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Tag des Opritschniks, Der

Tag des Opritschniks, Der

Titel: Tag des Opritschniks, Der Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Sorokin
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wird mir nie zu viel!
    Euch krieg ich doch alle satt und froh!
    Bin zu jedem Spaß bereit!
    Scham? Was ist das? Kenn ich nicht!
    Ach, ihr geilen Hunde ihr!
    Ach, ihr geilen Hunde ihr!
    Ach, ihr geilen Hunde ihr!
     
    Mit rauer Stimme hat Artamoscha es hinuntergebrüllt, die Säge kreischt. Der Moment ist da, der Saal explodiert. »Gebt’s ihr, der Schlampe! Der schamlosen!«, gellt es aus den vorderen Reihen; die einen bekreuzigen sich und spucken aus, die anderen schreien ach und weh, viele stimmen ein: »Ach, ihr geilen Hunde ihr!« Und da endlich erhebt sich der Anführer der Wackeren Burschen mit Spitznamen Rüssel und schmeißt eine faule Tomate nach dem Sänger. Die Frucht prallt dem Barden gegen die Brust. Augenblicklich, wie ein Mann erhebt sich die übrige Wackelburschenschaft, die ganze Saalmitte, und lässt einen Tomatenhagel auf Artamoscha niedergehen. Sekunden später ist seine schwarze Bluse rot.
    Der Saal ächzt auf.
    Rüssel aber brüllt, und zwar so, dass er rot anläuft: »Un-verr-schä-ä-ämtheit-t-t-! Eine Verleumdung der Gossuda-r-r-rin ist das!!!« Und alle Wackelburschen im Chor: »Verleumdung! Rufmord! Rebellion! Schuld und Sühne!«
    Der Saal sitzt vor Schrecken starr. Auch ich wage nicht zu atmen. Artamoscha sitzt auf seinem Bänkchen, über und über mit Tomaten beklebt. Und plötzlich hebt er die Hand. Richtet sich auf. Ein Anblick, der die Wackelburschen wie auf Kommando verstummen lässt. Nur Rüssel macht noch den Versuch weiterzubrüllen, aber so vereinzelt, wie das klingt, spüre ich im selben Moment, dass die Aktion gescheitert ist.
    »Da habt ihr sie, die Kremlhunde!«, sagt Artamoscha laut und vernehmlich und zeigt mit dem roten Finger in die Mitte des Saals.
    Worauf sich eine weitere Explosion ereignet, der ganze Saal stürzt sich auf die Wackelburschen, sie werden aufgemischt, verwamst nach Strich und Faden. Natürlich setzen sie sich zur Wehr, aber vergebens. Zu allem Unglück haben sich diese Idioten in die Mitte platziert und sitzen nun in der Falle. Von allen Seiten wird auf sie eingedroschen. Artamoscha steht derweil auf der Bühne, rot bespritzt wie der Heilige Georgi, der Drachentöter. Jetzt drängt auch die Dicke, die neben mir gesessen hat, kreischend ins Gemenge: »Geile Hunde! Geile Hunde!«
    Alles klar. Ich stehe auf und gehe raus.
    1 obszöner chinesischer Fluch

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    ES GEHT NICHT IMMER alles glatt. Nicht immer ist unsere schwere und verantwortungsvolle Arbeit von Erfolg gekrönt. Ich hätte den Schauplatz vorher inspizieren müssen, die Burschen instruieren, vorwarnen. Aber dazu war keine Zeit gewesen, ich musste an der Trasse die Kohlen aus dem Feuer holen. Das habe ich dem Alten zu meiner Rechtfertigung gesagt. Eigentlich wollte ich Rüssel noch eins auf den Rüssel geben, damit es ihm eine Lehre ist, aber dann hat er mir leidgetan – er hat auch so genug abbekommen. Den Volkszorn.
    Nun ja. Dieser Artamoscha ist gehörig abgedreht, er spielt mit dem Feuer. Treibt es auf die Spitze. Höchste Zeit, ihn auszulöschen. Dabei hat das Schwein einmal als ein wahrhafter Volksbarde angefangen. Zuerst sang er die kanonischen alten russischen Bylinen: vom Recken Ilja Muromez, von Buslai und Solowej Budimirowitsch. Damit hat er es im ganzen Neuen Russland zu Ruhm gebracht. Und nicht schlecht verdient dabei. Zwei Häuser gebaut. Gönner in den höchsten Kreisen gefunden. So hätte er seines Lebens froh sein können und die Zuneigung seines Volkes genießen, aber nein – ihn hat der Hafer gestochen. Artamoscha gefiel sich auf einmal als Sittenwächter. Und dies auch noch in Bezug auf unsere Gossudarin. In die Wolken verstiegen, sozusagen.
    Was nun unsere Gossudarin angeht – das ist eine andere Geschichte. Und die ist bitter.
    Bedenkt man es recht, mit dem Blick aufs große Ganze, hat unser Gossudar mit ihr keinen guten Griff getan. Wahrlich nicht! Der eine dunkle Fleck auf derWeste des Neuen Russland ist die Gemahlin des Gossudaren. Und dieser Fleck lässt sich weder auswaschen noch zukleistern, noch sonstwie liquidieren. Man kann nur Geduld haben, warten und hoffen …
    Schwirr-klatsch-stöhn. Das rote Lämpchen am Faustkeil blinkt.
    Die Gossudarin!
    Wenn man vom Teufel spricht … Der Herrgott verzeihe mir. Immer ruft sie an, sobald ich an sie denke. Das ist geradezu mystisch! Ich bekreuzige mich und gehe ran. Melde mich, den Nacken in Ehrfurcht gebeugt: »Ich höre, meine Gossudarin.«
    Ihr dickliches, energisches Gesicht mit dem Schnurrbärtchen über den

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