Tage wie in einem Rausch
los war.
Fieberhaft versuchte sie, ihren Verstand wieder zum Arbeiten zu bringen. Jed war früher als angekündigt zurückgekommen. Sie wusste nicht, ob sie darüber froh sein, oder ob es ihr Leid tun sollte.
Eher Letzteres, entschied sie nach einem Blick auf seine harte, ausdruckslose Miene. In der engen grauen Hose und dem weißen, am Kragen offenen Hemd sah er fabelhaft aus. Aber nicht begeistert.
Liam brach das angespannte Schweigen. "Ich schätze, Sie sind Ehemann Nummer zwei." Er warf einen anerkennenden Blick auf den Jaguar und streckte Jed die Hand entgegen. Als dieser sie ignorierte, bemühte er sich vergeblich um einen geschliffenen Akzent. "Ich bin Ehemann Nummer eins. Um Ihretwillen hoffe ich, dass sie Ihnen nicht so übel mitspielt wie mir. Aber wetten sollten Sie darauf nicht."
Er ließ die Hand sinken. "Also, wenn ich schon nicht zu einem Drink eingeladen werde, gehe ich jetzt." Er wandte sich zum Gehen und warf über die Schulter noch ein boshaftes Lächeln zurück. "Ich gebe Ihnen einen Rat, alter Junge. Drehen Sie dieser Frau lieber nicht den Rücken zu."
10. KAPITEL
"Was hatte er hier zu suchen?"
Jed betrachtete sie aus zusammengekniffenen Augen. Trotz der warmen Nachmittagssonne zitterte Elena. Misstrauen und Kälte lagen in seinem Blick, keine Spur von dem neu entstehenden Vertrauen, von dem er bei ihrem letzten Telefonat gesprochen hatte.
Liam hatte alles verdorben.
"Er hat mich um Geld gebeten", stieß sie hervor. Wenn sie Jed von der Erpressung erzählte, würde er sicher die Polizei rufen, und am Ende würde die ganze Geschichte in der Presse landen. Das konnte sie nicht zulassen.
Es könnte Jeds Ruf und dem der Firma tatsächlich schaden. Und selbst wenn nicht, würde es ihn tief in seiner Ehre treffen, den Namen seiner Frau durch den Schmutz gezogen zu sehen.
"Wofür?" fragte er kurz angebunden. "Um ein Bier trinken zu gehen? Um sich neu einzukleiden? Er sah aus, als könnte er es gebrauchen! Oder hat er mehr verlangt, Elena?"
"Natürlich." Warum schwindelte sie ihm nicht etwas vor? Warum sagte sie nicht, dass Liam nur Hilfe brauchte, um sich über Wasser zu halten, während er nach Arbeit suchte? Doch es fiel ihr schwer, Jed nicht die ganze Wahrheit zu erzählen.
Natürlich bemerkte er den bitteren Unterton in ihrer Stimme. "Hast du ihm etwas gegeben? Ihr standet ziemlich nahe beisammen - er wirkte sehr zufrieden, und du sahst aus, als hättest du nichts dagegen, alte Zeiten wieder aufleben zu lassen."
Unglücklich musste sie zugeben, dass es vielleicht so ausgesehen haben konnte. Trotzdem konnte sie ihm nicht sagen, was wirklich passiert war. Sie zuckte mit den Schultern. "Wohl kaum. Meine Ehe mit Liam gehört zu den Zeiten, die ich lieber vergessen möchte. Und geben konnte ich ihm auch nichts, denn mein englisches Bankkonto ist fast leer."
Sie behielt es ohnehin nur, um während ihrer geschäftlichen Besuche in London darauf zurückgreifen zu können. Bei Dans Beerdigung und ihrer Hochzeit hatte sie das Konto praktisch abgeräumt.
Jed schien das zu akzeptieren, doch er fragte weiter. "Hast du ihm gesagt, wo du zu finden bist?"
"Natürlich nicht!" erwiderte sie ärgerlich. Dachte er etwa, sie hätte die ganze Zeit mit Liam in Verbindung gestanden und es ihm auch noch verheimlicht?
Jed bemerkte ihren Zorn und nickte kurz, wandte den Blick aber nicht von ihrem Gesicht, als würde er dort vergeblich nach der Wahrheit suchen. "Dann muss ich wohl annehmen, dass er rein zufällig auf Netherhaye war und die unverhoffte Gelegenheit ergriffen hat, dich um Geld zu bitten."
Elena spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg, während Wut, Enttäuschung und Hass in ihr tobten. Gerade als Jed und sie dabei waren, wieder zueinander zu finden, als er bereit war, sie wieder zu lieben und ihr zu vertrauen, da tauchte Liam auf und machte alles zunichte.
"Können wir diesen Widerling nicht vergessen?" stieß sie impulsiv hervor. "Ich hatte nichts mit seinem Auftauchen hier zu tun. Er hat von der Preis Verleihung gelesen und ist uns vom Hotel aus gefolgt.
Vorhin hat er angerufen und vorgeschlagen, dass wir uns treffen.
Glaub mir, ich wollte es nicht, aber ich habe zugestimmt, damit er nicht im Dorf herumhängt und lästig wird."
Sie hoffte, dass Jed sich damit begnügen würde, dass er die ganze schlimme Episode aus dem Gedächtnis streichen würde. Und es schien, als würde ihre Hoffnung erfüllt, denn er öffnete die Beifahrertür des Jaguar. "Steig ein. Ich kann dich ebenso gut
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