Tage wie im Traum
seien Sie vorsichtig, wem Sie Ihr Herz schenken", riet er ihr.
"Vorsicht ist mein Lebensprinzip."
Er lachte plötzlich und blickte sie an. "Mit diesem Mundwerk?" .
Gefühle sind stärker als die besten Abwehrmechanismen. Eve bebte am ganzen Körper, als wäre sie eine gestimmte Geige und er der Virtuose. Es war ein Warnsignal, ein Hinweis, dass es kein normaler, netter Abend gewesen war. Nichts an Drew Forsythe war normal und nett. Er war wie Dynamit, und es traf sie hart, dass sie dagegen nicht immun war.
Plötzlich wollte sie einfach nur weg. "Da drüben ist ein Taxistand."
"Sie wissen verdammt gut, dass ich Sie nach Hause bringe."
Die Begegnung mit seiner Frau schien Drew verändert zu haben.
Er war sonst so selbstbewusst, so beherrscht. Es überraschte Eve, dass er anscheinend auch verletzlich war. Vielleicht liebte er Carol ja immer noch? Zwischenmenschliche Bezjehungen waren so kompliziert - einer der Gründe, weshalb sie davor zurückschreckte.
"Wohin?", fragte er und startete den Jaguar. Die Straßen waren noch voller Menschen, die auf dem Weg ins Restaurant, ins Kino oder Theater waren.
Eve atmete tief ein, um das Gefühl der Unwirklichkeit zu vertreiben. Was tat sie hier mit ihrem Chef, in diesem Wagen?
Ihr schien, als würde sie in einem Schraubstock gefangen gehalten. Im Zwielicht wirkte sein gut geschnittenes Gesicht düster und nachdenklich, und das machte ihn nur noch attraktiver. "Es ist für Sie bestimmt ein Umweg."
"Macht nichts, Eve." Drew betrachtete sie aus den Augenwinkeln.
Eve gab ihm die Adresse, eine ruhige Straße im Süden der Stadt. Jeder wusste, dass das Haus der Forsythes auf einem mit Jaccaranda bewachsenen Hügel hoch über der Stadt lag. Es war seit 1890 im Besitz der Familie und wurde von Sir David und Lady Forsythe bewohnt. Drews ehemaliges Haus war fast ebenso bekannt, eine moderne Villa in den westlichen Hügeln.
Eve hatte irgendwo gelesen, dass das Haus nach der Scheidung auf seine Exfrau überschrieben worden war. Jetzt lebte er in einer Penthousewohnung in einem der feinsten Apartmenthäuser der Stadt.
Ein ziemlicher Unterschied zu dem Wohnblock, in dem Eve und Ben wohnten. Das Elternhaus hatten sie nach der Scheidung gegen ein kleineres Domizil eintauschen müssen, und nach dem Tod ihrer Mutter hatten sie auch dieses verkauft, denn es barg zu viele schmerzliche Erinnerungen.
Drew brach schließlich das spannungsgeladene Schweigen.
"Tut mir Leid, dass Sie diesen Auftritt mit ansehen mussten. "
Eve zuckte die Schultern. "So etwas kommt vor."
"Carol verliert leicht die Kontrolle, wenn sie zu viel getrunken hat."
Auch Eve hatte einiges an Selbstbeherrschung eingebüßt.
"Sie liebt Sie immer noch. Sie fühlt sich verlassen."
"Eine ihrer Lieblingsphantasien", erwiderte er hart. "Sie haben keine Ahnung, Eve." Es klang wie ein Seufzer.
Ausgerechnet sie sollte nicht wissen, was es hieß, verlassen zu werden? "Entschuldigen Sie, ich bin wohl zu weit gegangen."
"Und haben dabei einiges über sich verraten. Wahrscheinlich halten Sie mich für boshaft und gefährlich", fügte er ein wenig amüsiert hinzu.
"Nein!", stieß sie hervor.
"O doch, geben Sie es ruhig zu. Ich glaube, dass die Erklärung dafür in Ihrer Vergangenheit liegt."
"Lieber Himmel, soll das eine Psychoanalyse werden?" Sie zwang sich zu einem scherzhaften Ton.
"Sie sind ungewöhnlich, und das macht mich neugierig."
"Als Fallbeispiel?"
"Als Kollegin,und Freundin. Wir müssen Freunde werden, wenn wir eng zusammenarbeiten wollen. Auf jeden Fall möchte ich mich für Carol entschuldigen. Sie hat schon immer in jeder gut aussehenden Frau eine Rivalin gesehen."
"Und Sie haben ihr keinen Grund dafür gegeben?" Kaum waren die Worte heraus, da bereute Eve sie schon.
"Sie hassen Männer, stimmts?" Drew verzog den Mund.
"Nein", sagte sie energisch. "Ich glaube nur, dass Männer es mit der Treue oft nicht so genau nehmen."
"Haben Sie deshalb Angst, sich zu verlieben?" Er betrachtete sie kurz von der Seite her.
"Kein Kommentar."
Er lachte. "Und das, nachdem Sie mich gerade als Frauenhelden abgestempelt haben!"
Eve versuchte zu retten, was zu retten war. "Wirklich, ich bewundere Sie sehr und arbeite gern für Sie. Es ist eine Herausforderung. Aber wir sollten dieses Thema lieber beenden, sonst geht mir die Zunge durch."
"Ich sollte Ihnen öfter Wein verabreichen", sagte er trocken.
"Und jetzt müssen Sie mich führen, in dieser Gegend kenne ich mich nicht mehr aus."
Als sie vor dem Apartmentblock
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