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Tag der Entscheidung

Tag der Entscheidung

Titel: Tag der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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erst langsam, dann mit der Geschwindigkeit eines Wasserfalls, begleitet von heftigen, teilweise derben Gesten. Die Wachen erheiterten sich und warfen Blicke in ihre Richtung; der Beweis dafür, daß der Hochländer von der Gefangennahme berichtete. Auch die Badeszene am Fluß wurde wohl nicht ausgespart, denn die Wächter stießen sich gegenseitig die Ellenbogen in die Rippen und johlten, den Blick auf Lujan und Saric gerichtet.
    Dann winkten die Wachen auf den Zinnen die Hochländer und ihre tsuranischen Gefangenen weiter, und der Wagen ruckelte unter Eselsgeschrei und dem schrillen Kreischen der Querdidras vorwärts. »Nun gut«, meinte Mara zu Kamlio, »bei der Fanfare werden alle in der Stadt wissen, daß wir hier sind.«
    Mehr denn je wünschte sie sich, daß das Weidengeflecht niedrig genug wäre, um ihr einen Blick hinaus zu gewähren, doch als einen Augenblick später ein prasselndes Geräusch zu hören war, änderte sie ihre Meinung wieder – es klang, als würden Steine oder getrockneter Mist gegen die Seitenteile des Karrens geworfen. Schreie in thurilischer Sprache vermischten sich mit dem Gekreische von Kindern, als diese bei dem Unfug erwischt wurden, dann hörte das Bombardement plötzlich auf. Mara richtete sich weiter auf und lugte über den Rand des Weidengeflechts. Sie sah zweistöckige Steingebäude und hölzerne Hinweisschilder in matten Farben im Wind hm und her schwingen. Die Pfosten der Galerien und Fenstersimse waren mit geschnitzten Totems versehen, und die spitzen Giebeldächer der Häuser hatten für tsuranische Augen etwas Befremdliches. Auch die Dachvorsprünge unter den verwitterten Strohdächern waren geschnitzt, eine Art Runen oder Schriftzeichen. Die Fensterläden waren geschlossen und verriegelt, außer den wenigen, hinter denen pausbäckige Frauen saßen und mit obszönen Gesten hereinbaten.
    »Huren«, urteilte Kamlio in scharfer Bitterkeit. Mara konnte ihre unausgesprochene Angst sehen, daß solch eine Dachkammer ihr zukünftiges Zuhause werden könnte.
    Mara biß sich auf die Lippen. Sie wußte, daß Kamlio viel eher die Frau eines Häuptlingssohnes werden würde, doch immer wieder fragte sie sich: Wenn ihr Supai plötzlich ohne Haus dastehen und von Hokanu gebeten würde, in den Dienst der Shinzawai zu treten – was würde er tun? Würde er ein freier Spion bleiben und in diese feindseligen Berge ziehen, um die thurilischen Städte nacheinander nach der Frau zu durchkämmen, die sein Herz gestohlen hatte? Mara schätzte, daß er nach Kamlio suchen würde.
    Der Wagen holperte über etwas hinweg, das möglicherweise Kopfsteinpflaster war, und kam dann zum Stehen. Fin blonder Hochländer, dessen breites Grinsen Zahnlücken offenbarte, öffnete die Klappe am hinteren Teil des Wagens und forderte Mara und Kamlio auf auszusteigen. Hinter den thurilischen Kriegern und den in kleinen Grüppchen umherstehenden Schaulustigen war ein langes Haus zu sehen, das an die Stadtmauer grenzte; dem ersten, schnellen Blick nach hielt Mara es für eine kleine Festung. Die beschlagenen Holztüren waren geöffnet, aber der Eingang war mit Wolltüchern verhängt, in die Muster aus Quadraten und Linien gewebt worden waren. Bevor Mara mehr erkennen konnte, schob einer der thurilischen Krieger sie auf die Klappe zu. Auch Kamlio, Saric, Lujan und Iayapa wurden von den übrigen getrennt und folgten.
    Mara staunte über die Weichheit des Gewebes, das sie im Vorbeigehen berührte. Dann war sie auch schon drinnen, die anderen dicht hinter ihr, und zwinkerte, da die rauchige Luft in dem fensterlosen Raum in den Augen brannte.
    Der rötliche Schimmer einer aufgeschichteten Glut durchdrang die Düsternis; sie wurde wohl eher zum Kochen genutzt, als um den Raum zu wärmen, in dem ohnehin eine stickige Luft herrschte, eine scharfe Mischung aus Wolle, Eintopf und zusammengepferchten Menschen. Vor dem riesigen Steinherd saß eine alte Frau auf einer leicht erhöhten Bank und säuberte Querdidrawolle auf einer Karde aus Knochennägeln. Auf dem Boden vor ihr kauerte, kaum mehr als ein Schatten, ein Mann mit gekreuzten Beinen in einem Weidenstuhl. Als Maras Augen sich an das düstere Licht gewöhnt hatten, erkannte sie, daß er graue Haare hatte. Sein Mund war breit und mürrisch und wurde von einem Schnurrbart umrahmt, der weit über seinen Kiefer hinunterhing. An den Enden blitzten und rasselten bunte Perlen, als er das Kinn hob.
    Iayapa flüsterte Saric rasch etwas zu, der daraufhin murmelte: »Der hier trägt den

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