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Tag der Entscheidung

Tag der Entscheidung

Titel: Tag der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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nicht. Ihre Ohren waren benommen von der Anspannung und dem schnellen, lauten Pochen ihres Herzens.
    »Ich werde mein Schwert ziehen und auf den Boden legen«, sagte Lujan mit fester Stimme. Er bewegte sich vorsichtig und schien nach außen hin zuversichtlich, doch Mara sah die Schweißtropfen, die unter dem Helm am Kinn entlangliefen, als er unendlich langsam das Schwert aus der Scheide zog, die Klinge mit der bloßen linken Hand aufnahm, damit seine Absicht, nicht zu kämpfen, nicht mißverstanden werden konnte, und legte die Waffe mit der Spitze auf sich gerichtet auf den Boden.
    Mara beobachtete, wie die Cho-ja gemeinsam ihr Gewicht nach vorn verlagerten, eine Bewegung, die sie bereits zuvor gesehen hatte. In der nächsten Sekunde würden sie angreifen, trotz ihrer Bitte um Frieden. So laut sie konnte, ahmte sie die Begrüßungsgeräusche nach, die sie von der Königin des Schwarms auf ihrem Land gelernt hatte; ein armseliger menschlicher Versuch des Klickens und Schnappens, das sich den Kehlen der Cho-ja entrang.
    Sofort blieben die Cho-ja wie Statuen stehen, nur einen Herzschlag vom Angriff entfernt. Doch als Lujans Schwert auf dem Boden ruhte und er sich wehrlos aufrichtete, entschärften sie ihre Haltung nicht.
    Auch sagte der Anführer der Gruppe kein einziges Wort. Statt dessen gab es einen gewaltigen Windstoß, der Maras Haare in Unordnung brachte und Lujan zwang, durch wäßrige Augen hindurchzublinzeln. Durch das Dach des Dschungels ließ sich eine Cho-ja-Gestalt herab, die stromlinienförmig schmal und mit glänzenden Streifen versehen war. Sie besaß eine unirdische Schönheit, die beinahe gefährlich schien, und über den ordentlich gefalteten Gliedmaßen wurde ihr scheinbar zerbrechliches Gewicht von kristallenen Flügeln gehalten, die den Wirbelwind verursachten.
    Ein Cho-ja-Magier war gekommen!
    Mara sog tief die Luft ein, um in unwillkürlicher Freude zu einer Erklärung anzusetzen, doch ihre Kehle brachte keinen Ton hervor. Die Luft um sie herum schien plötzlich zu flimmern, und die Gestalten der Cho-ja-Wachen verschwammen zu einförmigen Farben. Ihre Füße verloren den Kontakt zum Boden, und Lujan entschwand ihrem Blick. Es gab keine Bäume mehr, keinen Dschungel, keinen Himmel; nichts von alldem, was ihre Sinne entdeckten, war vertraut, nur noch ein Chaos aus wirbelndem Licht.
    Sie fand ihre Stimme wieder, und panische Angst färbte ihren Schrei. »Was habt Ihr mit uns vor?«
    Eine Antwort dröhnte wie aus dem Nichts, hallte in ihrem Kopf. »Feinde, die sich ergeben, werden Gefangene«, mahnte die Stimme.
    Und dann versank Maras Wahrnehmung in einer großen Woge aus Dunkelheit.

Fünf
    Herausforderung

    Mara erwachte.
    Ihre letzte Erinnerung an freien Himmel, den üppigen Dschungel und eine Patrouille aus Cho-ja-Wachen paßte nicht zu ihrer gegenwärtigen Umgebung: eine enge, sechseckige Kammer mit fensterlosen, nichtssagenden Wänden. Der Boden bestand aus poliertem Stein, und die Decke war aus einer spiegelähnlichen Substanz, die das Licht der einzigen Cho-ja-Kugel zurückwarf, die in der Mitte der Kammer hing.
    Mara stützte sich auf die Ellenbogen und kniete sich hin, als sie entdeckte, daß Lujan hinter ihr stand, wach und deutlich gegen eine unruhige Anspannung ankämpfend.
    »Wo sind wir?« fragte die Lady der Acoma. »Wißt Ihr es?«
    Ihr Kommandeur wirbelte herum und sah sie blaß vor kaum zurückgehaltener Wut an. »Ich weiß es nicht. Das Wo wird ohnehin kaum zählen, da wir als Feinde in der Stadt Chakaha festgehalten werden.«
    »Feinde?« Mara nahm Lujans Hand an und ließ sich beim Aufstehen helfen; sie bemerkte, daß seine Scheide leer war, was zum Teil seine Unruhe erklärte. »Wir wurden also mit Magie hierhergeschafft?«
    Lujan strich das vom Schweiß feuchte Haar zurück und straffte dann rein aus Gewohnheit den Riemen, der den Helm festhielt. »Magie muß uns von der Lichtung hierherbefördert haben. Und nur Magie kann uns herausholen. Wenn Ihr Euch umseht, werdet Ihr nirgendwo eine Tür entdecken.«
    Mara suchte schnell die Wände ab. Sie erhoben sich glatt, ohne von irgend etwas unterbrochen zu werden. Sie war ratlos, als sie sich fragte, woher die frische Luft kam, und entschied, daß die Kammer vollkommen aus einer magischen Beschwörung bestehen mußte. Die Schlußfolgerung ließ sie erzittern.
    Sie hatte es nicht länger mit Menschen zu tun, mit denen sie allein durch ihre Natur etwas verband. Sie fröstelte bei düsteren Vorahnungen, denn Mara wußte, daß sie und

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