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Tag der Vergeltung

Tag der Vergeltung

Titel: Tag der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liad Shoham
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drehte sich um einen Mann, der im Norden des Landes seine Frau ermordet hatte. Sie schaute sich auf der ganzen Seite um, suchte Meldungen, die mit Ziv zusammenhingen, eventuelle Hinweise auf einen Vorfall, fand aber nichts. An jenem Abend hatte er ihr eröffnet, dass er sich mit einer kriminellen Organisation eingelassen habe, ohne Namen zu nennen, um sie nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Unter Umständen las sie jetzt eine Meldung, die mit ihm zu tun hatte, schoss es ihr durch den Kopf, ohne es erkennen zu können.
    Sie hörte, wie Gili im Zimmer nebenan mit seinen Tieren spielte und Selbstgespräche führte. Wie lange könnte sie ihn hier einsperren? Sie saßen fest. In drei Tagen käme Orith mit ihrer Familie aus dem Skiurlaub zurück, dann müsste sie ohnehin abreisen.
    Sie gab bei Google ein: »Vergewaltiger aus dem Norden von Tel Aviv«. Viele Treffer, damit hatte sie gerechnet. Die Medien hatten über den Fall ausführlich berichtet, und zu der Zeit hatte sie die Nachrichten verfolgt.
    Sie beschränkte die Suche auf die Meldungen der letzten Woche.
    Mit angehaltenem Atem las sie von der zweiten Vergewaltigung, die Polizei hatte wieder Ziv unter Verdacht. Der Gedanke, er habe sie die ganze Zeit angelogen und noch eine Frau vergewaltigt, während sie hier wie auf glühenden Kohlen gesessen und auf ihn gewartet hatte, löste sich in Nichts auf, als sie die Tatzeit sah – da war er hier bei ihr gewesen.
    Ihre Augen wurden feucht. Was hatten sie verbrochen, dass das Böse sie verfolgte? Wieso war Ziv auf einmal in beiden Fällen Hauptverdächtiger?
    Vor Verzweiflung brach sie in Tränen aus. Sie fühlte sich völlig hilflos und verloren. Hätte er es ihr nicht ausdrücklich verboten, würde sie jetzt sofort die Polizei anrufen und aussagen, dass er bei ihr gewesen war, neben ihr im Bett gelegen hatte, während sie behaupteten, er habe im Norden von Tel Aviv eine Frau vergewaltigt. Doch sie hatte es ihm versprechen müssen – »wende dich auf keinen Fall an die Polizei«, waren seine Worte gewesen.
    Sie wollte den Computer gerade herunterfahren, als sie den Artikel über den ehemaligen Kriminalkommissar Eli Nachum bemerkte. Ziv hatte ihr von dem Ermittler mit den böswilligen, durchdringenden Augen erzählt, der alles darangesetzt hatte, dass er eine Vergewaltigung gestand, die er nicht begangen hatte. Und nun las sie, dass derselbe Nachum behauptete, Ziv sei unschuldig, er habe sich die ganze Zeit über geirrt.
    Doch der Anflug von Optimismus angesichts Nachums Äußerungen schwand schnell. Er war nicht nur vom Dienst suspendiert worden, die Polizei wies seine Schlussfolgerungen samt und sonders zurück. Die Polizei hielt Ziv für den Vergewaltiger. Als sie von der fieberhaften Suchaktion las, die in diesen Momenten stattfand, lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken.
    Sie schaltete den Computer aus und lief rastlos durch das Haus; wenn Ziv doch endlich zurückkäme und mit ihr zur Polizei ginge, dann könnte sie bezeugen, dass er in der Nacht der zweiten Vergewaltigung bei ihr gewesen war.
    Es war etwas Schlimmes passiert, ihre Intuition war richtig gewesen, sie spürte es.
    Sie wollte ihm unbedingt helfen, wusste aber nicht, wie. Was konnte sie schon tun? – Sie konnte das Schreiben öffnen, das Ziv ihr anvertraut hatte.
    * * *
    Mit zitternden Händen wählte sie die erste Nummer auf der Liste der Telefonauskunft. Es gab mehr als einen Eli Nachum in Tel Aviv und Umgebung. Sie hoffte inständig, dass sie keinen gravierenden Fehler machte, der Ziv noch mehr in Schwierigkeiten bringen würde.
    Doch länger dasitzen und Däumchen drehen konnte sie auch nicht. Vielleicht wäre ausgerechnet er die rettende Lösung. Schließlich hatte er ausdrücklich gesagt, dass er Ziv für unschuldig hielt. Ihn anzurufen hieß nicht, die Polizei anzurufen. Sie hatte ja in allen Artikeln gelesen, dass er außer Dienst war.
    »Giladi, hör auf, hier anzurufen. Kapierst du? Ich werde nicht mit dir reden, das kannst du in deiner verfluchten Zeitung zitieren!«, donnerte eine aufgebrachte Stimme aus dem Hörer.
    »Spreche ich mit Eli Nachum?«, erkundigte sie sich.
    »Ja, Verzeihung, am Apparat. Ich dachte, es wäre jemand anders«, erwiderte er.
    »Sind Sie Eli Nachum, der Polizist?«, wollte sie wissen.
    Je länger sie sich unterhielten, desto mehr Vertrauen flößte er ihr, trotz ihrer Ängste, ein. Er machte sich schwere Vorwürfe für das, was Ziv widerfahren war. Seiner Stimme entnahm sie – zumindest wollte sie es

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