Tage wie im Traum
arbeiten, erschreckte sie.
Aber war es so vielleicht nicht am besten? Sie war aus der Reihe getanzt und stand jetzt allein da. Ein vertrautes Gefühl.
Zu Hause duschte sie und schlüpfte in eine weiße
Seidenbluse und einen weiten bunten Rock. Jeder versuchte jetzt, sich mit Sir Davids Tod abzufinden. Was wohl mit dem legendären Vermögen geschehen würde? Ein Teil würde sicher an die junge Witwe gehen, doch der Haupterbe war Drew. Auch seine Schwester Anne würde bedacht werden, obwohl sie den Gerüchten nach reich geheiratet hatte. Der Onkel ihres Mannes sollte sogar Graf sein.
Eve griff nach einem Buch und versuchte zu lesen.
Irgendwann glaubte sie, den Motor eines Wagens vor dem Haus zu hören, stand auf und ging zum Fenster.
Sie öffnete die Jalousien, und ein warmes, freudiges Gefühl breitete sich in ihr aus: Es war Drew, der gerade seinen Jaguar abschloss. Eve rannte zur Wohnungstür und ließ ihn ein.
"Drew!"
Seine Vitalität und Lebendigkeit waren verschwunden, er sah sehr erschöpft aus und schien abgenommen zu haben. Als er sie in die Arme zog, klammerte sie sich an ihn und versuchte, ihm wortlos ihr Mitgefühl zu vermitteln.
"Wie geht es dir?" Eve lehnte sich zurück, und ihre Blicke begegneten sich, hielten einander fest.
"Wie Recht du hattest, Evie." Drew schüttelte den Kopf.
"Wer kann es schon wissen?"
Spontan nahm sie ihn bei der Hand und führte ihn ins Wohnzimmer. "Kann ich dir etwas anbieten?"
"Zärtliche, liebevolle Fürsorge." Sein Lächeln war nicht mehr so strahlend wie früher. "Ich habe dich vermisst, Evie", sagte er heftig.
"Ich dich auch." Sie litt mit ihm. "Ich musste ständig an dich denken. Wie geht es Susan?"
"Sie ist am Boden zerstört. Irgendwie hat sie es immer noch nicht begriffen. Komm, setz dich neben mich." Er zog Eve aufs Sofa, und ihr wurde heiß, als sie das Verlangen in seinen Augen sah. Er lehnte sich vor und barg den Kopf an ihrer Brust. "Evie."
Noch nie hatte sie eine solche Vertrautheit empfunden. Und gerade noch hatte sie sich von ihm verlassen gefühlt. "Ich wollte schon früher kommen, aber Dads Angelegenheiten sind unglaublich kompliziert." Es klang verstört. "Es wird Monate oder Jahre dauern, alles zu durchblicken. Und Susan ist völlig durcheinander. Anscheinend hatten sie einen Streit, aber sie will nicht darüber sprechen."
Eve spürte plötzlich etwas wie Angst. "Du hast keine Ahnung, warum?"
"Ich möchte es mir lieber nicht vorstellen", sagte er düster.
"Ich weiß nur, dass Dad sehr angespannt war. Manchmal dachte ich, er hört mir überhaupt nicht zu."
"Vielleicht ging es ihm da schon schlecht."
"Vielleicht." Drew blickte finster vor sich hin. "Andy Stewart, unser Geologe, hat auch gemerkt, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Jetzt werden wir es nie erfahren."
"Es tut mir so Leid, Drew."
"Ich will dich nur im Arm halten, Evie. Das passiert doch nicht alles wirklich, oder? Ich träume nur."
"So ist es, wenn jemand unerwartet stirbt." Eve dachte an ihre Mutter.
Plötzlich erkannte Drew, wie unglücklich sie war. "Und du?"
"Ich habe mir natürlich Sorgen um dich gemacht." Sie kannte Trostlosigkeit und Verlust. Trauer und Schmerz.
"Ich liebe dich wirklich, Evie."
Ihr wurde ganz heiß. "Nicht!" Schnell legte sie ihm einen Finger auf den Mund. "Du weißt nicht, was du sagst."
"Doch, mehr als jemals in meinem Leben." Jetzt klang er ganz stark und sicher. "Ich glaube, ich habe mich schon bei unserer ersten Begegnung in dich verliebt. Etwas in dir hat mich berührt. Und jetzt bist du mir so vertraut."
Sie empfand gleichzeitig Verzweiflung und Freude. "Drew, wir kennen uns erst seit kurzer Zeit." Sie zögerte kurz. "Ich habe Angst vor diesem Gefühl."
"Das weiß ich." Beschützerinstinkt stieg in ihm auf. "Ich habe versucht, so zärtlich zu dir zu sein, wie ich kann. Du liebst mich auch ein wenig, Evie?" Er sah ihr ins Gesicht und sprach weiter:
"Ja, das tust du. Diese Schatten unter deinen wunderschönen Augen, haben die etwas mit mir zu tun?"
"Ja, nur mit dir." Eve küsste seine Hand, mit der er ihr zärtlich die Wange streichelte. "Ich dachte, du würdest dich gar nicht melden."
Drew sah sie überrascht an. "Aber das musstest du doch wissen."
"Das ist jetzt egal." Eve machte Anstalten, aufzustehen, doch er hielt sie zurück.
"Nicht." Seine tiefe Stimme brachte ihre Nerven zum Beben.
"Es ist wichtig für mich, dich jetzt neben mir zu haben."
"Ich wollte dir doch nur etwas zu essen machen. Du musst etwas essen."
"Liebste Evie,
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