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Tag der Entscheidung

Tag der Entscheidung

Titel: Tag der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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verstehen zu können.«
    Mara lachte. Gittanias aufrichtige Ehrlichkeit war ein angenehmer Wechsel nach Kamlios schwierigen Stimmungen und ihrer mürrischen Verbitterung. Obwohl die Lady genug Angst vor dem Ausgang ihrer bevorstehenden Begegnung mit den Cho-ja hatte, sah sie der Reise ungeduldig entgegen, da sie währenddessen ihre mitgenommenen Nerven würde beruhigen und darüber nachdenken können, wie sie die Audienz bei einer fremden Cho-ja-Königin bewerkstelligen sollte. Gittanias munterer Humor würde sicherlich Balsam sein und die stete Anspannung lindern.
    Die Kaliane hatte schweigend ihre Unterhaltung verfolgt, während Bündel mit Nahrungsmitteln und Wasserhäute auf dem Rücken einer Querdidra festgebunden wurden. »Die Cho-ja sind sehr verschlossen und wenig vertrauensselig«, gab sie ihr einen letzten Rat. »Einst war das nicht so. Ihre und unsere Meister vermischten sich frei, sie tauschten Ideen und Wissen aus. Tatsächlich stammt viel von unserer grundsätzlichen Ausbildung als Magier von der Philosophie der Cho-ja. Doch der Krieg zwischen den Cho-ja und Tsuranuanni vor Hunderten von Jahren lehrte diese Wesen, daß Menschen mit Macht verräterisch sein können. Seither sind die Schwärme zurückhaltend und Kontakte zögerlich bis überhaupt nicht vorhanden.« Sie trat zu Mara. »Ich weiß nicht, was Ihr erleben werdet, Gute Dienerin. Doch ich warne Euch ein letztes Mal: Tsuranis sind für diese Cho-ja ein Greuel. Sie vergeben nicht, was ihren Artgenossen auf der anderen Seite der Grenze widerfahren ist, und möglicherweise machen sie Euch dafür verantwortlich, als wärt Ihr diejenige gewesen, die ihnen diesen Vertrag aufgezwungen hat.«
    Als Mara überrascht reagierte, wurde die Kaliane noch ernster. »Glaubt mir, Lady Mara. Cho-ja vergessen niemals, und für sie duldet das Gute nicht die Existenz von Unterdrückung oder Bösem. Vernünftige Menschen, so würden sie argumentieren, hätten den sogenannten Vertrag, der den tsuranischen Cho-ja ihre Magie verbietet, längst aufgelöst. Jeden Tag, der ohne einen solchen Erlaß vergeht, wird das Verbrechen neu begangen; für sie sind die vor Jahrhunderten begangenen Beleidigungen so, als wären sie in diesem Augenblick geschehen. In den Stöcken von Thuril werdet Ihr möglicherweise keine Verbündeten gegen Eure Versammlung finden, sondern nur einen raschen Tod.«
    So ernüchternd die Worte auch sein mochten, Mara ließ sich nicht abschrecken. »Nicht zu gehen heißt, die Niederlage zu umarmen.« Mit einem Nicken in Lujans Richtung und einer kurzen Handbewegung zu Gittania, um ihre Bereitschaft zum Abmarsch anzudeuten, wandte sie sich dem Stadttor zu.
    Mit großen Augen sah Kamlio ihre Herrin davongehen. Mara hatte ihre Bewunderung errungen. Hätte die Lady sich umgeschaut, sie hätte die Lippen der ehemaligen Kurtisane bei einem stummen Schwur gesehen: Sollte irgend jemand von der Acoma-Gruppe überleben und auf deren Güter zurückkehren, würde sie der Lady geben, was sie sich so sehnlichst wünschte: den Versuch, eine Freundschaft zu Arakasi zu entwickeln. Kamlio neigte ihren Kopf, als Mara außer Sichtweite geriet und Lujans Federbusch im Nebel verschwand. Sie schwor ihren Eid, in voller Demut darüber, daß die eigenen, unüberwindlich scheinenden Ängste nichts waren im Vergleich zu den Gefahren, denen Mara aufrecht und mit erhobenem Kinn entgegenschritt, ohne jedes Anzeichen von Sorge.

    Die Reise über die Höhenpässe der Berge erwies sich als ein beschwerliches Unterfangen. Nachdem sie einen Tag hinter sich hatten, wurde das Gelände steiler: Mit Stechginster bewachsenes Hochland türmte sich zu Felsnasen auf, das der Wind von sämtlichem Moos befreit hatte. Die Sonne schien immer von Wolken verhangen zu sein, ebenso wie die Täler, die von Nebelschwaden eingehüllt waren, die sich ihren Weg an Bächen und Strömen entlangbahnten. Der steinige Pfad bereitete Mara Schwierigkeiten, und Lujan half ihr mit seiner stützenden Hand über die mühseligeren Stellen. Ihre Sandalen wurden vom Schiefer abgewetzt, und sie hatte keine Luft übrig zum Sprechen.
    Gittania schien das Gelände so wenig auszumachen wie dem Querdidra-Bock, den sie als Lasttier für ihr Versorgungsmaterial und das Schlafzeug mitgenommen hatten. Sie plauderte beinahe unaufhörlich. Von ihren Kommentaren, als sie an diesem oder jenem Tal vorbeikamen, das ein kleines Dorf oder einen Hirtenweiler beherbergte, lernte Mara viel über thurilisches Leben. Die Hochländer waren ein wildes

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