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Tag der Entscheidung

Tag der Entscheidung

Titel: Tag der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Provinzen ihre Läufer dorthin schicken, um das seltene Eis für ihre Getränke zu holen. Ich selbst habe noch niemals Wasser gesehen, das von der Kälte hart geworden ist.«
    »Es ist Magie der Natur«, erklärte Gittania und ordnete eine kleine Pause an, als sie Maras Erschöpfung sah.
    Sie ließen die Pässe hinter sich, und der Weg fiel ab. Auf dieser Seite der Berge war das Land weniger trostlos und mit silbergrauem Blattwerk überzogen. Wie Gittania erklärte, fiel hier mehr Regen. »Die Wolkendecke wird bald dünner werden, und dann können wir die Cho-ja-Stadt Chakaha sehen.«
    Auf diesen Abhängen grasten keine Querdidra-Herden, da die Vegetation zu dornig war, doch einige wenige Familien fristeten hier ihr Dasein, indem sie Pflanzenfibern ernteten und zu Seilen flochten. »Es ist ein hartes Leben«, räumte Gittania ein. »Das Tauwerk zählt wegen seiner Stärke und Langlebigkeit zu dem Besten, das man kriegen kann, doch dieses Tal ist einen langen und anstrengenden Weg von den Märkten am Meer entfernt. Wagen können den Paß nicht überwinden, also muß die ganze Fracht auf einem Packtier transportiert werden oder auf den Rücken starker Männer.«
    Es kam Mara in den Sinn, daß die leichtfüßigeren Cho-ja mit einer solchen Bürde die felsigen Pfade mit einer Leichtigkeit überwinden könnten, die von keinem Menschen je erreicht werden würde, doch sie war nicht sicher, welche Beziehung die Thuril-Schwärme zu den Menschen hatten, und so behielt sie diesen Vorschlag für sich. Und dann vergaß sie den Gedanken wieder, denn nach einer Biegung fiel der Weg steil ab, und die Wolken wurden dünner und teilten sich, um den Blick auf ein Tal freizugeben, das sich wie ein Teppich unter einem hohen, blaßgrünen tsuranischen Himmel ausbreitete.
    »Oh!« brach es aus Mara heraus. Der Anblick, der sich ihr und Lujan bot, war ein noch überwältigenderes Wunder als die feine Schönheit von Dorales.
    Die Berge blieben zurück, und das Dornengewächs und die felsigen Auswaschungen führten in ein üppiges, tropisches Tal hinunter. Der Wind trug den Geruch von Rebengewächsen, exotischen Blumen und fruchtbarer Erde herbei. Palmwedelbäume erhoben sich wie Fächer gen Himmel, und hinter ihnen erhoben sich die Cho-ja-Stöcke, noch viel eindrucksvoller als die von den fähigsten Juwelieren des Kaiserreiches hergestellten Filigranarbeiten aus Gold.
    »Chakaha«, sagte Gittania. »Dies ist die Kristallstadt der Cho-ja.«
    Als wäre sie aus Glas entstanden, erhoben sich fingergleiche Spiralen aus pastellfarbenen Kuppeln in die Höhe, glänzten und strahlten in allen Farben, wie Edelsteine in einer Krone. Bögen von unglaublicher Feinheit in Rosa, Aquamarin und Amethyst überbrückten die Lücken zwischen ihnen. Schwarzglänzende Cho-ja-Arbeiter schienen aus der Entfernung wie Obsidian-Perlen aufgereiht auf einer Schnur, während sie über die engen Stege trippelten. Mara ergötzte sich an dieser Augenweide aus zerbrechlicher, glitzernder Architektur und staunte immer mehr. Hoch oben in der Luft flogen geflügelte Cho-ja. Sie trugen nicht das Tintenschwarz, an das Mara gewöhnt war, sondern Bronze und Blau, untermalt von Streifen in rötlichem Braun. »Sie sind wunderschön!« stieß sie atemlos hervor. »Unsere Königinnen in Tsuranuanni gebären nur schwarze Cho-ja. Die einzige andere Farbe, die ich jemals sah, war die einer jungen Königin, und auch sie dunkelte im Laufe ihres Erwachsenwerdens wie die anderen.«
    Gittania seufzte. »Cho-ja-Magier tragen immer leuchtende Markierungen. Ihr habt keine im Kaiserreich, weil sie dort verboten sind. Zu unserem Leid, Gute Dienerin, und zu Eurem immerwährenden Verlust. Sie sind weise in ihrer Macht.«
    Mara antwortete nicht sofort, verzaubert, wie sie von Chakaha war. Hinter den Glastürmchen ragte eine Reihe blauer Berge auf, deren Spitzen weiß vor dem Hintergrund des Himmels glänzten.
    »Eis!« vermutete Lujan. »Auf diesen Gipfeln ist Eis. Ah, ich wünschte, Papewaio könnte dieses Wunder sehen! Und Keyoke. Der alte Mann wird niemals glauben, was wir gesehen haben, wenn wir nach Hause zurückkehren und es ihm erzählen.«
    »Falls ihr nach Hause zurückkehrt«, sagte Gittania mit ungewöhnlicher Schärfe. Sie sah Mara an und zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Lady, ich kann nicht weiter mitkommen. Ihr müßt diesem Pfad von hier aus bis ins Tal folgen und den Weg nach Chakaha selbst suchen. Es werden Wachen dort sein. Sie werden Euch aufhalten, bevor Ihr die

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