Tage wie in einem Rausch
Telefon sagen oder euch schreiben können, aber ich wollte euch sehen ..."
Als sie unsicher schwieg, wusste Elena, dass unter Catherines Heiterkeit immer noch Trauer und Verzweiflung lagen, die jederzeit wieder durchbrechen konnten.
"Wir freuen uns doch, dass du da bist", sagte Jed schnell und streichelte seiner Mutter im Vorbeigehen die Schulter, bevor er sich neben Elena stellte. "Seit wir hier sind, haben wir noch keine Ausflüge gemacht, und dein Besuch ist die ideale Gelegenheit dazu. Ich weiß, dass Elena darauf brennt, uns alles zu zeigen."
Das wusste Elena allerdings nicht. Mit Grauen dachte sie daran, in der Landschaft herumzulaufen und die liebende Ehefrau zu spielen.
Und als Jed dann sagte: "Was wolltest du denn mit uns besprechen, Ma?" ergriff sie die Gelegenheit und stand - auf.
"Ich kümmere mich ums Abendessen. Du musst hungrig sein, Catherine. Beim Essen kannst du uns alles erzählen."
Sie griff nach ihrem Glas, flüchtete in die Küche und schloss die Tür fest hinter sich. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Catherine hatte gesagt, sie wolle nur einige Tage bleiben, doch selbst das würde eine Qual werden. Es würde ihnen nicht gelingen, ihr das frisch verliebte Ehepaar vorzuspielen. Andererseits konnte sie, Elena, der armen Frau unmöglich noch mehr Unglück zumuten!
Jed und sie mussten eine Lösung finden. Irgend etwas musste ihnen einfallen, denn so konnte es nicht weitergehen.
Erschöpft trug sie ihr Glas zur Spüle und schüttete den Wein in das Becken. Jed hatte natürlich Recht. Schwangerschaft und Alkohol vertrugen sich nicht.
Seine Stimme ließ sie zusammenzucken. "Ich bin froh, dass du mir zustimmst." Er nahm ihr das leere Glas aus den bebenden Fingern.
Elena erschauerte. Sie hatte nicht bemerkt, dass er ihr gefolgt war/und der kühle Unterton in seiner Stimme traf sie wie ein Schlag.
Konnte er wirklich so schnell vergessen, was sie einander bedeutet hatten?
Aber hatte sie in der letzten Woche nicht genau das versucht?
Wahrscheinlich war es der einzige Weg. Sie wandte sich ab.
"Natürlich hast du Recht. Aber nicht immer, und daran solltest du manchmal denken." Nachdem er sich mehrmals geweigert hatte, sich ihre Version der Geschichte anzuhören, würde sie sich nicht noch einmal von ihm erniedrigen lassen. "Warum unterhältst du dich nicht weiter mit Catherine? Ich mache inzwischen das Essen."
Sie hatte ihm noch vieles zu sagen, doch damit musste sie warten.
Im Moment konnte sie ihn und seine Kälte nicht ertragen. Seit sie wusste, dass sie schwanger war, waren ihre Gefühle in Aufruhr, und seine Rückkehr - noch dazu mit Catherine - hatte nichts besser gemacht.
Sie konnte und wollte mit dieser Situation nicht fertig werden.
Jed sagte: "Sie sitzt auf der Terrasse und trinkt ihren Wein.
Schließlich ist sie nicht mehr die Jüngste, und die Reise hat sie angestrengt."
"Dann hätte sie nicht kommen sollen!" stieß Elena hervor und drehte sich zu ihm um. "Was glaubst du wohl, wie ich mich gefühlt habe, als ich euch ankommen sah? Du hättest mich zumindest vorwarnen können!" Gleich darauf bereute sie ihre harten Worte.
Catherine hatte die Reise auf sich genommen, um sich zu vergewissern, dass es schöne Dinge in ihrem Leben gab.
"Ich wusste nicht, dass du so selbstsüchtig bist." Kalte Verachtung lag in Jeds Blick. "Aber es ist ja nicht das Einzige, was ich nicht von dir weiß." Er verzog bitter den Mund, während er sie weiter abschätzend musterte. "Du siehst schrecklich aus. Mach dich ein wenig frisch, ich kümmere mich ums Essen. Und kein falsches Wort zu Catherine! Wenn du sie aufregst, bekommst du es mit mir zu tun."
Den Kopf hoch erhoben, verließ Elena die Küche. Als sie ihr Zimmer erreichte, war sie nahe daran, die Beherrschung zu verlieren.
Wie konnte er es nur wagen, sie wie Abschaum zu behandeln?
Sie schleuderte die Schuhe von den Füßen, riss sich das Kleid vom Leib und stürmte ins Badezimmer. Zehn Minuten später, als sie sich nach dem Duschen abtrocknete, wusste sie, was sie tun musste. Um ihres ungeborenen Kindes willen musste sie ruhig bleiben. Und um das zu erreichen, durfte sie sich nicht auf Jeds Niveau herablassen, durfte nicht ausfallend und verletzend werden und vor allem keine Szene machen.
Absichtlich wählte sie ein eng anliegendes ärmelloses Seidenkleid, das viel von ihren langen, sonnengebräunten Beinen sehen ließ und farblich zu ihren Augen passte. Der dünne Stoff umschmeichelte Taille, Hüften und Beine und betonte ihre noch
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