Tage wie in einem Rausch
sollte, als Catherine sie in ihrem Gedankengang unterbrach.
"Elena, ich muss dir sagen, dass deine Hochzeit mit Jed einer der glücklichsten Momente meines Lebens war. Das hat mir sehr geholfen, über Dans Tod hinwegzukommen - obwohl Dan durch nichts und niemanden zu ersetzen ist. Aber jetzt habe ich wieder etwas, über das ich mich freuen kann. Seit dem Tod meines Mannes habe ich immer nur das Beste für meine Söhne gewollt."
Tränen schimmerten in ihren Augen. Anscheinend hatte sie sich immer noch nicht ganz mit dem Schlimmsten abgefunden hatte, was einer Mutter passieren konnte: dem Verlust ihres Kindes. Elena wollte nicht weiter zuhören, doch sie konnte wohl kaum gehen.
"Wie jede Mutter habe ich mir für meine Jungen eine nette Frau und Kinder gewünscht. Ich habe schon Acht mehr daran geglaubt."
Catherine lächelte Elena unsicher an. "Dan - na ja, er war eben ein solcher Hitzkopf und wollte sich nicht festlegen. Und Jed war zu sehr Junggeselle, zu sehr mit der Firma verheiratet. Doch nachdem er dich nach der Beerdigung nach Netherhaye eingeladen hatte, wurde alles anders. Euch beide zu beobachten war mir eine Freude und hat mir Hoffnung für die Zukunft gemacht. Es war ja so offensichtlich, dass ihr euch am liebsten ständig umarmt hättet, es aber nicht getan habt.
Nicht nur wegen der traurigen Umstände, sondern weil ihr euch offensichtlich erst besser kennen lernen wolltet. Obwohl Jed und ich dich eigentlich vorher schon kannten, nach allem, was Dan uns von dir erzählt hatte.
Dass Jed endlich die Liebe seines Lebens gefunden hatte, war damals das Einzige, was mich aufrechterhalten hat. Und als er neulich anrief, um sich zu erkundigen, ob es mir gut gehe, habe ich ihn gefragt, ob ich nicht für einige Tage zu euch kommen könnte. Ich wollte es eigentlich nicht", fügte sie ernst hinzu, "es kam einfach aus mir heraus. Ich weiß, ihr seid in den Flitterwochen, aber ich glaube, ich musste euch sehen, um mich zu vergewissern, dass es nach dieser schlimmen Zeit auch noch etwas Gutes im Leben gibt."
Ihr Lächeln war so liebevoll, dass Elena das Herz schwer wurde bei dem Gedanken, dieser liebenswerten Frau den Seelenfrieden zu rauben, indem sie ihr die Wahrheit erzählte.
Jed hatte beschlossen, seiner Mutter eine glückliche Ehe vorzuspielen, weil er wusste, was die Wahrheit ihr antun würde. Jetzt konnte Elena die Beweggründe für seine Entscheidung besser verstehen er war sich seiner Verantwortung bewusst.
Wahrscheinlich hasste er genau wie sie den Gedanken, aller Welt etwas vorzuspielen, doch er wusste, dass es unter diesen tragischen Umständen das Beste war.
Elena wollte ihn nicht verstehen, und sie wollte auch kein Mitleid haben. Sie wollte nie wieder etwas von ihm hören oder sehen, wollte vergessen, dass sich seine Liebe in Hass verwandelt hatte - und es würde ein langer Weg sein, bis sie diesen Schmerz überwunden hätte.
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, und so füllte sie Catherines Glas nach und trank selbst einen Schluck von ihrem noch unberührten Wein.
Von der Tür her sagte Jed: "Meinst du, das ist gut für dich?"
Der kühle, missbilligende Unterton in seiner Stimme gab ihr einen Stich ins Herz, besonders als ihr aufging, weshalb er die Frage gestellt hatte. Alkohol und Schwangerschaft vertrugen sich nicht.
"Nun hab dich nicht so! Es ist fast Abend. Warum trinkst du nicht auch etwas?" Catherine, die den Grund für seine Einmischung nicht ahnte, drehte sich zu ihrem Sohn um und prostete ihm zu.
Elena stellte ihr Glas auf einem Seitentisch ab, weil ihre Hände zitterten. Eigentlich bebte sie am ganzen Körper, als sie unter den Wimpern hervor einen Blick auf ihren Mann riskierte.
Er schlenderte ins Zimmer und lächelte seine Mutter an, die Hände in den Taschen seiner engen schwarzen Hose, zu der er ein weites weißes Seidenhemd trug.
Doch seine Gesichtszüge waren angespannt, die Falten um seinen schönen, leidenschaftlichen Mund hatten sich vertieft, und unter der Sonnenbräune wirkte er blass. Auch für ihn schien die vergangene Woche nicht leicht gewesen zu sein.
Elena unterdrückte einen Anflug von Mitleid. Schließlich war alles seine Schuld.
"Und nun, ihr beiden ..." Catherine strahlte sie und Jed liebevoll an, und Elena fragte sich, ob ihre Schwiegermutter wirklich nicht merkte, dass etwas nicht in Ordnung war. "Ich habe mich nicht eingeladen, um das fünfte Rad am Wagen zu spielen.
Es gibt da etwas, das ich mit euch besprechen möchte. Ich hätte es auch am
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