Tage wie im Traum
dem sich Farne und Orchideen festsetzen würden. Die schönsten Orchideen mit ihrer purpurnen, blassgelben, grünen, orangefarbenen und weißen Farbenpracht waren fast zwei Meter hoch, und ihre stark duftenden Blüten sahen aus wie bunte Wasserfälle.
Die tropische Flora war überwältigend. Riesige Farne wetteiferten an Größe mit den kleineren Bäumen und streckten ihre Blätter der Leben spendenden Sonne entgegen. Es gab eine Vielzahl von Palmenarten, von Moosen, Flechten und großen, exotisch aussehenden Pilzen. Jeder Quadratzentimeter Boden schien von Pflanzen bedeckt zu sein, deren heilende, schmerzlindernde und giftige Wirkung die Eingeborenen schon seit Jahrtausenden kannten. Die Aussicht, dieses Wissen in den Dienst der gesamten Menschheit zu stellen, erfüllte Eve mit Erregung, besonders hier im Regenwald. Es war ein Projekt, an das sie glauben und das sie unterstützen konnte.
Ein Stück voraus sah sie Drew, in Jeans und Buschhemd, mit dem Führer sprechen. Sie waren morgens mit dem Flugzeug angekommen, hatten ihre Bungalows in einer Ferienanlage bezogen und sich dann auf diese Führung begeben, die sie, Eve, organisiert hatte. Hinter ihr stapfte Jack, der inzwischen ihr Freund geworden war. Von ihm und seinem Team stammte das umfangreiche Material über das Projekt, und es war Eve gelungen, sich in kürzester Zeit die wichtigsten Informationen anzueignen. Das gefiel ihm sehr, und er begann, sich als ihr Mentor anzusehen.
Auch Drew, der länger und härter arbeitete als alle anderen, hatte ihr gesagt, wie zufrieden er mit ihrer Arbeit sei. Zwischen ihnen hatte sich eine Kommunikation entwickelt, die über Worte hinausging - noch vor kurzem hätte Eve das für unmöglich gehalten. Obwohl Drew Forsythe allein auf Grund seines starken Charakters sogar in ihre Privatsphäre vorgedrungen war, empfand Eve das inzwischen als erregende Erfahrung. Sie merkte, dass sie ihre "Angst" vor ihm immer mehr verlor.
Es war erstaunlich. Jahrelang hatte sie Mauern um sich aufgebaut, und innerhalb weniger Wochen waren sie gefallen.
Etwas später kehrten Drew und der Aufseher zu ihnen zurück. "Wie gefällt es Ihnen?" Drews dunkle Augen glitzerten, als er ihre schweißnasse Haut betrachtete, die sie irgendwie sehr sexy aussehen ließ. Ihre Wangen waren leicht gerötet, ihre Augen so klar und grün wie die Blätter ringsum, und wegen der Hitze hatte sie sich das goldblonde Haar hochgebunden. Sie sah völlig anders aus als damals bei ihrer ersten Begegnung.
Lebendiger, dynamischer. Vor allem wirkte sie entspannter, als hätte sich in ihr etwas gelöst.
"Es würde ein ganzes Leben dauern, all das in sich aufzunehmen." Sie wies auf die grüne Welt um sie herum.
"Und das Beste kommt noch", sagte er lächelnd. "Gary führt uns zu den Schmetterlingen am Waldrand. Dort wächst Lantana in Unmengen, und die Schmetterlinge lieben anscheinend ihren Nektar."
"Das ist bestimmt sehenswert." Eve warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. "Aber denken Sie an Ihren Termin um halb drei."
Er nickte. "Die Zeit vergeht viel zu schnell. Sehen Sie nur, Jack ist richtig in seinem Element."
Jack war ein Stück vorausgega ngen und deutete begeistert auf einen riesigen Baum, dessen Stamm bis zur Höhe von fünfzehn oder zwanzig Metern dicht mit weißen Blumen bewachsen war.
"Ich genieße es wirklich." Eve seufzte zufrieden. "Das Gefühl, das dieser Ort vermittelt. Kein Wunder, dass Mrs.
Garratt dieses Land liebt. Wir müssen ihr unbedingt klarmachen, dass wir keinen Schaden anrichten werden."
"Natürlich werden wir das nicht." Drew lächelte und berührte leicht ihre Schulter. "Und nun weiter. Vor meiner Verabredung mit Will Dawson möchte ich noch etwas essen. Er soll uns die alte Kupfer-und Goldmine am Mount Maratta neu erschließen.
"
Als Eve sich wieder in Bewegung setzte, flog plötzlich ein Vogel auf, dessen Gefieder leuchtend blau, rot und orange schillerte. Er schoss aus einem Feigenbaum, erfüllte das Zwielicht für einen Moment mit funkelnden Farben und verschwand dann wieder im undurchdringlichen Gewirr der Blätter.
"Was war das? Ein Eisvogel?" Eve streckte verblüfft die Hand aus und wollte sich zu Drew umdrehen. Im nächsten Mome nt spürte sie erschrocken, wie er sie blitzschnell von hinten umschlang und an sich zog.
"Himmel, das war knapp!", stieß er hervor.
Eve war wie erstarrt. Das Bewusstsein, in seinen Armen zu liegen, betäubte sie. Merkte er denn nicht, dass er mit einer Hand fast ihre Brüste berührte?
Die
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