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Tage in Burma

Tage in Burma

Titel: Tage in Burma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Orwell
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verurteilt.
    Der ganze elende Aufstand war so offensichtlich zu Ende, daß man die Europäer nicht für gefährdet hielt und Maxwell ohne Bewachung in sein Lager zurückgegangen war. Flory
    beabsichtigte, bis zum Beginn der Regenzeit im Lager zu
    bleiben, wenigstens aber bis zur Generalversammlung des
    Clubs. Er hatte versprochen, dafür zurückzukommen, um die
    Wahl des Doktors zu beantragen; obwohl ihn jetzt, da er an seinen eigenen Kummer zu denken hatte, die ganze Intrige
    zwischen U Po Kyin und dem Doktor anwiderte.
    Noch einige Wochen krochen dahin. Die Hitze war jetzt
    furchtbar. Der längst fällige Regen schien in der Luft ein Fieber ausgebrütet zu haben. Flory war kränklich und arbeitete doch unaufhörlich, ärgerte sich über Kleinigkeiten, die er dem
    Aufseher hätte überlassen sollen, und zog sich den Haß der Kulis und sogar der Diener zu. Er trank zu allen Tageszeiten Gin, aber nicht einmal das Trinken konnte ihn jetzt ablenken.
    Die Vorstellung von Elizabeth in Verralls Armen verfolgte ihn wie eine Neuralgie oder Ohrenschmerzen. Jeden Augenblick
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    konnte es ihn überkommen, lebendig und abstoßend, verwirrte seine Gedanken, riß ihn vom Rande des Schlafes, verwandelte die Speisen in seinem Mund in Staub. Zu Zeiten floh er in wilde Wutanfälle, und einmal schlug er sogar Ko S’la. Schlimmer als alles waren die Einzelheiten - die immer schmutzigen
    Einzelheiten -, in denen die Szene in seiner Phantasie erschien.
    Gerade die Vollkommenheit der Einzelheiten schien zu
    beweisen, daß sie stimmten.
    Gibt es etwas Unwürdigeres, Entehrenderes, als eine Frau zu begehren, die man nie bekommen wird? Während all dieser
    Wochen gab es in Florys Kopf kaum einen Gedanken, der nicht mörderisch oder obszön war. Das ist die übliche Wirkung der Eifersucht. Einst hatte er Elizabeth seelisch, ja mit seinem Gefühl geliebt und sich ihr Mitgefühl mehr gewünscht als ihre Zärtlichkeit; jetzt, da er sie verloren hatte, wurde er von der niedrigsten körperlichen Begierde gefoltert. Er idealisierte sie nicht einmal mehr. Er sah sie jetzt fast so, wie sie war - dumm, snobbisch, herzlos - und es änderte nichts an seinem Verlangen nach ihr. Ändert es jemals etwas? Wenn er nachts wach lag, auf seinem Bett, das man wegen der Kühle vor das Zelt gestellt hatte, und in das samtige Dunkel starrte, aus dem man
    manchmal einen Gyi bellen hörte, dann haßte er sich wegen der Bilder, die in ihm aufstiegen. Er war so niedrig, dieser Neid auf den besseren Mann, der ihn geschlagen hatte. Denn es war nur Neid - sogar Eifersucht war ein zu guter Name dafür. Mit
    welchem Recht war er denn eifersüchtig? Er hatte sich einem Mädchen angeboten, das zu jung und zu hübsch für ihn war -
    und es hatte ihm - mit Recht - einen Korb gegeben. Er hatte die Abfuhr bekommen, die er verdiente. Auch gab es keinen
    Einspruch gegen diese Entscheidung; nichts würde ihn je wieder jung machen oder sein Muttermal oder seine zehn Jahre der
    einsamen Ausschweifungen ungeschehen machen. Er konnte nur dastehen und zusehen, wie der bessere Mann sie nahm, und ihn beneiden wie - aber der Vergleich war nicht einmal
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    erwähnenswert. Neid ist etwas Grauenhaftes, insofern anders als alle anderen Arten des Leidens, als man ihn nicht bemänteln, ihn nicht zur Tragödie erheben kann. Er ist mehr als nur qualvoll, er ist widerlich.
    Aber trafen seine Vermutungen überhaupt zu? War Verrall
    wirklich Elizabeths Liebhaber geworden? Es läßt sich mit
    Gewißheit nicht sagen, aber im großen und ganzen sprach alles dagegen, denn in einem Ort wie Kyauktada hätte so etwas nicht verborgen bleiben können. Mrs. Lackersteen hätte es
    wahrscheinlich erraten, auch wenn die anderen nichts geahnt hätten. Eines war jedoch sicher, nämlich daß Verrall bisher nicht um Elizabeths Hand angehalten hatte. Eine Woche vergingt
    zwei Wochen, drei Wochen; drei Wochen sind eine sehr lange Zeit in einer kleinen indischen Station. Verrall und Elizabeth ritten jeden Nachmittag zusammen aus, tanzten jeden Abend
    miteinander; doch Verrall hatte das Lackersteensche Haus noch nicht einmal betreten. Natürlich gab es endlosen Klatsch über Elizabeth. Alle Orientalen der Stadt hielten es für
    selbstverständlich, daß sie Verralls Mätresse war. U Po Kyins Version (und im wesentlichen hatte er meistens recht, wenn auch nicht in den Einze lheiten) war, daß Elizabeth Florys Konkubine gewesen sei und ihn wegen Verrall verlassen habe, der ihr mehr bezahlen konnte. Auch Ellis erfand

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