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Tag der Entscheidung

Tag der Entscheidung

Titel: Tag der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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streckte Hochopepa die Hand aus und nahm Mara den Dolch aus den Fingern.
    Dann verkündete er laut: »Ein bemerkenswerter Mann, der Magier Milamber von Midkemia, mahnte uns einmal, daß das Kaiserreich eine erstarrte Kultur wäre, die durch unser unerbittliches Festhalten an Traditionen dem Untergang geweiht wäre. Ich denke, er hatte recht« – der beleibte Magier belohnte Mara und die Chakaha-Zauberwirker mit einem bewundernden Lächeln –, »denn warum sonst hätten die Götter diese bemerkenswerte Frau verschont?«
    Er wandte sich an Mara. »Lady, wenn das Licht des Himmels es erlaubt, werden wir uns zurückziehen und uns offiziell treffen, doch Ihr könnt sicher sein, wie unsere offizielle Position lauten wird.« Dann trat er als erster der Schwarzgewandeten vor und wiederholte seine ehrerbietige Verneigung, um zu betonen, daß der Junge auf dem Podest jenseits jeden Zweifels das zweiundneunzigste Licht des Himmels war.
    Die anderen Magier folgten ihm, die meisten beschämt genug, um es schweigend zu tun, wenn auch einige im Hintergrund noch leise grollten. Fumita warf diesen Abweichlern einen ernsten Blick zu, und die Chakaha-Magier sahen sie aus achatschwarzen Augen so unverwandt an, daß sie an die einzigartigen Fähigkeiten des Cho-ja-Schwarmbewußtseins erinnert wurden.
    Mara spürte, wie eine Welle der Erleichterung sie angesichts der einstimmigen Kapitulation der gefährlichsten Feinde, die sie zu provozieren gewagt hatte, zum Schmunzeln brachte. Als die Schwarzen Roben die Herrschaft ihres Sohnes anerkannten, wurden ihre Knie schwach. Hokanu mit seiner warmherzigen Feinfühligkeit spürte ihr Bedürfnis, und Mara nahm seine Hilfe dankbar an, als er an ihre Seite trat und seinen Arm um ihre Taille legte.
    Als die Erhabenen hinausschritten und die große Halle sich langsam leerte, trat der Lord der Keda, der Kaiserliche Kanzler, in seiner glitzernden Amtskleidung vor. Trotz seiner früheren Nervenschwäche hatte der alte Mann nichts von seiner Fähigkeit als Redner verloren. »Als Kanzler möchte ich zu den ersten Edlen zählen, die Kaiser Justin die Treue schwören.« Er kniete nieder und sprach den alten Eid, und die Spannung schien von der Menge abzufallen. Plötzlich verwandelte sich das, was beinahe zu einem Schlachtfeld geworden wäre, in einen Saal kniender Männer und Frauen, die Worte der Huldigung an einen Jungen wiederholten, der als Sohn eines Sklaven empfangen worden und vom Erbe der Acoma zum zweiundneunzigsten Kaiser Tsuranuannis aufgestiegen war.
    Als die neuen Mitglieder seines Hofes sich erhoben, wand Justin sich unruhig hin und her, Sorge stand in seinem Gesicht. »Ihr habt mir alles andere erklärt, aber was tu ich jetzt?« flüsterte er laut zu seiner Mutter und dem Vater, der ihn als eigenen Sohn adoptiert hatte.
    Jehilia blickte bei seinem Fehler erschrocken auf.
    Nicht wenige Priester verbargen ein Kichern hinter ihren zeremoniellen Masken, während Hokanu den Kriegshelm abnahm und laut auflachte. »Sag deinem Volk: ›Laßt die Feier beginnen!‹«
    Justin sprang vom Thron und verlor beinahe den goldenen Helm mit der Krone, das Zeichen Seiner Kaiserlichen Erhabenheit. Er zog seine Lady hinter sich her und sah ganz und gar nicht schicklich aus – mehr wie ein Junge, der Unfug im Kopf hatte, sobald seine Eltern nicht hinschauten. »Laßt die Feier beginnen!« rief er.
    Jubel ließ die große Audienzhalle erbeben, noch viel betäubender jetzt, weil die Belagerungsmaschinen der Omechan schwiegen. Es krachten keine Steine mehr gegen das Kaiserliche Viertel. Und als die Stimmen und Rufe auf ein angenehmeres Maß geschrumpft waren, ertönten laute Gongschläge von den Tempeln der Zwanzig Götter, um die Bevölkerung auf die Straßen zu rufen, damit sie die großzügige Gabe im Namen Justins, zweiundneunzigmal Kaiser von Tsuranuanni, annehmen konnten.
    Während sich die große Halle leerte und die Kaiserlichen Herolde die Neuigkeiten in der Stadt verbreiteten, begab sich der kleine, mausähnliche Jican zu den Palast-Bediensteten. Die große Gestalt des kaiserlichen Hadonra ließ ihn nur einen kurzen Augenblick innehalten. Nach einem knappen, lebhaften Streit trat der gewaltige Beamte zurück und sagte irgend etwas, daß der kaiserliche Anstand unwiderruflich ruiniert wäre, und verschwand in seinen Gemächern. Jican nahm sich jetzt den Rest der Dienerschaft vor. Sie würden ein Fest für ihren neuen Kaiser vorbereiten, befahl Jican, und wenn es sie alle bis zum letzten Tellerjungen, bis

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