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Tag der Vergeltung

Tag der Vergeltung

Titel: Tag der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liad Shoham
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endlich.
    »Ich glaube, ich muss brechen«, sagte er mit erstickter Stimme.
    »Wag es ja nicht, hier ins Auto zu kotzen«, warnte ihn Meschulam von hinten.
    »Ich kann nicht … ich kann nicht …« Er würgte, dass es keinem entgehen konnte.
    »Wenn du hier reinkotzt, breche ich dir Arme und Beine«, sagte Me’ir.
    Er entgegnete nichts, räusperte sich nur immer wieder, bis er sich beinahe tatsächlich übergeben hätte. Er musste die Sache noch einige Sekunden durchziehen – die Idee, aus dem Wagen zu steigen, musste von ihnen kommen.
    »Mach ihm die Tür auf, soll er doch auf den Bürgersteig kotzen«, wies Meschulam Me’ir an.
    Me’ir drehte sich zu ihm nach hinten, um sich noch einmal zu vergewissern.
    »Soll das ganze Auto vollstinken?«, fragte Meschulam, und er ließ nochmals einen Würgelaut hören, um jeglichen Zweifel zu zerstreuen.
    Die Türen wurden entriegelt.
    »Geh und kotz auf den Bürgersteig, du Hund«, hörte er Meschulam.
    Er machte die Tür auf. Ja, er würde es schaffen. Er käme hier raus.
    Als er ausgestiegen war, drehte er sich um und sagte mit klarer Stimme: »Ich habe keinem davon erzählt, ich habe die Sache für mich behalten. Richtet das Faro aus.«
    Verblüfft sahen sie ihn an. Er wollte noch etwas hinzufügen, doch er durfte die Sache nicht unnötig hinauszögern. Er schlug die Tür hinter sich zu und schlängelte sich an den anderen Autos vorbei, die im Stau standen. Er rannte, so schnell er konnte. Er musste schnellstens Merav anrufen, sie warnen.
    Nach etwa hundert Metern drehte er sich um. Meschulam stand neben dem Wagen und sah ihm aus der Entfernung nach. Wie er gehofft hatte, ließ Meschulam ihn ziehen.
    Er rannte weiter, tauchte in der Menge der Passanten unter, die sich auf dem Bürgersteig drängten.

24
    Eli Nachum trat aus dem Büro seines Vorgesetzten, des Kriminalrats Mosche Navon, und lehnte sich an die Wand. Er gab sein Bestes, um sich zu fangen. Könnte er sich nicht an der Wand abstützen, würde er womöglich umkippen, und das kam nicht in Frage. Er hatte immer streng darauf geachtet, seine Gefühle zu verbergen, erst recht, wenn es um den Job ging. Er war die Inkarnation des unbeugsamen Polizisten, da machte er keine Abstriche, weder bei sich noch bei denen, die ihm unterstellt waren oder die er vernahm.
    Ein Kollege, der den Gang entlangkam, blickte ihn verblüfft an, fragte sich bestimmt, weshalb Eli Nachum reglos wie eine Vogelscheuche da herumstand. Eli rang sich ein höfliches Lächeln ab, um ihm zu signalisieren, er solle in Gottes Namen einfach an ihm vorbeigehen. Hier gab es nichts zu sehen.
    »Alles in Ordnung?« Der Polizist blieb dennoch vor ihm stehen.
    »Ja, ja«, sagte er und nickte demonstrativ ungeduldig.
    Der Kollege musterte ihn kurz und ging dann weiter. Er musste von hier weg. In Kürze würden alle wissen, was in dem Raum vorgefallen war. Die bösen Zungen waren sicher schon eifrig am Werk. Diese dramatische Szene, wie er kalkweiß vor Navons Büro stand, musste er nicht als Zugabe liefern.
    Ihm war klar gewesen, dass er für sein Versagen im Fall von Adi Regev geradestehen musste. Seine leise Hoffnung, dass Galith Lavi über seinen Anteil an der Affäre Stillschweigen wahren würde, hatte sich zerschlagen. Auf einen Tadel seines Vorgesetzten, auf einen Eintrag in der Personalakte war er gefasst gewesen, und unter Umständen sogar auf mehr. Doch nicht darauf. Mosche Navon, den er seit Jahren kannte, hatte ihm mitgeteilt, es sei entschieden worden, ihn in zweimonatigen Zwangsurlaub zu schicken; währenddessen würde geprüft, ob ein Disziplinarverfahren einzuleiten sei. »Auch die Polizeidirektion ist im Bilde, und du weißt, wenn die einen überprüfen, lassen die so schnell nicht locker«, hatte er mit gedämpfter Stimme hinzugesetzt.
    Ihm war das Blut aus dem Gesicht gewichen. Er hatte versucht Mosche die Sache zu erklären. Er habe eingegriffen, weil er dachte, es sei zugunsten der Ermittlungen und würde helfen, eine unerfreuliche Situation zu bereinigen, die der Vater des vergewaltigten Mädchens herbeigeführt habe.
    Mosche hatte nur wortlos genickt. Seinem ausdruckslosen Blick entnahm er, dass es ihm völlig egal war, was er zu sagen hatte. Hier handelte es sich um eine Unterredung fürs Protokoll. Die Entscheidung war gefallen.
    Er hatte einen trockenen Mund bekommen. Er wusste, wie die Behörde funktionierte. Zwangsurlaub bedeutete: Seine Laufbahn war hier zu Ende.
    Eli hatte gespürt, wie der Zorn in ihm hochschlug. Nach so

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