Tage wie im Traum
diese zierliche Figur?"
Unwillkürlich atmete Eve tief ein. "Und wem ähneln Sie?"
"Die meisten sagen, meinem Vater."
Sie erwiderte seinen Blick. "Von der Größe und der Hautfarbe her - ja. Aber Sie haben etwas an sich, das ganz anders ist."
"Sehr scharfsinnig." Drew lachte. "Meine Mutter hat immer gesagt, ich käme ganz nach ihrem Vater. Er war eine schillernde Persönlichkeit. Leider ist er vor vielen Jahren bei einem Flugzeugabsturz über dem Dschunge
l von Neuguinea
umgekommen. Er hatte dort mehrere Kaffeeplantagen. Und er war begeisterter Pilot. Meine Großmutter behauptete, er sei mit seinem Flugzeug verheiratet gewesen."
"So wie Sie mit Ihrer Yacht?" Eve erinnerte sich an einen Zeitungsartikel.
"Sie gehört meinem Vater." Er lächelte. "Aber ich habe schon als Junge gern gesegelt."
Der Kellner erschien mit dem Wein, der ausgezeichnet war, und nahm die Bestellung auf. Sie entschieden sich beide für Fisch.
"Es ist nett hier." Eve sah sich um.
"Eines meiner Lieblingsrestaurants." Drew betrachtete Eve aus den Augenwinkeln. "Waren Sie noch nie hier?"
"Ich gehe selten essen. Bisher konnte ich es mir nicht erlauben."
"Was ist mit Freunden?" Sie hatte eine umwerfende Wirkung auf Männer. Er hatte es gesehen.
"Sie wären schockiert von den Preisen." Eve lächelte.
"Was macht Ben in seiner Freizeit?"
"Schlafen." Sie zog ein Gesicht. "Er hat nicht viel Freizeit. Es dauert lange, Arzt zu werden."
"Und es ist ein hartes Leben für Sie, so ganz allein?"
Sie schwieg einen Moment. "Wir kommen zurecht."
"Ich würde Ben gern kennen lernen."
"Warum?"
Etwas in diesen grünen Augen rührte an sein Herz. "Ich sage das nicht aus Höflichkeit, Eve."
"Nein. Es hat wohl mehr mit Ihrer Neugier zu tun, stimmts?"
"Vielleicht." Drew lächelte.
Es war so leicht, sich in diesem Lächeln zu verlieren. Eve mahnte sich zur Vorsicht. Dieser Mann strahlte eine unglaubliche Anziehungskraft aus. Der Frauenkenner, der mit seiner Faszination spielte. Hatte sie nicht schon bei ihrer ersten Begegnung unbewusst gespürt, dass er ihr Leben beeinflussen würde?
Zwei Gläser Wein taten ihre Wirkung, und sie erzählte Drew mehr von sich. Er hörte zu, als wäre er wirklich interessiert, als wäre sie die bezauberndste Frau der Welt und nicht einfach Eve Copeland. Machte das nicht seinen Charme aus? Für ihn war es nur ein Spiel. Doch sie, Eve, war keine Spielerin. Für kurze Zeit waren sie nicht Chef und Angestellte, sondern ein Mann und eine Frau, die mehr voneinander erfuhren.
Sie saßen beim Kaffee, als eine junge Frau, die mit einigen Leuten auf dem Weg nach draußen war, an ihrem Tisch stehen blieb. Sie war sehr schlank, sehr elegant gekleidet und blickte Eve unverhohlen neugierig an, bevor sie sich an Drew wandte.
"Ach, wie nett. Warum hast du meine Anrufe nicht beantwortet?"
Einen Moment dachte Eve, er würde die Frau einfach ignorieren. "Warum hast du überhaupt angerufen?", fragte er schließlich.
"Wir waren immerhin verheiratet." Ein Seitenblick aus kühlen blassblauen Augen traf Eve. "Ist das eine Kindesentführung?"
"Erwarte nicht, dass ich darauf antworte."
"Du könntest mich zumindest vorstellen." Die Frau betrachtete Eve durchdringend.
"Ja. Ich tue es aber nicht", erwiderte Drew. "War es eine nette Geburtstagsparty?"
Die Miene der ehemaligen Mrs. Forsythe erhellte sich. "Du hast es also nicht vergessen?"
"Nein. Nichts", sagte er schroff. "Du musst gehen, Carol. Die anderen warten auf dich."
Carol Forsythe schüttelte den Kopf und ließ Eve nicht aus den Augen. "Deine neueste Freundin?" Als Eve errötete, fügte sie amüsiert hinzu: "Natürlich. Ich weiß, er ist sehr charmant, meine Liebe, aber er hat leider kein Herz."
"Du hast zu viel getrunken, Carol", sagte Drew gelangweilt.
"Ich habe immer nur dich geliebt." Carol suchte in seinem Gesicht nach einer Reaktion.
Er stand auf und sah auf sie hinunter. "Du neigst seit jeher zur Selbsttäuschung." Er klang hart. "Bitte geh jetzt, bevor du uns lächerlich machst."
Die Frau beugte sich zu Eve hinunter und flüsterte: "Sie wissen ja nicht, worauf Sie sich einlassen."
"Verzeihung, aber Sie wissen leider nicht, was Sie sagen", entgegnete Eve sanft. "Ich bin nur eine Angestellte."
"Sie hätten ihr nicht einmal das sagen sollen", erklärte Drew, als sie auf dem Weg zum Wagen waren.
"Sie hat mir Leid getan. Offenbar war sie furchtbar eifersüchtig. "
"Carol will immer nur im Mittelpunkt stehen."
"Was ist denn geschehen?"
"Wir haben uns beide geirrt. Also
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