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Tag der Entscheidung

Tag der Entscheidung

Titel: Tag der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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die Verzweiflung an. Wenn es ihr nicht gelang, mit diesen Thuril vernünftig zu reden, und sie in die Sklaverei verkauft werden würde, gab es nur eine Möglichkeit, wie Hokanu einen Sohn bekommen konnte: Seine andere Frau würde ihm das Kind gebären müssen. Dieser Gedanke verursachte ihr schlimmere Schmerzen als jede körperliche Unannehmlichkeit.
    Mara bemerkte erst spät, daß das Marschtempo langsamer geworden war. Die Hochländer machten in einem Tal zwischen Hügeln halt, die vom Licht des späten Nachmittags rot gefärbt waren. Einige jüngere thurilische Krieger rannten die Abhänge hinunter; Umhänge flatterten auf, Waffen wurden geschwungen, und ausgelassenes Gelächter erscholl. Eine jubelnde Begrüßung erfaßte die Gruppe mit den zahlenmäßig unterlegenen Gefangenen. Die Neuankömmlinge betrachteten Kamlio mit hochgezogenen Augenbrauen und machten bewundernde Bemerkungen. Sie fingerten an Maras einfacher Robe herum und redeten laut, bis die Lady es leid war, so angestarrt zu werden.
    »Was sagen sie?« verlangte sie in scharfem Ton von Iayapa zu wissen, der mit gesenktem Kopf dastand. Er sackte sogar noch weiter zusammen, als Mara ihn so herrisch ansprach.
    »Mylady«, räumte der Hirte ein, »es sind sehr rauhe Männer.« Spöttische Rufe ertönten bei seinem ehrerbietigen Verhalten, und jemand meinte in barschem, gebrochenem Tsuranisch: »Wir sollten ihn Der-Mit-Den-Frauen-Spricht nennen.«
    Das daraufhin einsetzende Gejohle und Geschrei erstickte beinahe Maras wütende Nachfragen und Iayapas verzweifelte Bitte. »Mistress, bittet mich nicht, das zu übersetzen.« Hinter ihr griff sich einer der jungen Männer zwischen die Beine und rollte mit den Augen, als wäre er in höchster Erregung. Seine Kameraden lachten glucksend über seine Bemerkung und klopften sich gegenseitig auf die Schulter. »Es würde Euch kränken, Herrin«, sagte Iayapa über den Lärm hinweg.
    »Sagt es mir!« forderte Mara ihn auf, als Saric und Lujan heranschlurften und die gewohnten Positionen neben ihr einnahmen, um sie vor den spöttischen Bemerkungen zu schützen.
    »Mylady, ich möchte nicht respektlos sein.« Wenn Iayapa nicht gefesselt gewesen wäre, hätte er sich auf den Boden geworfen. So aber konnte er nur bedrückt dreinschauen. »Ihr habt es mir befohlen. Der erste da, der Kerl mit dem grünen Umhang, hat den Anführer gefragt, ob er Euch schon genommen hat.«
    Mara sagte nichts, nickte aber.
    Iayapa schwitzte trotz der kühlen Bergluft. »Der Anführer hat geantwortet, daß er nur darauf wartet, daß wir das Dorf erreichen, weil Ihr spindeldürr wärt und er viele Kissen und Felle brauchen wird.« Er wurde fast rot, als er den Rest hervorstieß. »Der dritte, der sich zwischen die Beine gegriffen hat, erklärte, daß Euch ein Mann geantwortet hat. Das würde möglicherweise bedeuten, daß Ihr eine Hexe seid. Und er meinte, ob der Anführer nicht ein großes Risiko eingeht, sollte er versuchen Euch anzufassen, weil Ihr ihm vielleicht seine … Männlichkeit abreißt und ihm in den Mund stopft. Die anderen halten dies in der Tat für sehr lustig.«
    Mara zerrte vor Ärger an den Lederriemen, die ihre Handgelenke fesselten. Wie konnte sie auf solche Unanständigkeiten nur mit Würde antworten, festgebunden wie ein Stück Vieh? Sie grübelte einen Augenblick darüber nach, während sie auf Lujan und Saric starrte. Beide sahen aus, als wären sie bereit, für sie zu töten, aber sie waren ebenso hilflos wie sie. Doch nichts auf der Welt würde sie dazu bringen, solche Beschimpfungen von Fremden zu ertragen, ohne irgendeine Art von Widerstand zu leisten! Da ihr nur die Sprache blieb, brachte Mara den schärfsten Schrei hervor, den sie erzeugen konnte. Diese derben Barbaren verstanden vielleicht kein Tsuranisch, aber bei Turakamu, sie konnten ihre Absicht an ihrem Ton erkennen.
    »Du da!« zischte sie, während sie ihren Kopf in die Richtung des Anführers riß. »Wie heißt du!«
    Der Mann mit der spitzen Nase, der die Truppe anführte, nahm Haltung an und drehte sich zu ihr um, noch bevor er nachdenken konnte. Der jüngere Mann neben ihm nahm die Hände von seinen Geschlechtsteilen und starrte den älteren erstaunt an. Er sagte etwas, das der Anführer mit einer Geste beantwortete, als wäre es ihm unverständlich. Statt dessen richtete er sich an Iayapa, in dessen eigener Sprache, und die anderen lachten.
    Mara wartete nicht auf die Übersetzung. »Dieser großspurige Narr, der weniger Hirn im Kopf hat als das Vieh,

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