiserreich in meinen Händen. Fünftausend Kaiserliche Weiße werden mir dann gehorchen, und alle Lords müssen sich meinem Willen beugen.«
    Die Zeltklappe öffnete sich, und Jiros verzückte Spekulationen wurden unterbrochen. Sein Gesicht wurde sofort ausdruckslos, als er sich nach der Person umschaute, die gekommen war.
    Ein junger Mann trat mit leicht gesenktem Kopf durch den Eingang; sein Schritt war forsch. Auch seine Rüstung war unmarkiert, doch seine Stupsnase und die glatten Wangen kennzeichneten ihn unverkennbar als einen Sproß der Omechan. »Ihr habt nach mir gerufen, Lord Jiro?« verlangte er in arrogantem Tonfall zu wissen.
    Der Lord der Anasati erhob sich, die Wangen noch immer leicht gerötet vor Erregung. »Ja, Kadamogi. Ihr werdet so schnell wie möglich zu Eurem Vater zurückkehren und ihm mitteilen, daß die Zeit gekommen ist. In fünf Tagen von heute an wird er Kentosani mit Hilfe meiner Belagerungsmaschinen angreifen.«
    Kadamogi verneigte sich. »Ich werde es ihm sagen. Dann werdet Ihr Euch an den Schwur halten, den Ihr als Gegenleistung für unsere Unterstützung geleistet habt, Mylord – wenn der Goldene Thron Euch gehört, wird Eure erste Amtshandlung als Kaiser die Wiederherstellung des Hohen Rates sein und die Ernennung eines Omechan für das Weiß und Gold des Kriegsherrn!«
    Jiros Lippen verzogen sich in kaum verhohlenem Abscheu. »Ich bin nicht senil und habe das Versprechen an Euren Vater nicht vergessen.« Dann, als sich der junge Omechan leicht beleidigt straffte, fügte er besänftigend hinzu: »Wir verschwenden nur Zeit. Nehmt meine beste Sänfte und meine schnellsten Träger, um Eure Aufgabe zu erfüllen. Ich muß mich mit meinem Kommandeur beraten, um die Aufstellung meiner Ehrengarde zu arrangieren.«
    »Ehrengarde?« Kadamogis grobe Gesichtszüge verdüsterten sich vor Verwirrung. »Wozu solltet Ihr eine Ehrengarde benötigen?«
    In einem sprunghaften Stimmungswechsel lachte Jiro auf. »Ich marschiere ebenfalls nach Kentosani, und zwar auf Befehl der Versammlung. Die Erhabenen haben mich dorthin bestellt, um eine Erklärung für die Aufstellung meiner Truppen zu erhalten!«
    Kadamogis Gesicht erhellte sich, und er zuckte mit den Achseln. »Das ist gut. Sehr gut. Und unser Plan, den Hohen Rat wieder einzusetzen, ist kaum noch aufzuhalten.«
    Jetzt gestikulierte Jiro erwartungsvoll. »In der Tat. Die Belagerung wird nur kurz währen, da Hilfe von innen kommen wird, und die Verbündeten der Guten Dienerin werden von der Versammlung aufgehalten.« Schadenfreude klang in seiner Stimme mit. »Die Magier werden Mara für uns töten. Sie mag die Gute Dienerin des Kaiserreiches sein, ja, doch sie wird in den magischen Flammen sterben, geröstet wie ein Stück Fleisch!«
    Kadamogis Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Wir sollten ein Glas Wein auf diesen Ausgang trinken, bevor ich gehe, ja?«
    »Eine gute Idee!« Jiro klatschte nach seinen Dienern in die Hände und bemerkte nur nebenbei, daß das Kissen, auf dem Chumaka gesessen hatte, inzwischen leer war. Die Teetasse auf dem Tisch war ebenfalls fort, und es gab keinen Hinweis darauf, daß der Erste Berater überhaupt dagewesen war.
    Dieser Mann ist verschlagener als der Gott der Ränkespiele selbst, dachte Jiro; doch dann kam der Wein, und er bereitete sich auf einen kameradschaftlichen Abend mit dem Erben der Omechan vor.

    Draußen vor dem Kommandozelt huschte im abendlichen Nieselregen ein Schatten durch die Bäume. Über dem einen Arm trug Chumaka die geölte Wollrobe, die er in der Eile nicht hatte anziehen können. Als er mit hastigen Schritten zu dem Zelt ging, in dem die Botenläufer der Anasati untergebracht waren, schien er etwas an den Fingern abzuzählen. Doch es waren keine Summen, die er ohne jede Betonung zwischen den Atemzügen ausstieß.
    »Diese übriggebliebenen Krieger der Minwanabi, die Mara nicht die Treue schworen – ja, jetzt ist es an der Zeit, daß sie sich nützlich machen, denke ich. Eine Vorsichtsmaßnahme, nur für den Fall, daß Mara der Versammlung durch die Finger schlüpft. Sie ist raffiniert. Wir können nicht davon ausgehen, daß wir alle Einzelheiten ihrer Planungen kennen. Die Zeit, die sie angeblich in der

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