Tage wie in einem Rausch
nicht, dass du eine vorschnelle Entscheidung triffst, weil du glaubst, dass Elena und ich dich nicht gern bei uns hätten."
Elena beobachtete ihn aus zusammengekniffenen Augen. Er schien es ehrlich zu meinen. Schließlich liebte er seine Mutter sehr. Nur weil er sie glücklich sehen und weiteres Unheil von ihr abhalten wollte, war er überhaupt auf den Plan verfallen, ihr eine glückliche Ehe vorzuspielen.
"Netherhaye hat dir immer sehr am Herzen gelegen - all deine Erinnerungen sind dort. Und denk mal an deinen geliebten Garten!"
"Nachdem ich Elenas Garten und ihr wunderschönes Haus gesehen habe, weiß ich, dass Netherhaye bei ihr in guten Händen sein wird."
Catherine tätschelte ihrem Sohn lächelnd die Hand. "Dan ist tot, und er hätte Netherhaye ohnehin nicht haben wollen. Es gehört dir."
"Trotzdem möchte ich nicht, dass du irgendwo allein lebst", entgegnete Jed schroff. "Noch nicht, bis ..." Er verstummte, und gegen ihren Willen musste Elena sein Verständnis und Mitgefühl bewundern. Hätte er doch nur etwas davon ihr gegenüber aufgebracht!
"Ihr braucht euch wirklich keine Sorgen um mich zu machen."
Catherine sah sie nacheinander lächelnd an. "Darum geht es nämlich: Ich werde nicht allein sein! Ich weiß nicht, wer zuerst auf die Idee kam, aber Susan und ich ziehen zusammen. Im Dorf steht ein Cottage zum Verkauf - erinnerst du dich an die Fletchers, Jed? Sie ziehen zur Südküste, um näher bei ihrer Tochter und den Enkeln zu sein. Und während ich euch hier alles erzähle, kümmert Susan sich um den Papierkram und schreibt ihr Haus zum Verkauf aus. Also, was haltet ihr davon?"
Elena wusste nicht, was sie denken sollte. Ihre Mutter hatte nichts davon erzählt, dass sie das kleine Haus in Birmingham verkaufen wollte, in dem Elena geboren war. Dass sie sie nicht ins Vertrauen gezogen hatte, schmerzte sehr.
"Nachdem ich mich hier eingerichtet hatte, habe ich sie gebeten, zu mir zu ziehen", erklärte Elena benommen. "Damals hat sie gesagt, sie sei zu alt, um noch einmal neue Wurzeln zu schlagen. Seitdem hat sie offensichtlich ihre Meinung geändert."
Sie stand auf. Sterne funkelten am samtdunklen Himmel, und die warme Brise trug den Duft von Kräutern mit sich. Sie konnte es nicht ertragen - nichts mehr! Die Nacht war so schön, und ihre Gefühle waren so schmerzvoll, verworren und hässlich. "Bitte entschuldige mich, Catherine. Ich räume den Tisch ab." Sie stapelte Teller und Schüsseln und rang sich ein kleines Lächeln ab. "Wenn du etwas brauchst, frag Jed."
"Musstest du so kurz angebunden sein?"
Jed schloss leise die Schlafzimmertür hinter sich, während Elena sich die Bettdecke bis unters Kinn hinaufzog.
Sie konnte die Verachtung in seinen Augen nicht mehr ertragen.
Ihre Mutter hatte ihr das Scheitern ihrer Ehe mit Liam nie verziehen. Sie war von ihrem jungen, gut aussehenden Schwiegersohn begeistert gewesen. Und als sie die Wahrheit über ihn erfuhr, sagte sie zu Elena: "Vielleicht hast du ihn dazu getrieben, meine Liebe."
Susans eigene Ehe war ein Fiasko gewesen. Als Elena fünfzehn gewesen war, war ihr Vater endgültig verschwunden, nach zahllosen Affären. Deshalb wollte Susan für ihr einziges Kind natürlich eine perfekte Ehe. Sie würde sich völlig zurückziehen, wenn sie erfuhr, dass Elenas zweiter Versuch, eine glückliche Familie zu gründen, noch schlimmer endete als der erste.
"Verschwinde", sagte Elena erschöpft. "Ich bin jetzt nicht in der Stimmung zum Reden." Natürlich gab es einiges, was sie ihm erzählen musste - zum Beispiel von den Entscheidungen, die sie getroffen hatte. Und sie musste noch einmal versuchen, ihn dazu zu bringen, sie anzuhören. Sie hätte ihm von ihrer Behandlung in der Klinik sofort erzählen müssen, als sie sich ineinander verliebt hatten. Doch Dans Tod hatte nur wenige Tage zurückgelegen, und sie hatte nicht noch zu Jeds Trauer beitragen wollen - zumal sie damals geglaubt hatte, dass die Behandlung ein Fehlschlag gewesen sei. Jetzt bereute sie ihre Entscheidung, noch zu warten, bis Jed Dans Tod verarbeitet hätte.
Ja; es gab vieles, was noch gesagt werden musste, doch der seelische Stress der letzten Woche tat jetzt seine Wirkung, und Elena fühlte sich einfach nur noch erschöpft.
"Nicht in der .Stimmung' - das passt." Jed knöpfte sich das Hemd auf und kam langsam näher. "Dein Egoismus ist unglaublich! Für dich zählen nur deine eigenen Bedürfnisse. Du hast meinen Heiratsantrag angenommen, aber zufällig vergessen zu erwähnen, dass
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