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Tag vor einem Jahr

Titel: Tag vor einem Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Geraghty
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dass ich nicht die Schuld an Patricks Tod trage.
    5. Seit ich dich getroffen habe, fühle ich mich anders. Im positiven Sinn. Ich mache weiter. Ich ändere Dinge. Vielen Dank dafür.
    6. Eine etwas körperfixiertere Bemerkung: Du bist so sexy. Wirklich sexy. Ich erinnere mich daran, wie wir in jener Nacht zusammen Sex hatten, wie
gut sich das anfühlte und wie wir nachher zusammen schliefen – wie zwei miteinander verschlungene Sichelmonde. Ich erinnere mich an die Wärme und deine Arme um mich herum.
    7. Deine Hände (Ich bin ein Mädchen, das schöne Hände liebt.)
    8. Deine braunen Augen (Bei roten Haaren? Wie konnte denn das passieren? Und deine langen Wimpern, du Mistkerl.)
    9. Dein Lachen … Und bring mich nicht dazu, von den Grübchen anzufangen …
    Ich kann all das schreiben, weil ich dir diesen Brief nie schicken werde. Dieser Brief ist nur für mich, und um ehrlich zu sein, bringt er mich zum Lächeln, wo ich doch dachte, nach der Katastrophe auf Clares Hochzeit würde ich das nie wieder können. Ich sage nicht, dass ich hoffe, du kommst wieder mit Caroline zusammen, denn das wäre eine Lüge und in diesem Brief steht nur die Wahrheit, aber ich hoffe, dass du ein glückliches Leben führen wirst. Ich glaube, ich werde dank dir glücklicher sein. Das ist dein Geschenk an mich, ob du das weißt oder nicht. Ich danke dir. Ich danke dir so sehr.
     
    In Liebe, Grace
    Ich wollte weiterschreiben, also fuhr ich mit Caroline fort.
    Liebe Caroline, in Bernard habe ich mich schon verliebt, bevor du ihn überhaupt kennengelernt hast. Das sage ich nicht zu meiner Verteidigung. Es ist einfach eine Tatsache.

    Ich war durcheinander und hätte mich anders verhalten sollen. Ich wünschte, alles wäre anders gekommen, aber ich kann nicht ändern, was geschehen ist. Ich kann mir nur wünschen, dass wir Freundinnen sein können. Deine Freundschaft hat mir sehr viel bedeutet. Ich glaube, das weißt du. Die Sache ist die, dass ich nicht glaube, dass Bernard der richtige Mann für dich war. Er ist einfach nicht dein Typ. Und ich denke, tief in dir drinnen weißt du das auch. Du warst einsam (und ich weiß, wie sich das anfühlt). Aus diesem Grund bin ich bei Shane geblieben. Du brauchst jemanden, der dynamisch ist, jemanden wie Bill Gates oder Bill Clinton (Ist es nicht seltsam, dass beide Bill heißen?). Und dieser Typ Mensch ist schwer (aber nicht unmöglich) zu finden. Bernard ist es nicht, ich weiß das – und du weißt es auch. Was ich getan habe, war falsch. Das gebe ich zu, und es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich dir wehgetan habe. Es tut mir leid, dass ich nicht die Freundin war, die ich gerne gewesen wäre. Es tut mir einfach nur leid.
     
    Deine Grace
    Ich versuchte viele Male, den Brief an Mam zu schreiben. Am Ende saß ich am Tisch, umgeben von zerknüllten Seiten und kaute an meinem Füllfederhalter. Ich wusste nicht, wie ich das, was ich sagen wollte, sagen sollte.
     
    In jenen Tagen bei Mary weinte ich viel. Sie saß neben mir und reichte mir Taschentücher und Tee. Abends saßen wir am Kaminfeuer, tranken ihren Brandy, der so in der Kehle brannte, und sie erzählte mir Geschichten über mich, Clare, Patrick und Jane, die ich vergessen hatte. Sie zeigte
mir Fotos, alte, vergilbte Fotos, die sich an den Ecken aufbogen: von Mam in einem langen, schwarzen Abendkleid, lachend, mit zurückgeworfenem Kopf und zu einer Hochfrisur toupierten Haaren. Sie sah aus wie ich heute – ohne die toupierten Haare.
    Von Patrick und mir, mit aufgeschlagenen Knien und Fischernetzen, wir halten uns am Strand stehend an den Händen und sind vor Kälte blaugefroren.
    Von Clare, die hoch oben auf den Schultern meines Vaters sitzt und Eis aus einer Waffel isst, die größer als ihr Gesicht ist, vom Ellbogen tropft ihr Eis herunter.
    Von Jane, die in Marys Wohnzimmer am Fenster sitzt und liest.
    Als ich allmählich zu mir kam, hielt ich mich bereits zwei Tage in Marys Haus auf. Das Erste, was ich einforderte, war mein Handy.
    »Nein«, erklärte Mary kategorisch.
    »Ich muss mich den Tatsachen stellen, Granny. Ich kann nicht den Rest meines Lebens hierbleiben und diese verdammten Karotten waschen.«
    »Warum nicht?«, erwiderte sie nur. »Das ist genau das, was ich tun werde.«
    Es schien keine vernünftige Antwort darauf zu geben, also ignorierte ich sie.
    »Granny, ich muss in mein Leben zurückkehren. Heutzutage kann man kein Leben führen, wenn man kein Handy hat. So einfach ist das. Kein Handy, kein Leben.«
    Und dann fiel

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